#FAQ15/025 Welche Kirche im 15. Bezirk wurde aus „Schutt“ gebaut?

Was Sie schon immer über Rudolfsheim-Fünfhaus wissen wollten …

Hier erfahren Sie regelmäßig interessante Details aus Vergangenheit & Gegenwart von Rudolfsheim-Fünfhaus, dem 15. Wiener Gemeindebezirk.

Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns unter faq15@bm15.at

FAQ=Frequently Asked Questions (häufig gestellte Fragen)


Bomben auf Rudolfsheim-Fünfhaus

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fielen am 21. Februar 1945 zwischen Schwendermarkt und Siebeneichengasse an der Jheringgasse, Bomben auch auf die Häuser in der parallelen Winckelmannstraße. Das eigentliche Ziel war die nahegelegene Zentralwerkstätte der Wiener Verkehrsbetriebe.

Der Hausherr des Hauses Winckelmannstraße 34 schenkte den Grund mit der Ruine zum Dank seiner Errettung der Erzdiözese Wien.

Eine neue Kirche soll gebaut werden

Dies traf mit einem Gelöbnis von Kardinal Theodor Innitzer  zusammen, wonach nach dem Kriegsende eine neue Kirche gebaut und später eine neue Pfarre errichtet werden sollte.

Dieser besuchte damals die Pfarre Reindorf, wo Kaplan Springer seit 1932 tätig war, und versprach in seiner Predigt: 

„Wenn wir das überleben, werden wir Überlebende hier eine Kirche bauen.“ 

Ein Jahr nach Kriegsende hat der Kardinal sein Versprechen eingelöst und den jungen Kaplan von Reindorf beauftragt, mit den Aufräumungsarbeiten auf einem zerbombten Grundstück in der Winckelmannstraße zu beginnen.

Die fehlende Finanzierungsmöglichkeit verhinderte jedoch die Verwirklichung der Pläne für die nächsten zwei Jahre.

1947: Der „Schuttkaplan“ beginnt seine Arbeit

Der „Schuttkaplan“ im Einsatz am Bau

Die Geschichte einer Kirche an dieser Adresse beginnt dann im Jahr 1947, als der damalige Kaplan Georg Springer, später der „Schuttkaplan“ genannt, gemeinsam mit freiwilligen Helfer*innenHelfern und in über 16.000 Arbeitsstunden den Schutt wegräumte, putzte und für den Bau herrichtete.

Eine Ruinenwand und Schutt auf 1008 m2 – das war der Bauplatz (aus: (aus: „Seniorenpost“ Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8)

Auszüge aus einem Artikel in der „Seniorenpost“ / Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8. Titel: Auf zerbombten Ödland baute Pfarrer Springer seine Kirche. Der Schuttkaplan & Co. Wien XV, Winckelmannstraße 34:

Sieben Bomben hatten das Haus des Brandstetter-Wirts zerstört, Ende 1946 beauftragte Kardinal Innitzer einen jungen Kaplan „alle Arbeiten zur Errichtung der geplanten Pfarre ‚Schönbrunn-Vorpark‘ und zum Bau der dazugehörigen Pfarrkirche durchzuführen“. Baugrund: Das Ruinen- und Schuttgelände des Wirts. 

„Alles war nur noch ein grausiges Trümmerfeld“, erinnert sich der Kaplan in seinem Tagebuch, „die hohen Kellerfenster und Bombentrichter füllten sich mit Unrat aller Art. Wer in der Nähe wohnte, lagerte hier ab“.

Doch im Mai 1947 sollte es hier lebendig werden. Mit Aufrufen, Plakaten, persönlicher Werbung und viel Einsatz warb der Kaplan freiwillige Helfer (…). Mit einem 70 jährigen Beamten, einem 60-Jährigen Geldbriefträger gründete er eine „Schutträum-AG“ und wird damit zum „Schuttkaplan“. 

Tanz der Eisernen Garde 
Zunächst wird die Ruine umgelegt und dann werden Ziegel geputzt, denn bald haben sich junge Burschen und Mädchen eingefunden, die fleißig mithelfen. Sobald das erste Eck geräumt ist, gibt es Tanz Samstag Abend, da geht die Arbeit noch einmal so schnell. Eine „eiserne Garde“ von Frauen, Männern, Burschen und Mädchen bildet sich.

 „Seniorenpost“ / Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8.
Der Winter konnte die „eiserne Garde“ des Schuttkaplans Georg Springer nicht schrecken. (aus: „Seniorenpost“ Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8)

Mit ihnen geht der Kaplan auch die gefährliche Arbeit an, die 40 m langen Keller mit ihren schmalen Zwischenwänden anzubohren und die Gewölbe abzutragen. Eine harte unterirdische Wühlarbeit (…).

So stürzt einmal ein Kellerstück ein, „aber wir waren gerade am anderen Eck“. Ein andermal bricht der schwer beladene Schuttlastwagen durch das Gewölbe und eine Frau bleibt mit ihren Kleidern an einem Bordwandhaken über dem Gewölbe hängen.

Doch die Bilanz des ersten Arbeitsjahres sieht gut aus: 150.000 Ziegel wurden geputzt und geschlichtet und 200 Kubikmeter Sand gewonnen.

Handgeputzten um handgeputzten Ziegel entsteht dann die Schuttkirche, die bereits 1949 eingeweiht werden kann.

Vier schwere Unfälle konnten den Bau nicht aufhalten, nicht einmal eine Verletzung des Kaplans, dem stürzende Ziegel eine schwere Wunde über dem Knie schlugen.

1955 wird die Seelsorgestation Pfarre, 14 Jahre später das Provisorium abgetragen, 1973 entsteht die neue Kirche (…).

 „Seniorenpost“ / Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8.

Ab März 1949 konnte Kaplan Springer gemeinsam mit einer Baufirma aus den Altmaterialien seine „Schuttkirche“ errichteten.

Wer war Georg Springer?

„Schuttkaplan“ Georg Springer (30.4.1905-30.1.1992)

Georg Springer wurde am 30. April 1905 als Sohn eines k. u. u. Bahnmeisters in Wien geboren.

Er besuchte die Bürgerschule in Feldsberg, das Gymnasium und das Priesterseminar in Hollabrunn, er er 1925 die Matura ablegte.

Am 13. Juli 1930 erfolgte seine Priesterweihe in der Stephanskirche.

1930-1932 war Georg Springer Kooperator (*) der Pfarre Hohenau an der March, NÖ.

1932-1947 war er Kaplan der Pfarre Reindorf.

1947-1975: Nach der Einweihung der „Schuttkirche“ (Planung: Leo Gruber; Weihe 10. Juli 1949) war Georg Springer Kaplan der Seelsorgestation Schönbrunn-Vorpark und ab 1.1.1955 Pfarrer.

Die „Schuttkirche“ diente 20 Jahre lang als Kirche der von Reindorf abgetrennten neuen Pfarre Schönbrunn-Vorpark mit Pfarrer Springer.

1967 musste die „Schuttkirche“ wegen Baufälligkeit abgetragen werden und es entstand ein Neubau, der 1972 fertig gestellt wurde.

Seit 1972 heißt die Kirche Herz-Mariä-Kirche (Planung: (Josef Vytiska; Weihe 8. Okt. 1972)

Ab 1. Sept. 1975 war Georg Springer im Ruhestand.

Am 30. Jänner 1992 starb der „Schuttkaplan“. Er wurde auf dem Friedhof Baumgarten (14, Waidhausenstraße 335) beigesetzt (Gruppe N, Nummer 983)

Georg Springers Grab am Friedhof Baumgarten (Gruppe N, Nummer 983)

(*) Ein Kooperator ist ein Priester, der in Vollzeit oder in Teilzeit unter der Leitung des Pfarrers bei der Wahrnehmung des pastoralen Dienstes über den Gottesdienst hinaus in einer Pfarrei bzw. Pfarreiengemeinschaft gemäß Aufgabenbeschreibung mitwirkt.

„Der Schuttkaplan“

In dieser 1948 erschienen Broschüre beschrieb Georg Springer die Entstehung der „Schuttkirche“.

Der Schuttkaplan

Georg Springer: Der Schuttkaplan. Tagebuch über Bombardierung und Wiederaufbau seiner Kirche (1945-1948)

Zeitraum: Febr. 1945 – 6. Okt. 1947

Publikation
Eigenverlag 1948
Nachdruck 1983

In einer Ausgabe der Broschüre, die wir im Bezirksmuseum haben, befindet sich eine Widmung des damaligen Kardinals Theodor Innitzer.

Wien, 8. Dezember 1948
Gott der Herr hat seinen Arbeitern am
Bau in ganz wunderbarer Weise durch seinen
Schutz geholfen: Er wird auch weiterhelfen,
wenn wir selbst alles tun, was wir kön
nen. Mit diesem Bau wollen wir unser
Gelöbnis erfüllen, in Wien eine Herz-
Mariakirche entstehen zu lassen. Katholiken,
helft mit, das Gelöbnis zu erfüllen!
Mit Segensgruß
Theodor Kard(inal) Innitzer
Erzbischof

1949 wurde die „Schuttkirche“ geweiht

Ab März 1949 konnte Kaplan Springer gemeinsam mit einer Baufirma aus den Altmaterialien seine „Schuttkirche“ errichteten.

Über die Begehung, die schließlich zur Genehmigung des Baus führte, schreibt Georg Springer:

Die ganze Außenmauer auf der Winckelmannstraße ist fertig- Um zwei Uhr kommt ein Vertreter des Bischofs, die Theaterpolizei, die Baupolizei, die Bezirksvorsteher, der Anrainer mit seinem Baumeister, unser Baumeister und Professor M.. Die Baukommission ist vollständig beisammen. Nach einer zweistündigen Beratung wird der Bau genehmigt. Es fehlt nur noch eine Unterschrift aus dem Rathaus, dann fangen wir endlich und wirklich zu bauen an. (…) Für uns alle vom Schutt aber beginnt eine neue und hoffentlich schönere Zeit.

 „Der Schuttkaplan“ , S. 32

Am 10. Juli 1949 wurde die Kirche dem „Unbefleckten Herzen Marias“ geweiht.

Nach sechs Jahren war die Kirche (damals Schönbrunn-Vorpark) fertig
Mit den aus dem Schutt gewonnenen Ziegeln und dem Sand wurde die „Schuttkirche“ gebaut (aus: „Seniorenpost“ Beilage zur „Wiener Kirchenzeitung“ Nr. 5/1978, S. 8)

1972: Neubau der Kirche

Am 19. März 1970 erfolgte der Abbruch. Der Neubau nach Plänen von Josef Vytiska wurde 1972 eingeweiht.

Die Kirche ist eine sogenannte „Hauskirche“, d.h. sie ist zum Teil – mit dem Kircheneingang, dem hinteren Kirchenraum, dem Chorraum sowie mit den Pfarrräumlichkeiten – in einen Eigentumswohnbau mit zwei Stiegen integriert. Der vordere Teil mit dem Altarbereich ist freistehend in den Hof hineinragend.

Reliquien des Hl. Leopold und des Hl. Klemens Maria Hofbauer werden hier aufbewahrt. Sehenswert ist die neuzeitliche Krippe in der Kirche.

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Wohnhaus mit Pfarrkirche Herz-Mariä-Kirche, Keramikpietà von Franz Barwig d.J.
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Eines der Glasbetonfenster der Herz Mariä-Kirche, gestaltet von Hermann Bauch (1929-2006) Foto: Waltraud Zuleger
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Die Herz-Mariä-Kirche, um 1980, Innenaufnahme
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Die Herz-Mariä-Kirche, 2018, Innenaufnahme Foto: Waltraud Zuleger

Das Glockenhaus wird errichtet …

Auf dem Dach des Wohnhauses wurde bereits bei der Errichtung auf dem Flachdach ein Glockenhaus mit Schallrichtung zur Straße hin angebaut. Am 15. März 1973 werden die drei Glocken von Weihbischof Jakob Weinbacher eingeweiht.

… die Glocken müssen aber schweigen …

Bald danach wurde aber wegen Schallbelästigung behördlich die Nichtverwendung der Glocken verfügt – die Glocken mussten zukünftig „schweigen“ .

Dauerleihgabe an Pfarre St. Paul

Durch Vermittlung des Pfarrers wurde im Jahr 1996 mit der Pfarre St. Paul in der Per Albin Hansson Siedlung Ost im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten ein Abkommen erzielt: Seither hängen und läuten sie dort in einem freistehenden Glockenturm als Dauerleihgabe.

St._Paul_01
Glockenturm der Pfarrkirche St. Paul (Per Albin Hansson Siedlung Ost) mit den auf Dauer verliehenen Glocken der Pfarre Schönbrunn-Vorpark

Zur Geschichte der Pfarre

Vorerst als Seelsorgestation eingerichtet, wurde diese im Jahr 1955 zur Pfarre erhoben und Kaplan Springer zum Pfarrer ernannt. Nachdem dieser zu Beginn des Jahres 1975 auf die Pfarre resignierte (*), folgten ihm bis heute mehrere weitere Pfarrer bzw. Pfarrmoderatoren (**).

(*) In der römisch-katholischen Kirche Bezeichnung für den freiwilligen Amtsverzicht, insbesondere von Bischöfen und Inhabern anderer hoher Ämter (z. B. Äbten), aber auch von Säkularkanonikern.

(**) Einem Pfarrmoderator wird „die Verantwortung für eine Pfarre auf längere Zeit“ übertragen, er hat dieselben Befugnisse und Aufgaben wie ein Pfarrer, steht aber in einem Dienstverhältnis zur Diözese und wird nicht zum Pfarrer im vollen Sinne bestellt.

Mit 24. September 2000 wurde mit der Nachbarpfarre Reindorf der Pfarrverband Reindorf-Schönbrunn Vorpark gebildet, der mit Wirkung vom 31. August 2008 wieder aufgelöst wurde.

Die Pfarre Schönbrunn-Vorpark wurde am 1. Jänner 2017 mit den Pfarren Rudolfsheim und Neufünfhaus zur Pfarre Hildegard Burjan zusammengelegt. Die Pfarrkirche Schönbrunn-Vorpark ist seither eine Filialkirche der Pfarre Hildegard Burjan.

Die Herz-Mariä-Kirche in der Winckelmannstraße 34 (frühere Kirche: Unbeflecktes Herz Mariä) ist eine römisch-katholische Filialkirche.

Seit 1. Jänner 2017 gehört sie zur gegründeten Pfarre Hildegard Burjan. Sie ist in ein Wohnhaus integriert.

Bekannt ist sie auch als sogenannte „Schuttkirche“.

Und hier haben haben wir noch einige aktuelle Fotos vom 9.1.2020 für Sie vorbereitet:

Barbara Büchner berichtet zum Abschluss noch von einigen ähnlichen Beispielen in anderen Bezirken Wiens.

Die Kollegen des Schuttpfarrers

Pater Petrus Grader OSB – der Pfarrer im blauen Maureranzug

Im Blaumann, die Maurerkelle in der Hand – so habe ich ihn in Erinnerung, „unseren“ Pater Petrus, der dem von ihm sehr verehrten Märtyrer Sir Thomas Morus fast in Eigenregie auf dem Schafberg eine Kirche errichtete.

Die Schafbergkirche (auch Schafbergkapelle) ist ein römisch-katholisches Kirchengebäude im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals. Sie ist eine Filialkirche der Pfarrkirche Dornbach und ist dem heiligen Thomas Morus geweiht.

Baumeister war mein Großvater Karl Federsel, daher kam ich als Kind zu der Überzeugung, die katholische Kirche stünde auf dem Schafberg und ihr Oberhaupt sei der gütige, aber manchmal auch recht „harbe“ gebürtige Kärntner. ‚

Wie er selbst einmal sagte:

„Liebe Gläubige, Rom ist weit weg, und das hier ist meine Kirche.“

Die Schafbergkirche, Quelle

Anstelle der heutigen Kirche fand sich bis in die 1930er Jahre eine Wiese mit einer Baracke, die als provisorische Lungenheilstätte und später als Kinderheim diente.

In der Zeit des Ständestaats hielt Pater Petrus Grader dort Gottesdienste statt. Später erreichte er (durch energisches Drängen), dass der Baugrund von der Pfarre Dornbach erworben wurde.

1950 bis 1970 kam es zum wesentlich durch Spenden finanzierten etappenweisen Ausbau der Kirche.

Das heißt: Pater Petrus, mein Großvater (der später auch als Mesner diente) und andere Gläubige schufteten Seite an Seite.

Als die Glocke eingesegnet wurde, war alles noch im Rohbau, vom gestampften Boden bis zur nackten Decke. P. Petrus baute mit großem Vertrauen weiter und stattete mit Unterstützung seiner Freunde und einiger Künstler das Innere der Kirche auf seine eigene dramatische und originelle Weise aus.

Steinplatte der Kopfgruft des Hl. Thomas Morus

Die Besonderheit der Schafbergkirche stellt die Tür des Tabernakels dar.

Es war stets der Wunsch von P. Petrus Grader, für den Altar der Schafbergkirche eine Reliquie des von ihm so verehrten Hl. Thomas Morus zu erhalten. Doch von dem geköpften Heiligen ist nur mehr das Haupt vorhanden und eine Entnahme einer Reliquie war undurchführbar.

Die Pfarrgemeinde St. Dunstan überließ der Schafbergkirche eine Steinplatte der Kopfgruft des Hl. Thomas Morus (Inschrift: Morus-Stein, DONUM ECCL. S. DUNSTAN CANTERBURY), womit auch der ökumenische Gedanke zum Ausdruck kommt. Die Steinplatte findet als Tabernakeltür Verwendung.

Bild: openpetition.eu

Ich war eines der Kinder, die hier das Aufziehen der Glocke beobachten. Ich durfte sie (unter Aufsicht meines Großvaters!) sogar gelegentlich läuten.

Die Glocke, die sechs katholischen Märtyrern aus England gewidmet ist, wurde 2019 gegen den Willen vieler Gläubiger kurzerhand in der Pfarre Dornbach gebracht, um das dortige ohnehin dreifache Geläute durch eine vierte Glocke zu ergänzen.

Begründung: Am Schafberg „sei eh nix los.“ Eine Petition blieb erfolglos.

Seither läutet in der Thomas Morus Kapelle „als Ersatz“ passenderweise das in Dornbach ausgemusterte blechern schellende Totenglöckchen.


Das Gedenken an den Priester mit der Maurerkelle wird trotzdem nicht in Vergessenheit geraten

Zwei namenlose Salvatorianer retteten die Mumiengruft in St. Michael

Die Michaelerkirche ist eine römisch-katholische Pfarrkirche am Michaelerplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk, Innere Stadt.

Sie wurde von 1219 bis 1221 durch den Babenberger Herzog Leopold VI. errichtet.

In der weitläufigen Gruft sind an die 4000 Menschen begraben.

Unter dem Kirchenpflaster wurden Knochen gefunden, deren Alter auf 600 Jahre geschätzt wird. Der stetige Luftzug, das Mikroklima und spezielle Pilze haben dazu geführt, dass die Leichen oft noch in einem sehr guten Zustand sind.

Bild: Bestattung Wien

Als die Salvatorianer 1923 die Verwaltung der Michaelerkirche übernahmen, fanden sie die völlig überfüllte Gruft in einem haarsträubenden Zustand, die (oft unbeschrifteten!) Särge zu viert und fünft übereinandergeschichtet, teils zerbrochen, sodass die Mumien schutzlos zwischen den Trümmern lagen.

Es war eine schwere, grausige und auch sehr gefährliche Arbeit, die zwei Ordensbrüder der Salvatorianer auf sich nahmen. Die Namen der Mönche, die in jahrelanger mühevoller Arbeit die Gruft in Ordnung brachten, sind leider nicht bekannt.

Sprechen wir ihnen anonym unsere Anerkennung aus!

Bild: wien.gv.at

Als 1977 P. Wolfgang Worsch Pfarrer von St. Michael geworden war, machte er erneut die Michaelergruft der Öffentlichkeit zugänglich. Er leitete elektrisches Licht ein und behob die Schäden, die im Laufe der Jahre an den Särgen entstanden waren.

Ungeziefer, Wassereinbrüche, zu hohe Luftfeuchtigkeit, die die Mumien schimmeln ließ und den Metallsärgen zusetzte – alle diese Probleme schien man längst besiegt zu haben, nachdem man 2005 begonnen hatte, die alten Gewölbe und die Särge zu retten.

Mithilfe von Spenden und öffentlichen Zuwendungen wurden die Entfeuchtungsanlage angeschafft, die Temperatur gesenkt und so dem Rüsselkäfer die Lebensgrundlagen entzogen.

„Ja, das Problem ist vorerst gelöst“, sagt der Pfarrer, Pater van Meijl.

Eine „spooky“ Touristenattraktion würde Geld bringen. Doch aus Gründen der Pietät will Pater van Meijl viele der mumifizierten Körper nicht mehr öffentlich zur Schau stellen.

„Die Gruft soll ja keine Geisterbahn sein.“

Faszinierende Artikel, Fotos, Pressemeldungen und historische Reminiszenzen zum Thema finden Sie unter https://www.michaelerkirche.at/geschichte/gruft/


Liebe Leserin, lieber Leser!

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Oder wie es Anton Ziegler 1828 (*) so schön ausgedrückt hat:

Jede Belehrung und Berichtigung, welche in Beziehung auf größere Vervollkommnung und Gemeinnutzmachung dieser Herausgabe beabsichtigt ist, wird mit dem ausgezeichnetsten Danke empfangen.

(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828

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Schau mal, ich hab was Interessantes auf WIENfünfzehn gefunden!

4 Kommentare zu „#FAQ15/025 Welche Kirche im 15. Bezirk wurde aus „Schutt“ gebaut?

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