Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten und Arthur Schnitzler erproben jenseits des Wiener Linienwalls eine neue Kunst.
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Mit dem Ausbau eines Kuhstalls zum Kaffeehaus im Wiener Vorort Braunhirschengrund fing alles an. Der aus Württemberg stammende Gastronom Carl Schwender legte damit den Grundstein zu seiner berühmten Vergnügungsstätte „Schwenders Colosseum“. Zu den Attraktionen zählte ab 1866 auch ein eigenes Theater, das mit Possen, Tragödien, Operetten und Sozialdramen ein buntes Publikum begeisterte.
1890 wurde die Dichtergruppe Jung-Wien auf das Volkstheater beim Schwender aufmerksam.
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Dichtergruppe Jung-Wien
1890 wurde die Dichtergruppe Jung-Wien auf das Volkstheater beim Schwender aufmerksam. Der Essayist und selbsternannte Gründer des Jungen Wien, Hermann Bahr, der als Wunderkind gehandelte Lyriker und Dramatiker Hugo von Hofmannsthal, der Dandy-Poet Richard Beer-Hofmann, der Journalist und Schriftsteller Felix Salten sowie der Literat und Arzt Arthur Schnitzler wollten jenseits des Wiener Linienwalls eine neue Kunst erproben.

Um der Theaterzensur zu entgehen, beteiligte sich das Junge Wien an der Gründung einer Freien Bühne.
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Freie Bühne in Rudolfsheim
Um der Theaterzensur zu entgehen, beteiligte sich das Junge Wien an der Gründung einer Freien Bühne. Die progressiven Theaterabende sollten in Rudolfsheim stattfinden, doch der Verein verstrickte sich in dramenästhetische Grabenkämpfe. Hinzu kamen staatliche Kontrollmaßnahmen, hohe Ausgaben und die Konkurrenz der größeren Theaterhäuser. Die Freie Bühne konnte sich letztlich nicht durchsetzen.

Unter künstlerischen Leitung von Pauline Czerniawski-Loewe schnupperten Karl Kraus und Max Reinhardt erstmals Bühnenluft .
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Debüt von Karl Kraus und Max Reinhardt am Rudolfsheimer Volkstheater
Seit 1892 war Pauline Czerniawski-Loewe Direktorin am Rudolfsheimer
Volkstheater. Sie nahm bauliche Veränderungen vor, gab dem Theater den
Zusatz Freie Bühne, blieb dem Repertoire der VorgängerInnen aber weitestgehend
treu.
Unter ihrer künstlerischen Leitung schnupperten Karl Kraus (li) und Max Reinhardt (re) erstmals Bühnenluft .

Das Rudolfsheimer Volkstheater musste 1897 seine Pforten schließen. Kurz darauf
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wurde Schwenders Colosseum vollständig abgetragen.
Abschiedsvorstellung „Der Pfarrer von Kirchfeld“
Das Rudolfsheimer Volkstheater musste 1897 seine Pforten schließen. Kurz darauf
wurde Schwenders Colosseum vollständig abgetragen. Die letzte Vorstellung war Ludwig Anzengrubers „Der Pfarrer von Kirchfeld“.

Das Junge Wien. Natur plus X
Die Ausstellung „Das Junge Wien“, die in die Dauerausstellung des Bezirksmuseums eingegliedert wurde, war Teil eines Ensembles, das 2018 an verschiedenen Orten in Wien und Salzburg die Schriftstellergruppe Jung-Wien thematisiert. Sie zeigt die Entwicklungen des Volkstheaters in Schwenders Colosseum und blickt auf die Episode der Freien Bühne.
Ablauf der Veranstaltung am 28.4.2018
– Begrüßung durch Museumsleiterin Mag. Brigitte Neichl
– Begrüßung Prof. Dr. Wilhelm Hemecker (Ludwig Boltzmann Institut)
– Einführung von Ausstellungskurator MMag. Dr. Cornelius Mitterer
Danach folgte eine szenische Lesung des Museumsteams aus Carl Henop-Hauswirths Naturalismus-Parodie Klein Schreyolf, die am Rudolfsheimer Volkstheater Premiere feierte (Koordination: Dr. Waltraud Zuleger )

Zum Kurator
Der Literaturwissenschaftler Cornelius Mitterer ist am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie tätig. Zu Mitterers Forschungsschwerpunkten zählen österreichisches und italienisches Theater des 18. und 19. Jahrhunderts, die Wiener Moderne, außerdem Biographieforschung, Kulturtransfer, Literatursoziologie und Netzwerktheorie.
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Jede Belehrung und Berichtigung, welche in Beziehung auf größere Vervollkommnung und Gemeinnutzmachung dieser Herausgabe beabsichtigt ist, wird mit dem ausgezeichnetsten Danke empfangen.
(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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2 Kommentare zu „Bahr, Schnitzler, Salten: Großes Theater in Rudolfsheim“