#FAQ15/033 Wie lange bestand eigentlich das Colosseum in der Schanzstraße?

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Theater Varieté Colosseum

Jacques (Jac) Guldan (1889-1970) führte von 1921-1959 fast vier Jahrzehnte das Theater Varieté Colosseum in der Schanzstraße. Im Holzrundbau wurde von Juni bis September gespielt. Das Gebäude bot 1.000 Gästen Platz. Das Orchester hatte eine Stärke bis zu 12 Personen. Die Bühne war 8m hoch, 5m tief und 11, 5m breit.

Zuschauerraum des Colosseum Schanzstraße
Plan Theater-Varieté Colosseum in der Schanzstraße

Jahr für Jahr fanden hier Konzerte, u.a. mit Horst Winter, Varietévorstellungen, Operetten, Kabarett-Aufführungen, Volksstücke, und unterschiedliche bunte Programme aller Art statt. Trude Mally (1928-2009), Hansi Niese (1875-1934), Rudolf Carl (1899-1987), Heinz Conrads (1913-1986), Richard Eybner (1896-1986), Hansi Führer (1879-1955), Hermann Leopoldi (1888-1959) und Hans Moser (1880-1964) traten hier ebenso auf wie das Ensemble der Löwingerbühne (von 1946-1949), der Tiroler Exl-Bühne oder das Schlierseer Bauerntheater.

Leila Negra (=Marie Nejar, geb. 1930) und Peter Alexander (1926-2011) – nicht als Sänger, sondern als Parodist von Hans Moser, Theo Lingen, Heinz Rühmann u.a. – debütierten im Colosseum Schanzstraße.

Vor Beginn bzw. in den Pausen spielten vor dem Vorhang Solist*innen oder kleine Gruppen, wie Zither-, Harmonikaspieler*innen u. ä., auf.

Das beliebte Theater Varieté Colosseum erlebte von 1921-1959 rund 16.000 Vorstellungen mit 10 Mio. BesucherInnen.

Programm des Theater-Varieté Colosseum in der Schanstraße – interessant der Hinweis auf der Rückseite (Bild links) auf den Luftschutzalarm und den Luftschutzraum in der Schanzstraße 57)

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte auf Betreiben der russischen Besatzungsmacht, der Betrieb sehr früh wieder aufgenommen werden. Bereits am 27 . Mai 1945 (offizielles Kriegsende 8.5.1945) startete das Eröffnungs-Programm „Wien singt, tanzt und lacht wieder‘‚.

„Wien singt, tanz und lacht wieder“ – bereits am 27.5.1945

Unmittelbar neben dem Colosseum Schanzstraße befand sich ein kleines Gasthaus, das ebenfalls Jac Guldan gehörte. Kellner*innen brachten dem Publikum während der großen Pausen kleine Speisen und Getränke in den Zuschauerraum. So konnten die Gäste auf den Plätzen bleiben und waren gut versorgt, was besonders in der kälteren Jahreszeit angenehm war.

1959 wurde der Bau abgerissen. Jac Guldan starb 1970.

Illustrierte Kronen-Zeitung, 29.10.1959

Seit den 1970er-Jahren bis 2020 befand sich dann hier ein ÖAMTC-Stützpunkt. Dieser übersiedelt in den 14. Bezirk (Hadikgasse/Kefergasse).

Ein Zeitzeuge berichtet:

Gehen wir weiter hinauf, am Ende der Schanzstraße, wo heute der ÖAMTC ist, befand sich das berühmte, ehemalige holzverkleidete Zirkuszelt, das Kolosseum. Es war ein vieleckiger Holzbau, rotundenartig mit einer Kuppel, in der Sportveranstaltungen wie Ringen etc. aufgeführt wurden, aber hauptsächlich Varietédarbietungen und Zirkusdarbietungen. Ich kann mich erinnern, als ca. fünfjähriger Bub, zur damaligen Zeit befand sich der berühmte Ballkünstler Ravdelin in Wien und hatte einen Monat lang im Zirkus Krone in der Leopoldstadt gastiert und gab dann ein achttägiges Gastspiel im Kolosseum, sozusagen als Draufgabe für die armen Leute. Damals konnte ich eine Aufführung des wahrhaft virtuosen Ballkünstlers sehen.

Zeitzeuge Kurt Arthur P., geb. 1922

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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828

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