Wie gewohnt finden Sie hier am 4. Montag des Monats das „Zitat des Monats“. Diesmal es um den als Schuttkaplan bekannten Pfarrer Georg Springer.
In unserem Zitat des Monats geht es um Pfarrer Georg Springer, der nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit vielen Freiwilligen – seiner sogenannten „Eisernen Garde“ – den Bauplatz für die Kirche Herz Mariae in der Winckelmannstraße 34 vorbereitet hat.
Da nutzt nur eines: in die Hände spucken, Krampen und Schaufel in die Hände nehmen und ohne Murren beginnen. (1905-1992)
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Georg Springer
Georg Springer wurde am 30. April 1905 in Wien geboren. Sein Vater war Bahnmeister. Er hatte 11 Geschwister. In Feldsberg besuchte er fünf Klassen Volksschule und eine Klasse Bürgerschule. In Hollabrunn war er im Gymnasium und hatte dort 1925 maturiert. Nach der Matura trat er ins Priesterseminar in Wien ein. 1930 wurde er in St. Stephan zum Priester geweiht. 1930 bis 1932 er Kaplan in Hohenau, Niederösterreich.
1932 kam er nach Wien als Kaplan der Pfarre Reindorf. Während der NS-Zeit wurde er dreimal von der Gestapo verhaftet und galt während des gesamten Zweiten Weltkrieges als „wehrunwürdig“. Im Gymnasium Diefenbachgasse, in dem ein Lazarett eingerichtet wurde, war er als Lazarett-Pfarrer tätig.
Der 21. Februar 1945, dem Tag mit den schwersten Bombenangriff auf Wien, fielen zwischen Schwendermarkt und Siebeneichengasse, an der Jheringgasse Bomben auch auf die Häuser in der parallelen Winckelmannstraße. Das eigentliche Ziel war die nahegelegene Zentralwerkstätte der Wiener Verkehrsbetriebe. Auch das Haus Winckelmannstraße 34 wurde getroffen. Der Hausherr schenkte den Grund mit der Ruine zum Dank seiner Errettung der Erzdiözese Wien.
Kardinal Theodor Innitzer beauftragte Georg Springer mit dem Bau einer Pfarrkirche. In über 16.000 Arbeitsstunden und mit mehr als 120 Helferinnen und Helfern, gelang es dem „Schuttkaplan“ schließlich bis Oktober 1948 in 12.000 unbezahlten Arbeitsstunden, den Schutt abzutragen und 150.000 Stück Ziegel, 200 Kubikmeter Sand und 20 Stück Dippelbäume zu gewinnen.
„Wir vom Schutt“, wie sie sich nannten, waren eine fröhliche, eingeschworene Gemeinschaft, eine „Eiserne Garde“ von Frauen, Männern, Burschen und Mädchen. Sie waren der gewachsene Kern der zukünftigen Pfarre Schönbrunn Vorpark.
1948 gab er ein kleines Heftchen mit dem Titel „Der Schuttkaplan“ heraus, das aus seinem Tagebucheintragungen und Erinnerungen dieser Zeit bestand.
Am 6. Oktober 1948 war die Außenmauer auf der Winckelmannstraße fertig. Ein Vertreter des Bischofs, die Theaterpolizei, der Bezirksvorsteher, der Anrainer von Nummer 32 mit seinem Baumeister und ihr Baumeister kamen zusammen. Nach zweistündiger Beratung wurde der Bau genehmigt.
Am 10. Juli 1949 wurde die Kirche dem „Unbefleckten Herzen Marias“ geweiht. Vorerst als Seelsorge-Station eingerichtet, wurde diese im Jahr 1955 zur Pfarre erhoben und Georg Springer zum Pfarrer ernannt. Wegen der Verwendung von aus den Trümmern gewonnenen Baumaterialien für die Kirche, wurde diese im Volksmund „Schuttkirche“ genannt.
Am 19. März 1970 erfolgte der Abbruch. Der Neubau ist nun in einem Wohnbau integriert, wurde Plänen von Josef Vytiska errichtet und 1972 eingeweiht. 1975 trat Pfarrer Springer seinen Ruhestand an. 1992 starb Georg Springer, sein Grab befindet sich am Baumgartner Friedhof.
Hier finden Sie einen Blogartikel mit einem fiktiven Interview mit Georg Springer.

Verstand, Herz und gute Laune
Der Untertitel unseres Blogs lautet „DER KulturBlog aus Wien Rudolfsheim-Fünfhaus für Verstand, Herz und gute Laune, bei dem es um Menschen & Themen aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart geht.“
Den Zusatz „für Verstand, Herz und gute Laune“ gibt es seit 27.6.2021. Er ist eine Hommage an die Zeitschrift „Oesterreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune“, die von 1819-1857 (vom 6.1.1819-1819-29.7.1835 unter diesem Titel, dann in Variationen) im Verlag Friedrich Eurich erschien.
Wir identifizieren uns nicht mit der Ausrichtung dieser Zeitschrift. Diese drei Worte haben uns aber angesprochen, weil sie sehr anschaulich das ausdrücken, wofür wir stehen und weil die Kombination einfach genial ist 😉
Wir sind ständig bestrebt, unser Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks zu erweitern und möchten diese Erkenntnisse auch an Sie als Leserinnen und Leser dieses Blogs weitergeben (Verstand) und wir berichten hauptsächlich über jene Menschen, die sonst keine Stimme hatten, wir möchten sie und ihr Leben sichtbar machen (Herz). Aber selbstverständlich soll auch der Humor nicht kurz kommen, denn er erleichtert das Leben und auf diesem Wege lässt sich auch sehr viel an Wissen transportieren (gute Laune).
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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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