Diesmal geht es in „History & Crime“ um einen mysteriösen Mord an dem Polizisten Leopold Weigl im Reithofferpark am 27.3.1948.
Barbara Büchner recherchiert unermüdlich in Archiven, durchforstet dutzende Zeitungsartikel und trägt für Sie die spektakulärsten Fälle zusammen, die sich auf dem Gebiet des heutigen 15. Bezirks zugetragen haben oder von Personen handeln, die im heutigen Rudolfsheim-Fünfhaus wohnhaft oder beruflich (oder sonst wie) tätig waren.


Am 27. März 1948 wollte ein Fleischer beim Reithofferpark gerade den Rollbalken seines Geschäfts öffnen, da hörte er aus nächster Nähe einen Schuss, gleich darauf noch zwei weitere Schüsse. Als er vorsichtig auf die Gasse hinausspähte, sah er in einer Blutlache auf dem Gehsteig einen Mann in Polizeiuniform liegen. Der morgendliche Kontrollgang des Revierinspektors Leopold Weigl hatte ein blutiges Ende gefunden.
Aber was in der Stunde zuvor geschehen war, blieb acht Monate lang ein Rätsel. Oder hatte nur eine schlampige Berichterstattung ein Rätsel geschaffen, wo gar keines war?

Reithofferpark: Der Park wurde benannt nach dem Gummiwarenfabrikant und Erfinder des Kautschukgewebes Johann Nepomuk Reithoffer (1791 bis 1872). 1995 komplett neu gestaltet.
Neben dem Fleischer gab es noch einen zweiten Zeugen, nämlich einen Beamten des Wachzimmers Tannengasse 6-10. Dieser hatte einen Schuss gehört, war in die Richtung gerannt, aus der er den Lärm kommen hörte, und sah gerade noch, wie ein Mann einen schweren Rucksack fallen ließ. Der Beamte schoss, der Mann drehte sich im Davonlaufen noch einmal um und feuerte auf ihn, verfehlte ihn aber. Leopold Weigl konnte keine Aussage mehr machen, er war bereits tot, als er vom Notarzt der Rettungsgesellschaft untersucht wurde.
Und hier fehlt uns schon ein großes Stück vom Puzzle. Entweder wurden die Zeitungen vom Ergebnis dieser ersten Leichenbeschau nicht in Kenntnis gesetzt, oder sie “hudelten” einen Bericht herunter, der in drei Zeitungen drei Mal verschieden klang und zumindest zwei Mal so nicht stimmen konnte. Offen blieben die Fragen, die sehr leicht zu beantworten gewesen wären:
- Hatte Leopold Weigl außer dem Kopfschuss noch andere Kopfverletzungen? In welchem Zustand war seine Kopfbedeckung (die robusten “Pickelhauben” waren 1890 abgeschafft worden, er trug also eine Kappe).
- War seine Dienstwaffe abgeschossen worden oder nicht? Hatte er sie überhaupt gezogen?
- Neben dem Rucksack, den der Täter auf der Flucht zurückließ, fand man auch ein schweres Eisenstück, ein Einbruchswerkzeug. In der Zeitung ist die Rede davon, dass der Mörder seinem Opfer “mehrere wuchtige Hiebe” auf den Kopf versetzte. Interessierte sich niemand für die Frage, ob Blut und Haare daran klebten, oder ob es sauber war?
- Wurden Rucksack, Brecheisen etc. auf Fingerabdrücke untersucht? Immerhin hatte schon Hofrat Moritz Stuckart, von 1899-1917 Chef des Sicherheitsbüros, die Daktyloskopie – Untersuchung von Fingerabdrücken – zu einer Standardmethode bei polizeilichen Ermittlungen gemacht. Und wie sich später herausstellte, war der Täter ein Berufsverbrecher. Aber in dem Trümmerhaufen Wien waren natürlich auch viele polizeiliche Unterlagen nicht mehr auffindbar.

Aber beginnen wir bei Leopold Weigls letztem Tag im Dienst, der um Viertel fünf Uhr morgens begann. Wir wissen über ihn nur, dass er in der Hütteldorferstraße 16 wohnte, 51 Jahre alt war und den Rang eines Revierinspektors bekleidete; ob er Familie hatte oder alleinstehend war, ist unbekannt. Sein Rundgang scheint ihn über die Schmelz mit ihrer Schrebergartenanlage geführt zu haben – jedenfalls ließ der Inhalt des gefundenen Rucksacks (drei geschlachtete Hühner, zwei geschlachtete Hasen und ein lebendes Huhn) darauf schließen, dass er einem der dort häufig zu Werke gehenden “Schrebergartenmarder” begegnet war.

“A Hendldieb!”, sagt man, um einen harmlosen, unbedeutenden Verbrecher zu bezeichnen. Aber harmlos war der Mann, dem Revierinspektor Leopold Weigl vom Wachzimmer Gernotgasse 7 in der Morgendämmerung des 27. März 1948 auf seinem Kontrollgang begegnete, keineswegs. Im Gegenteil, er war schwer bewaffnet und zögerte nicht, von der Waffe Gebrauch zu machen.

Gernotgasse, 15, Fünfhaus), benannt (17. September 1912) nach einer Gestalt aus der Nibelungensage.
Die “Schrebergartenmarder” waren damals der Polizei als eine eigene Verbrecherkategorie bekannt. Das Nachkriegsjahr 1948 war eine harte, hungrige Zeit für Wien, und manch eine/r konnte der Versuchung nicht widerstehen, den Geldbeutel und den Speisezettel gleichermaßen aufzubessern, indem er oder sie sich an den Hühner- und Hasenställen der Schrebergärten vergriff.
Die klapprigen Häuschen waren leicht aufzubrechen, die Gegend war einsam, in einen großen Rucksack passten ein paar an Ort und Stelle geschlachtete Tiere, und schon war man verschwunden im Dunkel der Nacht.
Die eben erst wieder etablierte Wiener Polizei befand sich in der Besatzungszeit damals in einer enorm schwierigen Situation; Hunger, Furcht, Misstrauen und Not herrschten überall, und auf allen Behörden lag die harte Hand der Besatzer.


Zitat
“Truppen der “Roten Armee” hatten Wien eingenommen, die Kämpfe waren zu Ende, die Stadt lag in Trümmern. Am 27. April 1945, elf Tage vor der offiziellen Kapitulation des deutschen Reichs, wurde in Wien die Wiedererrichtung der Republik Österreich verkündet und der Anschluss an Deutschland 1938 für null und nichtig erklärt. Die provisorische Staatsregierung war für die Gesetzgebung und Verwaltung zuständig. Mit dem Behördenüberleitungsgesetz 1945 wurden die Behörden, Ämter und sonstigen Institutionen des Deutschen Reichs in Österreich aufgelöst und die österreichischen Behörden wiedererrichtet.
Das Polizeidirektionsgebäude am Schottenring 9-11 lag in Trümmern und das Palais Modena in der Herrengasse 7, Sitz des Bundesministeriums für Inneres (…) wies Bombenschäden auf. Viele Polizei- und Gendarmeriedienstellen waren zerstört, beschädigt und verlassen.”
Zitat Ende
In dieser Zeit des Elends fiel es manchem Beamten, dem selbst der Magen knurrte, schwer, einem Hühnerdieb die Beute abzunehmen und pflichtgemäß zu vernichten, und man neigte dazu, ein Auge zuzudrücken: “Leben und leben lassen.” (Dass sich da und dort einer mit einem frischen Henderl bestechen ließ, wollen wir nicht unterstellen).
Der 51jährige Revierinspektor Leopold Weigl jedoch war ein pflichtbewusster Polizist, und der “Hendldieb”, den er zu stellen versuchte, war ein eiskalter Killer. Die Zeitung “Neues Österreich” berichtet:

Transkript
Verfolgter Einbrecher erschießt einen Polizisten. Feuergefecht im Reithofferpark – Der Mörder ist flüchtig.
Gestern gegen 5 Uhr früh wurde der 51jährige Polizist Leopold Weigl, Hütteldorferstraße 16, von einem Einbrecher, den er bei einer Schrebergartenhütte in flagranti (auf frischer Tat, Anm.d.R.) ertappte und verfolgte, im Reithofferpark durch einen Kopfschuss getötet. Der Mörder ist flüchtig. Revierinspektor Leopold Weigl verließ gestern um Viertel fünf Uhr früh das Wachzimmer in der Gernotgasse, um seinen üblichen Kontrollgang zu machen.
Er wollte etwa nach einer Stunde wieder zurückkehren. In der Kolonie auf der Schmelz dürfte der Polizist nun, so rekonstruiert man den Tatbestand, für den es keinen Zeugen gibt, einen Mann beim Einbruch in eine Schrebergartenhütte überrascht haben. Der Täter muss daraufhin geflüchtet sein, worauf Weigl ihn durch die Hütteldorfer- und Märzstraße bis zum Reithofferpark verfolgte.
Hütteldorferstraße: 14., Penzing, Breitensee, Unter- und Oberbaumgarten; 15, Fünfhaus, Rudolfsheim), benannt (1894 als gemeinsamer Straßenzug) zur Wahrung des Vorortnamens Hütteldorf; Verlängerungen am 11. August 1926 und durch Einbeziehung der Karl-Marx-Straße am 30. Jänner 1929. Die Straße wird in den einzelnen Orten zu verschiedenen Zeiten benannt; als Hütteldorfer Straße erstmals bezeichnet 1878 in Rudolfsheim, in der Folge 1881 in Penzing und 1892 in Fünfhaus.
Märzstraße: (15, Fünfhaus, seit 1874 auch Rudolfsheim, seit 1892 auch Penzing); benannt zur Erinnerung an die Märzgefallenen beim Aufstand am 13. März 1848
Hier scheint der Wachmann den Einbrecher erreicht zu haben und mit ihm in ein Handgemenge geraten zu sein. Man fand im Park ein Brecheisen, mit dem der Mörder Weigl zuerst wuchtige Hiebe auf den Kopf versetzte, ehe er ihn mit einer Repetierpistole vom Kaliber 7,65 mm in den Kopf schoss.
Dass es sich tatsächlich um einen Einbrecher handelt, beweist ein Rucksack, den man im Reithofferpark fand und der ein lebendes Huhn sowie vier geschlachtete Hühner und zwei Hasen enthielt. Die Hühner wurden, wie festgestellt werden konnte, in der gleichen Nacht in einer Siedlung auf der Schmelz gestohlen. Auch die Ermordung des Polizisten hatte keinen Zeugen, doch vernahm ein Fleischhauer, der sich in der Nähe des Reithofferparks in seinem noch versperrten Laden befand, plötzlich die Detonation eines Schusses. Als er den Rollbalken hochzog, sah er auf dem Gehsteig Leopold Weigl in seinem Blute liegen. Ein anderer Polizist, der daraufhin aus dem Kommissariat in der Tannengasse herbeieilte, sah den Mörder noch davonlaufen. Er schoss ihm nach, doch ohne ihn zu treffen; auch der Verfolgte gab einen glücklicherweise schlecht gezielten Schuss nach rückwärts ab. Man brachte Weigl auf das Kommissariat in der Tannengasse, wo der Arzt der Rettungsgesellschaft aber nur mehr den Tod feststellen konnte.
Transkript Ende

Das ist nun nicht ganz dasselbe, was laut “Neues Österreich” passiert ist, aber eine weitere Kehrtwendung macht die Geschichte in der vom Informationsdienst der britischen Besatzungsmacht herausgegebenen “Weltpresse”.
Kein Wunder, Augenzeugen gab es ja erst für den letzten Akt des Dramas. Was bis dahin geschehen war, mussten die Reporter “journalistisch rekonstruieren” – oder, wie man so sagt, sich aus den Fingern zuzzeln:


Transkript
Polizist von Einbrecher ermordet . Wien, 27. März. (WP.) Im Reithofferpark im 15. Bezirk wurde heute gegen 5 Uhr der 51jährige Sicherheitswachebeamte Leopold Weigl, der im Hause Hütteldorfer Straße 16 wohnte, von einem Einbrecher durch einen Kopfschuß ermordet. Der Sicherheitswachebeamte hatte bei einem Patrouillengang in einer Schrebergartenanlage ein verdächtiges Geräusch gehört und, als er Nachschau hielt, einen Mann, der in eine Schrebergartenhütte einzubrechen versuchte, auf frischer Tat ertappt. Als der Polizist den Einbrecher anrief, ergriff dieser die Flucht. Der Wachebeamte verfolgte ihn und hatte ihn im Reithofferpark fast erreicht, als der Mann sich umwandte und auf den Verfolger feuerte. Leopold Weigl, den eine Kugel in den Kopf traf, stürzte zusammen. Man brachte ihn in das Kommissariat Penzing, und dorthin wurde die Rettung berufen, doch war Weigl, als der Arzt erschien, nicht mehr am Leben.
Transkript Ende
Hier wird die Geschichte nun mysteriös wie ein Edgar-Wallace-Krimi, denn es stellt sich die Frage: Warum hat der später ermordete Polizist nicht geschossen – zumindest einen Warnschuss abgegeben? Sein Kollege aus der Tannengasse schoss ja sofort, als er den Flüchtigen davonlaufen sah.
Auch wird hier berichtet, er hätte den Verbrecher “fast erreicht”, während im “Neuen Österreich” sogar die Rede von einem “Handgemenge” und Hieben mit dem Brecheisen die Rede ist, denen dann erst ein Schuss gefolgt sei, als Weigl bewusstlos auf dem Boden lag.
Zwei bewaffnete Männer, die herumraufen, statt jeweils von der Waffe Gebrauch zu machen? Ein Verbrecher, der mit dem schweren und unhandlichen “Bartl” (Gaunersprache: Brecheisen) in der Hand die ganze Strecke von der Schmelz bis zum Reithofferpark davonrennt, statt es wegzuwerfen und die Schusswaffe zu ziehen? Skrupel hatte er ja offensichtlich keine, nachdem er auch noch den zweiten Verfolger zu erschießen versuchte. Ein Polizist, der sich mehrmals auf den Schädel schlagen lässt, ohne zumindest jetzt die Waffe zu ziehen? Gab es sie überhaupt? Zu übersehen sind Wunden von einem schweren Metallstück ja gewiss nicht.
Acht Monate lang blieb der Tod des Sicherheitsbeamten ungeklärt, wurde schon allmählich zum “Cold Case”, da beging der Mörder einen Fehler, den viele seinesgleichen machen: Er verließ sich immer wieder auf sein Glück, auch diesmal nicht erwischt zu werden. Und hatte Pech. Und nun stellte sich der Fall, “der die Polizei acht Monate lang in Atem hielt”, von einer völlig anderen Seite und diesmal beträchtlich glaubwürdiger dar.
Lesen wir den Bericht des “Neuen Österreich”, das kurz nach der Tat so abenteuerliche Vermutungen anstellte:

Transkript
Ein Herzfehler und ein Geständnis. – Rätselraten um den Mörder des Revierinspektors Weigl — Indiz: Ein Griff nach dem Herzen.
Der 26jährige Hilfsarbeiter Erwin Klingsgraber, der in der Benedikt-Schellinger-Gasse 23 wohnt, hat Freitag Nachmittag im Penzinger Polizeikommissariat eingestanden, dass er am 27. März den Revierinspektor Leopold Weigl nach einem Einbruch in einen Schrebergarten erschossen habe.

Wenn das stimmt, wäre damit der aufsehenerregende Polizistenmord vom Reithofferpark, der die Wiener Polizei wochenlang in Atem hielt, nach mehr als acht Monaten aufgeklärt. Der Revierinspektor Weigl hielt in den frühen Morgenstunden des 27. März an einer Ecke des Reithofferparkes einen Mann an und fragte ihn nach seinem Ausweis. Statt der Identitätskarte zog der Unbekannte eine Pistole und schoss den Polizisten nieder. Ein zweiter Wachmann, der seinem Kameraden zu Hilfe eilte, konnte den Mörder nicht mehr einholen. Ein Rucksack, der auf dem Tatort zurückblieb, und eine nicht gerade präzise Personsbeschreibung blieben als die einzigen Spuren zurück. Es schien, als würde diese Mordtat niemals aufgeklärt werden können.
„Nur ein kleiner Schrebergartenmarder“, dachten die beiden Penzinger Kriminalpolizisten, die am 23. November Eduard Klingsgraber aus seiner Wohnung holten. Der junge Hilfsarbeiter war wegen eines Einbruchs angezeigt worden, und die Beamten meinten, keinen besonderen Fang gemacht zu haben. Man konnte Klingsgraber eine Reihe von Einbrüchen in Schrebergartenhütten nachweisen und überstellte ihn zwei Tage später dem Landesgericht.
Doch war einem der Beamten die Ähnlichkeit des „kleinen Schrebergartenmarders“ mit dem gesuchten Polizistenmörder, dessen Beschreibung er im Fahndungsblatt gelesen hatte, aufgefallen.
Vor etwa einer Woche wurde Klingsgraber deshalb aus dem Landesgericht neuerlich zum Verhör nach Penzing geholt. Die Einvernahme war in allen ihren Einzelheiten vorbereitet. Was dem Häftling nach und nach an Geständnissen entrissen wurde, bestätigte die Vermutungen der Polizei. Immer mehr Einbruchsdiebstähle und Betrügereien kamen ans Tageslicht; so hat Klingsgraber einer Kartenstelle vortäuschen wollen, er habe eine achtköpfige Familie zu versorgen. Schließlich gab er auch zu, eine Zeitlang in Wels Schleichhandel mit Pistolen betrieben zu haben. Vom Mordwerkzeug war der Weg nicht mehr weit zum Mordnachweis. Weitere Indizien wurden gefunden; der Mörder ist, ehe er in der Morgendämmerung vor dem zweiten Polizisten floh, einen Augenblick stehengeblieben, hat nach Atem gerungen und mit der Hand zum Herzen gegriffen. Eigenartigerweise stellte es sich nun heraus, dass auch Klingsgraber, wie der Polizeiarzt feststellte, an einem Herzfehler leidet. Ein Blick auf den Plan des 15. Bezirkes verstärkte den Verdacht: die Wohnung Klingsgrabers liegt ganz in der Nähe der Stelle, wo Revierinspektor Weigl damals sterben musste. Das Verhör erreichte seinen dramatischen Höhepunkt, als der Verhaftete mit dem Polizisten konfrontiert wurde, der damals den Mörder seines Kameraden stellen wollte. Er sagte Klingsgraber den Mord auf den Kopf zu. Da wurde der Häftling plötzlich leichenblaß. Doch fasste er sich schnell und bestritt zunächst alles. Erst Freitag Nachmittag brach er zusammen und legte ein volles Geständnis ab. Daraufhin wurde Klingsgraber in das Landesgericht zurücküberstellt. Das Sicherheitsbüro überprüft gegenwärtig, ob sein Geständnis glaubwürdig sei. Bisher konnte, wie der Polizeibericht gestern abend amtlich mitgeteilt hat, noch kein positiver Anhaltspunkt gefunden werden, der Klingsgraber mit dem Mord an Bezirksinspektor Weigl in Beziehung bringt.
Transkript Ende
Nun wissen wir endlich, was passiert ist. Die Indizien häufen sich, der Mörder wurde identifiziert, hat gestanden – und dann stellt der Polizeibericht fest, es konnte “noch kein positiver Anhaltspunkt gefunden werden, der Klingsgraber mit dem Mord an Bezirksinspektor Weigl in Beziehung bringt.”!
Quellen
- “Neues Österreich”, 28. März 1948
- “Neues Österreich” 5. Dezember 1948
- “Die Weltpresse” 27. März 1948
- “Öffentliche Sicherheit” 7-8/2015

Bei der Aufarbeitung alter Fälle besteht eine der großen Schwierigkeiten darin, dass späteren Kriminalhistoriker*innen oft nur noch die Zeitungsberichte als Quelle bleiben, da die behördlichen Akten entweder längst entsorgt oder – in diesem Fall durch Kriegshandlungen – zufällig zerstört wurden. Und was in der Zeitung steht, muss nicht immer stimmen. Kann manchmal gar nicht stimmen. Warum der Polizeibericht “keinerlei positive Anhaltspunkte” für eine Täterschaft Klingsgrabers sah, fügen wir als würdigen Abschluss den Rätseln dieses Mysteriums aus der Besatzungszeit hinzu.
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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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