… da steht eine Schubertlinde.
Am 19. November 1928 jährte sich der Todestag des Komponisten Franz Schubert zum 100. Mal. Aus diesem Anlass gab es zahlreiche Feierlichkeiten. U.a. wurden sieben Schubertlinden gepflanzt. Eine davon auf dem Platz vor der Kirche Maria vom Siege.
Franz Schubert
Franz Peter Schubert wurde am 31. Jänner 1797 in der Gemeinde Himmelpfortgrund, das ist heute ein Stadtteil von Wien im Bezirk Alsergrund geboren und war ein österreichischer Komponist. Zu seinen Werken zählen über 600 Lieder, weltliche und geistliche Chormusik, sieben vollständige und fünf unvollendete Sinfonien, Ouvertüren, Bühnenwerke, Klaviermusik und Kammermusik.
Einige Bsp. seiner Kompositionen wären u.a. die Symphonie in h-Moll, genannt „Die Unvollendete“,, das Kammermusikwerk „Florellenquintett“ und das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ aus dem Liederzyklus „Winterreise“. Zu letzterem gleich noch mehr. Schubert starb mit nur 31 Jahren am 19. November 1828. Er gilt als herausragender Vertreter der frühen Romantik. (Quelle: Wikipedia)
Am Brunnen vor dem Tore
„Am Brunnen vor dem Tore“ ist der erste Vers eines deutschen Liedes, das sowohl in Form eines Kunstlieds als auch in Form eines Volkslieds bekannt geworden ist. Der ursprüngliche Titel lautet Der Lindenbaum. Der Text stammt von Wilhelm Müller und gehört zu einem Gedichtzyklus, den Müller mit Die Winterreise überschrieb. Franz Schubert vertonte den gesamten Gedichtzyklus unter dem Titel Winterreise und in diesem Rahmen auch den Lindenbaum als Kunstlied. In der bekanntesten und populärsten Bearbeitung der Schubertschen Vertonung von Friedrich Silcher ist das Werk zum Volkslied geworden. Für diese Fassung hat sich der Anfangsvers des Gedichts als Titel eingebürgert.
Am Brunnen vor dem Thore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab’ ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst Du Deine Ruh’!
Die kalten Winde bliesen
Mir grad’ in’s Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör’ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!
Quelle: Wikipedia
Schubert-Linden
Hier wurden 1928 Schubertlinden gepflanzt:
- St. Johann-Park (seit 2005 Bruno-Kreisky-Park) im 5. Bezirk
- Neustiftgasse (bei Kellermanngasse) im 7. Bezirk
- Laurentiusplatz vor der Breitenseer Kirche im 14. Bezirk
- Bischof-Faber-Platz im 18. Bezirk
- Schubertpark, ebenfalls im 18. Bezirk
- Hohe Warte 72 bei der Pfarrkirche St. Michael im 19. Bezirk
und
- vor der Kirche Maria vom Siege im 15. Bezirk
Gewidmet wurde die Schubertlinde vom Fünfhauser Männergesangsverein Frohsinn, dem Gesangsverein Schumannbund und dem Rudolfsheimer Männergesangsverein Treusinn. Ebenso wurde ein Gedenkstein gesetzt.
Rudolfsheimer Männergesangsverein „Treusinn“
Der Rudolfsheimer Männergesangsverein „Treusinn“, wurde 1862 gegründet. Für seine Leistungen und Auftritte erhielt er auch mehrere Auszeichnungen. Sein Stammsitz befand sich im Hotel Stadt Bamberg, Wien XV, Mariahilfer Straße 167.
Im April 1912 lud der Verein anlässlich seines 50-jährigen Bestehens zu einem großen Festkonzert. Der Schubertbund ließ dazu eine Jubiläumsmedaille (aus Bronze, mit beschrifteter Schatulle) anfertigen, die im Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus zu sehen ist.

1926 wurde eine Sängerfahrt nach Wernstein in Oberösterreich unternommen, wovon sich ein Erinnerungsalbum erhalten hat, das Sie ebenfalls in unseren Ausstellungsräumen bewundern können.
Vom Weiterbestand des Rudolfsheimer Männergesangsverein „R MGV Treusinn“ nach dem 2. Weltkrieg erfahren wir durch ein Gedenkbuch, das 1965 angelegt wurde. Bis 1971 hält es die veranstalteten Feiern und abgehaltenen Versammlungen fest. Stammsitz war nun das Restaurant Schlögl in der Sechshauserstraße Nr. 7 (Wien XV).
Übrigens war auch der Buchdruckereibesitzer Emil Echsel Mitglied des Männergesangsvereins Treusinn.
Fünfhauser Männergesangsverein „Frohsinn“
Der Fünfhauser Männergesangsverein „Frohsinn“ wurde ebenfalls 1862 gegründet. Stammsitz war bis 1883 am Mariahilfer Gürtel 27, ab 1884 die Stadiongasse 18 (heute Robert-Hamerling-Gasse) 18 in Langasch’s Gasthaus . Das 25-Jahr Jubiläum am 26.6.1887 wurde ausgiebig gefeiert.
Jubiläum des Männergesangs-Vereins „Frohsinn“ (Audio-Transkript)
Ein Fest für Franz Schubert
Vom 18.-23.7.1928 fand „das größte deutsche Sängerbundesfest der Welt“ in Wien statt. Eine besondere Huldigung brachten die Sänger dem „Liederfürsten“ Franz Schubert dar, dessen Todestag sich am 19.11.1928 zum 100. Mal jährte.
In Anwesenheit der zur Huldigung des großen Meisters des Liedes erschienen deutschen Oberbürgermeister legen die Vertreter von Wiener Gesangsvereinen Kränze am Denkmal Schuberts im Wiener Stadtpark nieder.
„Wie Wien seinen großen Liederfürsten Schubert ehrt.“
Die Schubert-Feier der Bundesregierung im Großen Konzerthaussaal in Wien: Bundeskanzler Dr. Seipel feiert in seiner Rede Schubert als den größten Meister des deutschen Liedes.
Die Schubert-Feier der Gemeinde Wien: Empfang der deutschen Oberbürgermeister im Rathaus durch Bürgermeister Seitz – In der ersten Reihe, von rechts nach links: Dr. Heimerich – Mannheim, Dr. Rothe – Leipzig, Dr. Lautenschläger – Stuttgart, Gesandter Graf Lerchenfeld, Dr. Luppe – Nürnberg, Dr. Landmann – Frankfurt am Main.
“Die Tage rund um den Todestag Franz Schuberts bringen unserer Stadt eine Fülle von Gedächtnisveranstaltungen, wie sie kaum je vorher in einem solchen Ausmaß dem Angedenken eines Großen aus dem Reich der Kunst gewidmet wurden.“
Transkript (Auswahl markiert)
Um 6 Uhr abends wird in den Parkanlagen bei der Kirche Maria vom Siege die Fünfhauser Schubert-Linde mit einem Gedenkstein,, von der Hand des Bildhauers Ingenieur Otto Thomas geschaffen gestiftet von den drei großen Fünfhauser Bezirksgesangvereinen, dem Männergesangverein „Frohsinn“, dem Gesangverein „Schumann-Bund“ und dem Männergesangverein „Treusinn“ enthüllt.
Ein Schubert-Fest in Fünfhaus
Ein Schubert-Fest in Fünfhaus (Audio-Transkript)
Fünfhauser Schubertlinde
Transkript
Fünfhauser Schubertlinde.
Gestiftet von den drei großen Bezirksvereinen, dem Männergesangsverein Frohsinn, Gesangsverein Schumannbund und Männergesangsverein Treusinn, wird die Fünfhauser Schubertlinde mit dem Gedenkstein, den eine prächtige Schubertplastik des Bildhauers Ing. Otto Thomas von den üblichen Lindensteinen auszeichnet, heute um 6 Uhr abends in der Parkanlage bei der Kirche Maria vom Siege der Oeffentlichkeit übergeben. Sonntag um 10 Uhr vormittags findet in der genannten Kirche eine Festaufführung von Schuberts deutscher Messe und 23. Psalm durch die drei Vereine statt, dem abends um 7 Uhr im Hotel Wimberger ein Schubertfestkonzert folgt.
„Bei Lebzeiten durfte er verhungern und jetzt lebt er ewig“
In der Zeitung „Der Volksbote“ machte man sich am 23.6.1928 über die Geschäftemacherei mit Franz Schubert lustig. Es gab Schubert-Seifen, Schubert-Kragen, Schubert-Kaffeemischung, Schubert-Operetten, Schubert-Zündhölzer, Schubert-Briefpapier, Schubert-Schneuztücher und Schubert-Schillinge. Der Artikel schloss mit folgendem Satz:
„Während die (…)Schubert-Münze aber recht stark verfälschtes Silber ist, sind Schuberts Lieder echte Perlen und lauteres Gold. Die werden die schlechten Schubert-Schillinge überleben.“
Der Schubert Doppelschilling (Audio-Transkript)
Viktor Kienböck (1873-1956) war ein österreichischer Rechtsanwalt und Politiker (Christlichsoziale Partei. Vaterländische Front).
1922 wurde Kienböck Mitglied der Christlichsozialen Partei und übernahm noch im selben Jahr den Posten des Finanzministers, den er bis 1924 und nochmals zwischen 1926 und 1929 innehatte. (Wikipedia)
Franz Schubert und die Elster Pipi

Von 2003-2009 war ich neben dem Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus auch im Bezirksmuseum Alsergrund ehrenamtlich tätig und baute dort einen Kinder-Schwerpunkt auf (Interaktive Museumsführungen, Veranstaltungen im Museums-Pavillon – jetzt Sparefroh-Haus, …).
Ich verfasste auch eine eigene Kinderzeitung, die Elstern-Post. Die Elster Pipi wohnt im Bezirksmuseum, ist über 100 Jahr alt, kann sprechen und in die Vergangenheit sehen. 14 Ausgaben dieser Publikation erschienen zwischen 2003 und 2007.
In der Nummer 5, 6 und 7 erfährt Pipi einiges aus dem Leben des Komponisten Franz Schubert (31.1.1797-19.11.1928).



Elstern-Post Ausgabe 5
Es war früher Nachmittag, im Hof lag Schnee, es war kalt und als ich zum Fenster flog, sah ich ein neugeborenes Kind. „Das ist Franz Schubert, er ist gerade zur Welt gekommen und es ist der 31. Jänner 1797.“, erklärte mir meine neue Freundin. „Siehst Du die vier Kinder? Das sind seine Brüder: Ignaz, der ist schon 12 Jahre alt, Josef ist vier, er wird leider nächstes Jahr sterben, Ferdinand, er ist drei und Franz Carl ist zwei Jahre alt.“ „Wieso heißt der eine auch Franz?“, wunderte ich mich. „Weißt Du, Pipi, zu dieser Zeit brachten die Frauen sehr viele Kinder zur Welt, viele davon starben bei der Geburt oder als Kleinkinder. Schuberts Mutter Elisabeth bekam 14 Kinder und nur fünf davon blieben am Leben. Es wurden oft die selben Namen vergeben, meist aber mit einem zweiten anderen Namen. Schubert wurde zum Beispiel Franz Peter getauft. Aber schau doch ! Siehst Du die Familie Schubert, wie sie über die Himmelpfortstiege (die damals Große Stiege hieß) zur Lichtentaler Pfarrkirche hinuntersteigt? Oh, fast ist der kleine Ferdinand ausgerutscht ! Franz Schubert ist diese Stiege später noch oft rauf- und runtergegangen, manchmal auch gelaufen, wenn er spät dran war oder gehüpft, wenn er besonders gut aufgelegt war. Zähl doch mal die Stufen. Ich glaube, es sind genau 75 …“
Elstern-Post Ausgabe 6
„Aber ich erzähle Dir noch etwas Nettes über Schubert, was vielleicht nicht viele Menschen wissen. Schubert hat ja nicht immer nur komponiert. Er hat auch gern gelesen. Zum Beispiel mochte er gern Geschichten über Indianer. Er las den „Letzten Mohikaner“ von James Fenimore Cooper (sprich Tschäms Fenimor Kupa). Kurz bevor er starb, schrieb er noch an seinen Freund Franz von Schober, dass er ihm doch ein neues Buch von diesem Cooper schicken solle. Siehst Du Schubert, wie er ganz krank und schwach beim Tisch sitzt und den Brief an seinen Freund schreibt? Dann flieg doch rein und lies ihn mir vor.“ Ich flog zum Tisch und las mit:
“Ich bin krank. Ich habe schon 11 Tage nichts gegessen und nichts getrunken und wandle matt von Sessel zu Bett und zurück. Wenn ich auch was genieße, so muß ich es gleich wieder von mir geben. Sey also so gut, mir in dieser verzweiflungsvollen Lage zu Hülfe zu kommen. Von Cooper habe ich gelesen: den letzten Mohikaner, den Spion, den Lootsen und die Ansiedler. Solltest Du vielleicht noch was von ihm haben, so beschwöre ich Dich, mir solches bey der Frau von Bogner im Kaffeehause zu depostieren. Mein Bruder, die Gewissenhaftigkeit selbst, wird selbe am gewissenhaftesten mir überbringen. Oder auch etwas anderes. Dein Freund Schubert.”
sey = sei
zu Hülfe = zu Hilfe
bey = bei
depostieren = deponieren, hinterlegen
Elstern-Post Ausgabe 7
Um mich ein wenig abzulenken, zeigte mir Luzia noch einmal eine Szene mit Schubert. Dann fragte sie mich: „Jetzt mal ganz ehrlich, Pipi, gefällt Dir unser Franz, so als Mann, mein ich?“ Ich wurde ein wenig verlegen und begann zu stottern: „Na ja, eigentlich, wenn du mich so fragst, also …“ „Sprich nur frei heraus, kleine Elster, ich bin doch nicht böse und Schubert kann es nicht mehr hören.“ „Also, ehrlich gesagt … nein, gefallen tut er mir nicht, er ist ein bisschen klein und pummelig.“
„Genau das haben auch seine Freunde gedacht. Weißt Du, wie sie ihn genannt haben? ‚Schwammerl’ und ‚sitzen gebliebener Gugelhupf mit einer Brille auf der Nase’. Franz Schubert trug nämlich seit der Kindheit eine Brille, die er oft nicht einmal während der Nacht ablegte, weil er gewohnt war, unmittelbar nach dem Aufwachen Noten zu schreiben. Diese Brille wurde zu seinem Erkennungszeichen. Also mach Dir nichts draus und lach ein bisschen.“ Ich musste wirklich lachen, als ich „Schwammerl“ und „sitzen gebliebener Gugelhupf“ nochmals vor mich hinflüsterte.
Podcast-Folge bei Vorort-Geschichte(n) aus Wien Rudolfsheim-Fünfhaus

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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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Ein Kommentar zu „Am Platze vor der Kirche …“