Das „Bild des Monats“ zeigt diesmal eine Polizei-Wachstube, die sich von 1942 bis (etwa) in die 1970er-Jahre am Friedrichsplatz 1 im Amtshaus des 15. Bezirks befand.
Von der Gasgasse auf den Friedrichsplatz
Während der NS-Zeit wurde das „101. Polizeirevier“ 1941 von der Gasgasse 8 auf den Friedrichsplatz 1 verlegt (beide Adressen befinden sich im Amtshaus).
Dort bestand die Polizei-Wachstube – wie unser Bild des Monats zeigt – bis in die 1970er-Jahre.


VW-Käfer – DER Streifenwagen der Polizei
Zum Straßenbild der frühen 1950er Jahre gehörten neben den Marken Steyr 380 und Opel Blitz der VW-Käfer mit Planendach und vier Türen. Der dunkelgrüne VW-Käfer der Polizei war über viele Jahre „der Streifenwagen“. Das Ende der Käfer begann Mitte der 1970er Jahre, als diese nach und nach von weißen VW Golfs abgelöst wurden. (Mehr zur Motorisierung der Polizei finden Sie hier: Öffentliche Sicherheit 7-8/10)
Wissen Sie mehr über die Geschichte des VW-Käfers als Polizeiauto?
Dann freuen wir uns über Ihre Rückmeldung unter office@bm15.at
In eine Straßenbahn gelaufen
Die Kleine Volkszeitung berichtet am 29.8.1941 von einem Straßenbahnunfall auf der Mariahilfer Straße mit der Linie 58. Der Verletzte wurde nach „ärztlicher Hilfeleistung“ auf das „101. Polizei-Revier“ gebracht.
Transkript
In eine Straßenbahn gelaufen
Auf der Mariahilfer Straße in Rudolfsheim ist gestern morgen aus eigenem Verschulden der 56jährige Konservenmeister Rudolf Dworak, Denglergasse 14, beim Uebersetzen der Fahrbahn gegen einen herankommenden Straßenbahnzug der Linie 58 geraten, wurde erfaßt und zu Boden geschleudert. Der Verletzte wurde nach ärztlicher Hilfeleistung mit einer Verletzung auf der Stirn und des rechten Ellbogens auf das 101. Polizeirevier gebracht.
Transkript Ende
Polizeikommissariate im heutigen 15. Bezirk
Bis 1848 war die die Polizei-Bezirksdirektion in Mariahilf, Schiffgasse Nr. 153 für den Vorort Fünfhaus zuständig.
Fünfhaus 87 / Herklotzgasse 25: Vom Gemeindekotter zum Wohnhaus
Poilzeikommissariate waren oft in den sogenannten Gemeindehäusern untergebracht. Das Gemeindehaus von Fünfhaus befand sich in Fünfhaus Nr. 87, in der Schulgasse (heute Herklotzgasse 25).
Ab den 1860er-Jahren bis zum Abbruch des Hauses, befanden sich in dem kleinen Häuschen u.a. ein Gasthaus (1894-Cäcilie Merksbauer, Magdalena Riegel; und ein Lebzelter (1900-Leopold Pascul). (Quelle: Amtsblatt der Stadt Wien, Lehmanns Wohnungs-Anzeiger, Wienbibliothek)
1904 wurde das ehemalige Gemeindehaus von Fünfhaus – erbaut 1795 – abgerissen. Da das Gebäude bereits bei Ziegler 1828 als Gemeindehaus geführt wird, nehme ich an, dass es auch schon im Besitz der Gemeinde war und nicht erst – wie im Zeitungsausschnitt unten erwähnt – 1838 erworben wurde. Möglicherweise ein Schreibfehler – sowas soll vorkommen …
Der Häuserkataster von 1905 verrät, dass bereits an einem Neubau gearbeitet wird.
Dieser Neubau von 1905 besteht auch heute noch.
Neues Gemeindehaus für Fünfhaus – Fünfhaus 238 / Viktoriagasse 2
Ab den 1860er-Jahren befand sich das Gemeindehaus von Fünfhaus in der Viktoriagasse 2 Ecke Rosinagasse (schräg gegenüber vom heutigen Amtshaus).
Das Gebäude wurde 1853 errichtet und beherbergte neben den Amtsräumen auch eine Volksschule. Mehr zur Schule Viktoriagasse hier.
Ziegelofengasse = Lichtgasse
Gemeindegasse = Rosinagasse
Quergasse = Viktoriagasse
Feldgasse = Sperrgasse
Übersiedlung ins neu errichtete Fünfhauser Rathaus (heute Amtshaus von Rudolfsheim-Fünfhaus)
1882-1884 wurde unter Bürgermeister Adolf Friedrich für die Vorortgemeinde Fünfhaus ein neues Rathaus erbaut.
Für die Planung waren zwei Architekten zuständig: Gustav Matthies und Alois Schumacher, Matthies ist insofern interessant, als er vor allem für Schulbauten bekannt ist. Es mag uns also nicht überraschen, da er gleichzeitig auch die Schule am Friedrichsplatz erbaute, dass er gegenüber ein Rathaus erbaute, dass in mancher Hinsicht als Gegenstück zur Schule gesehen werden kann.
Es handelt sich um eine Anlage mit mehreren Innenhöfen. Vorbilder waren Barock und Renaissance. Die Fassade ist eine Mischung aus beiden Zeitstilen.
1 Braugasse = seit 1894 Staglgasse
2 Bräuhausgasse = seit 1864/69 Zwölfergasse
3 Westbahnstraße = seit 1883 Teil der Zwölfergasse
4 Fünfhauser Rathaus = seit 1892 Amtshaus für Fünfhaus, seit 1938 auch für Rudolfsheim
5 Schönbrunner Straße, Fünfhauser Hauptstraße = seit 1897 Mariahilfer Straße
6 Volksschule Friedrichsplatz
7 Glückgasse = seit 1894 Grangasse
8 Gaswerk (bestand von 1839-1911)
So sah die Gegend zwischen Gasgasse, Zwölfergasse, Rosinagasse und Lichtgasse bis 1862 aus (grün die zwischen 1882 und 1884 hinzugekommenen Örtlichkeiten)
ROT
1 Bräuhausgasse = seit 1864/69 Zwölfergasse
2 Bräuhaus-Garten = heutige Mariahilferstraße 150-152
3 Gemeindegasse = Rosinagasse
4 Quergasse = Viktoriagasse
5 Ziegelofengasse = Lichtgasse
GELB
1 Amtshaus Rudolfsheim-Fünfhaus
2 Friedrichsplatz
3 Volksschule Friedrichsplatz
4 Staglgasse = 1877 als Braugasse errichtet – siehe Plan oben – seit 1894 Staglgasse
Vom Rathaus zum Amtshaus
Nach der Eingemeindung der Vororte 1892 wurde das Fünfhauser Rathaus zum Amtshaus „degradiert“. Mehr zum „Rathaus, das kein Rathaus blieb“, finden Sie hier.
Exkurs: Das k. k. Polizei=Bezirkscommissariat Sechshaus im Gemeindehaus Sechshaus
Bereits 1843 (Häuserschema Wien) ist das Haus Sechshaus 20 (heute Sechshauser Straße 45) als Gemeindehaus von Sechshaus ausgewiesen Polizei-Bezirksdirektion in Mariahilf, Schiffgasse Nr. 153, Grundgericht: Hauptstraße 58.
J. Franz-Ferron schreibt dazu 1892 in seiner Publikation „Neu-Wien“: „1847 – sah sich die k. k. Polizei-Direction veranlasst, „um den der Polizei in der Ortschaften Reindorf mit 7. August 1845 übertragenen Wirkungskreis mit größerem Nachdrucke behaupten zu können“, in Sechshaus ein von der „k. k. Polizei-Bezirks-Direction zu Mariahilf depentierendes und derselben subordiniertes Polizei-Commissariat zu exponieren.“ Dasselbe trat am 22. März 1847 in Wirksamkeit und bestand aus 1 Polizei-Unter-Commissär, 1 Concepts-Beamten, 1 Kanzlei-Diener, mehreren Amtsdienern und Wachleuten.“
(J. Franz-Ferron: Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Kommune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden. Verlag von Julius Kühkopf’s Buchhandlung in Korneuburg 1892).
Das Gemeindehaus in Sechshaus 20
Bis etwa 1890 (bis zur Eingemeindung der Vororte) befand sich in der Sechshauser Straße 45 (Sechshaus 20) das Gemeindehaus Sechshaus samt Polizei-Kommissariat.
Heute befindet sich in der Sechshauser Straße 45 ein Neubau.

Damit genug für heute:
Gehaben Sie sich wohl!
Ihre Brigitte Neichl
Verstand, Herz und gute Laune
Der Untertitel unseres Blogs lautet „DER KulturBlog aus Wien Rudolfsheim-Fünfhaus für Verstand, Herz und gute Laune, bei dem es um Menschen & Themen aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart geht.“
Den Zusatz „für Verstand, Herz und gute Laune“ gibt es seit 27.6.2021. Er ist eine Hommage an die Zeitschrift „Oesterreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune“, die von 1819-1857 (vom 6.1.1819-1819-29.7.1835 unter diesem Titel, dann in Variationen) im Verlag Friedrich Eurich erschien.
Wir identifizieren uns nicht mit der Ausrichtung dieser Zeitschrift. Diese drei Worte haben uns aber angesprochen, weil sie sehr anschaulich das ausdrücken, wofür wir stehen und weil die Kombination einfach genial ist 😉
Wir sind ständig bestrebt, unser Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks zu erweitern und möchten diese Erkenntnisse auch an Sie als Leserinnen und Leser dieses Blogs weitergeben (Verstand) und wir berichten hauptsächlich über jene Menschen, die sonst keine Stimme hatten, wir möchten sie und ihr Leben sichtbar machen (Herz). Aber selbstverständlich soll auch der Humor nicht kurz kommen, denn er erleichtert das Leben und auf diesem Wege lässt sich auch sehr viel an Wissen transportieren (gute Laune).
Liebe Leserin, lieber Leser!
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Oder wie es Anton Ziegler 1828 (*) so schön ausgedrückt hat:
Jede Belehrung und Berichtigung, welche in Beziehung auf größere Vervollkommnung und Gemeinnutzmachung dieser Herausgabe beabsichtigt ist, wird mit dem ausgezeichnetsten Danke empfangen.
(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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Ein Kommentar zu „Polizeirevier 101 am Friedrichsplatz 1“