🎬🎥Erinnern Sie sich noch ans Raimundkino?

Unser Bild des Monats zeigt diesmal das Raimundkino (früher Raimund Lichtspiele), das sich ab 1919 in der Sechshauserstraße 3 befand.

Der letzte Öffnungstag war der 8.7.1971. Gespielt wurde der Western „Die Unbesiegten“ (1969; Regisseur: Andrew Victor McLaglen) mit John Wayne und Rock Hudson in den Titelrollen.


Vom Kino …

52 Jahre lang befand sich das Raimundkino in dem ebenerdigen Haus in der Sechshauserstraße 3.

Das Raimundkino in der Sechshauserstraße 3 1959. gespielt wurde „Liebelei“ mit Romy Schneider
Zu sehen sind auf diesem Bild auch noch die Gleise der Straßenbahnlinie 57 – heute fährt hier der Autobus 57A

Das Raimundkino war das größte der Kinos im 15. Bezirk. Es wurde in einem ehemaligen Vorortelokal, den Stadtgutsälen, eingerichtet.

1922 hatte es einen Fassungsraum für 700 Personen. 1926 hatte das Kino Platz für 733 Personen und 1934 für 745 Personen. Ab 1929 sorgte eine riesige Lichtreklame an der Außenfront dafür, dass man das Kino weithin sehen konnte.

Ebenfalls 1929, während der Weltwirtschaftskrise, gab es in Wien Einheitspreise für den Kinobesuch: 50 Groschen kostete damals ein Platz im Parkett, 60 ein Balkon- oder Logenplatz.

Im selben Jahr wurde der erste Tonfilm gezeigt – und dies führte zu heftigen Protesten und zwar der Kinomusiker! Ab 1930 wurden die meisten Stummfilmkinos der Stadt konsequent zu Tonfilmkinos umgebaut, die Dienste des früheren Tappeurs (Pianospielers, der den stummen Film begleitete) bzw. ganzer Kinoorchester wurde nicht mehr benötigt, wogegen die KinomusikerInnen lautstark mehrmals auf den Straßen Wiens demonstrierten.

1938 wurde das Raimundkino arisiert, der Name des Profiteurs war Joseph Margreiter.

Quellen:
WienWiki
Mayr/Omasta: „Tempo! Tempo! Tempo!“ – Phantasiemaschine und Tonfilmkrieg

Ein Blick in den Kinosaal. Am Bühnenrand wird ein Stummfilm-Lustspiel beworben: „Frühere Verhältnisse“ (nach Johann Nestroy) mit Ossi Oswalda, Fritz Kampers und Claire Rommer (Regie: Arthur Bergen)
Kinoprogramm des Raimundkinos von 1929 (damals im 14. Bezirk Rudolfsheim! Erst 1938 wurden Rudolfsheim – mit Sechshaus – und Fünfhaus zum 15. Bezirk zusammengeschlossen)

… zum Supermarkt

Heute befindet sich an der Stelle des Raimundkinos ein Spar-Supermarkt.

2019 befindet sich der Stelle des ehemaligen Kinos ein Spar-Supermarkt

Eine kurze Geschichte des Kinos – 1895 gilt als Geburtsstunde

Die französischen Brüder Lumieré hatten als erste in einem Pariser Café einen Film auf eine Fläche projiziert. Kurz davor hatte der deutsche Max Sklandanowsky im Berliner Varieté Wintergarten mit einem selbstgebauten Projektionsapparat erstmals Filme vorgeführt. Diese Form der neuen Unterhaltung pflanzte sich wie ein Lauffeuer in allen Großstädten fort.

In Wien fand im März 1896 in einem Gebäude im 1.Bezirk (Kärntnerstraße / Krugerstraße) zum ersten Mal eine öffentliche Kinovorstellung statt.

1911: Erstes Kino im 15. Bezirk

Das erste Kino im 15. Bezirk waren die Handl Lichtspiele in der Mariahilferstraße 160, die 1911 ihren Spielbetrieb aufnahmen – geschlossen wurde das Kino 1976.  Dazu ein anderes Mal mehr

12 Kinos in der Glanzzeit

Die meisten Kinos im 15. Bezirk – nämlich zwölf – gab es in den 1950er und 1960er Jahren.

Das größte war das Raimundkino mit einem Fassungsvermögen von 745 Plätzen (1934).

Dann kam das Kinosterben

Ende der 1960er Jahre begann das große Kinosterben. Im Laufe der Zeit wurde ein Kino nach dem anderen geschlossen. Statt dunkler Kinosäle gibt es heute verschiedene Geschäfte.

Im September 2005 wurde wieder ein Kino im 15. Bezirk eröffnet – die Lugner Kino City mit 11 Kinosälen und einem Fassungsvermögen von 1.840 Personen.

So hat der 15. Bezirk im Jahr 2019 nur mehr ein Kino.

Die Stadtgutsäle

Stadtgutsäle: „(…) sehen wir zur rechten Hand das Wirtslokal ‚Zum Stadtgut‘. Allgemein bekannt durch den hübschen von hohen Säulen begrenzten Tanzsaal und die großen Speiseräume, wo alljährlich die elegantesten Bälle, wie zum Beispiel die Kinderbälle, der evangelische Ball und die von den Gemeinden und Vorstädten veranstalteten Armenbälle abgehalten werden.

Seit den (18)20er Jahren finden hier auch die Kinderbewahranstalt-Bälle statt, deren Erträgnisse zur Erhaltung der seinerzeit entstandenen ersten Vororte-Kinderbewahranstalt in der Prinz Karl Gasse zu Braunhirschen (heute Nr. 6) (seit 1919 Oelweingasse) und der im Jahr 1846 durch Baumeister Wenzel Krehon erbauten neuen Kinderbewahranstalt in der Schulgasse (westlicher Teil der Herklotzgasse) Ecke Karolinengasse (Geibelgasse) heute Herklotzgasse 35, verwendet wurden. Die Kinderbewahranstalt stand unter dem Protektorate der Kaiserin Karolina Augusta, die auch häufig mit ihrem hohen Gemahl Kaiser Franz I. die Anstalt besuchte.

Bei den Kinderbewahranstalts-Bällen im Stadtgut waren jedes Mal die Portraits des Kaisers und der Kaiserin oberhalb hübscher Bouquets und Blumengruppen angebracht. In der Ruhestunde um Mitternacht wurde dann von sämtlichen Anwesenden, die paarweise im Saale promenierten, die Volkshymne gesungen.

Nach Eröffnung des Schwenderschen Amorsaal im Jahre 1854 fanden dann alljährlich die großen eleganten Bälle dort statt.“

aus: Rudolfsheim – Krieau – Raimundtheater, oder: Der Fall Franz Rückauf sen.: Ein Ausschnitt der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Wiener Leben und Kultur von Peter Pabisch, S. 182f


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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828

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