Interview mit Franziska Singer
Episode #038

In der 38. Folge von „Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ spricht Brigitte Neichl mit der Schauspielerin Franziska Singer. Franziska betreibt seit 2019 den Podcast „Darf’s ein bisserl Mord sein?“ Jeden Montag erscheint eine neue Folge. 2021 hat sie damit den 2. Platz beim ersten Ö3 Podcast Award erreicht.
Auf ihrer Webseite findet man folgende Beschreibung: „Mit Charme, Humor und Wiener Schmäh spricht Schauspielerin Franziska Singer über kuriose, ungelöste und längst vergessene Kriminalfälle aus der ganzen Welt. Unterhaltsam, informativ, respektvoll.“
Mit dabei sind auch die Grätzelkorrespondentinnen Karin Elise Sturm „Southy“ und Karin Martiny „Nordy“, die aus dem Süden bzw. dem Norden von Rudolfsheim-Fünfhaus berichten.
Karin Martiny erzählt vom Burjanplatz und spricht mit der Kultur- und Sozialanthropologin Brigitte Vettori, der Initiatorin von spaceandplace, die seit 2018 das Potential der Wiener Wohnstraße erforscht und sich gemeinsam mit Anwohnerinnen sowie Partnerinnen und Expert*innen aus anderen Disziplinen für die Öffnung von Wohnstraßen für Menschen engagiert. Karin Elise Sturm lässt uns in bunten Hörbildern am heurigen Reindorfgassenfest teilhaben.
Co-Moderator dieser Folge ist Maurizio Giorgi.
Mehr Infos auf www.museum15.at/podcast
Die Podcast-Episode zum Artikel
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Links dieser Podcast-Folge
- Wiener Bezirksmuseen
- Website Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus
- Reindorfgassenfest
- spaceandplace
- Podcast „Darfs ein bisserl Mord sein?
- Franziska Singer Webseite
- Franziska Singer Wikipedia
- ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften
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Transkript der Podcast-Episode:
Intro

Brigitte
Hallo und herzlich willkommen zur 38. Folge von Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten. Mein Name ist Brigitte Neichl.
Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert vom Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Veranstaltungs-Museum im Herzen des 15. Bezirks.
Das Museum bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Events für Erwachsene und Kinder und diesen Podcast. Mehr dazu finden Sie auf www.museum15.at
Hallo Maurizio! Schön, dass Du wieder da bist. In den letzten beiden Folgen Nummer 36 und 37 warst Du ja anderweitig beschäftigt, und ich musste ohne meinen Co-Moderator auskommen.
Maurizio
Servus Brigitte! Ja stimmt, die Rolle des Brauereibesitzers Anton Bosch war ganz schön herausfordernd.
Brigitte
Du hast das fiktive Interview mit Anton Bosch aber mit Bravour gemeistert. Es geht darin auch um dessen Schwiegersohn Johann Dengler, der das Fünfhauser Brauhaus geführt hat – mehr schlecht als recht – wie wir erfahren haben. Du warst übrigens auch kleidertechnisch ganz top.

Maurizio
Danke, danke, man bemüht sich. Worum geht’s denn heute, liebe Brigitte? Wen hast Du diesmal vors Mikrofon geholt?
Brigitte
Ich habe mich mit Franziska Singer getroffen, und zwar in der Wasserwelt vor der Rudolfsheimer Pfarrkirche.
Maurizio
Und worüber habt ihr gesprochen? Der Name ist mir nämlich nicht geläufig.
Brigitte
Es ging um ihren Podcast „Darf’s ein bisserl Mord sein?“.
Maurizio
Ah, den kenne ich! Da höre ich immer wieder mal gerne rein, wenn ich Bedarf nach Gruseligem habe. ich bin schon gespannt, was Franziska Singer Dir erzählt hat. Legen wir gleich los?
Brigitte
Ja gern, lieber Maurizio! Ton ab! [00:02:24]
Interview mit Franziska Singer

Brigitte
Ich spreche heute mit Franziska Singer. Sie wuchs in Bayern auf, übersiedelte dann nach der Volksschule mit ihrer Familie nach Niederösterreich und absolvierte von 2004 bis 2007 ein Schauspielstudium an der Schauspielschule Krauss.
Warum Franziska heute zu Gast bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten ist, hat mehrere Gründe. Die beiden wichtigsten. Franziska wohnt im 15. Bezirk in der Nähe der Wasserwelt bei der Rudolfsheimer Pfarrkirche, wo wir uns auch zum Interview getroffen haben. Und: Franziska ist eine Podcast-Kollegin. Seit 2019 betreibt sie den True Crime Podcast „Darf’s ein bisserl Mord sein?“ Jeden Montag erscheint eine neue Folge. Aktuell bist Du, glaube ich, bei Episode 80.
Franziska
Ja, genau.
Brigitte
2021 hat „Darf’s ein bisserl Mord sein?“ den 2. Platz beim ersten Ö3 Podcast Award erreicht. Herzliche Gratulation noch im Nachhinein.
Franziska
Danke!
Brigitte
Auf Deiner Webseite findet man folgende Beschreibung:
„Mit Charme, Humor und Wiener Schmäh spricht Schauspielerin Franziska Singer über kuriose, ungelöste und längst vergessene Kriminalfälle aus der ganzen Welt. Unterhaltsam, informativ respektvoll.“
Liebe Franziska, herzlich willkommen bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. [00:03:56]
Franziska
Ja, vielen herzlichen Dank! Ich freue mich sehr, hier zu sein.
FRAGE 1
Brigitte
Kommen wir zur ersten Frage: Wie hat es Dich zum Thema Kriminalgeschichten verschlagen – ich habe irgendwo gelesen, Du wolltest schon als Kind Detektivin oder Spionin werden – und wie kommst Du zu Deinen Fällen? Gibt es da bestimmte Kriterien, was die Themen, die Zeit oder den Tathergang betrifft? Und wie und wo recherchierst Du?
Franziska
Also ich habe einfach als Kind schon sehr gern so Kinderkrimis gelesen und Abenteuergeschichten die „Fünf Freunde“ oder „Geheimnis um“ von Enid Blyton. Das hat mich fasziniert und dann wollte ich eben selber auch gern Detektivin werden.
Und dann irgendwann bin ich drauf gekommen, dass sowas ja auch tatsächlich in Wirklichkeit passiert und dann wollte ich eine Zeitlang gern zur Polizei gehen. Aber dann habe ich mich für die Schauspielerei entschieden, weil ich gedacht hab, da kann ich vielleicht auch mal eine Polizistin spielen und muss aber nicht mein ganzes Leben lang eine Polizistin sein.
Ja also meine Liebe zu True Crime. Ich glaub vom Krimi lesen zu True Crime war es ein ganz kleiner Schritt für mich persönlich.
Wie komm ich zu meinen Fällen? Ich beschäftige mich ja schon lange mit dem Thema, weil es mich einfach fasziniert. Und ich eine ganz lange Liste von – ich glaube mittlerweile sind wir bei ungefähr 300 Fällen, über die ich gern mal was machen würde. Wobei, da sind einige auch schon abgehakt, aber es kommen auch noch immer wieder neue dazu. Wo Freunde mir sagen oder Fans das Podcasts mir schreiben „Hey, mach doch mal was darüber!“
Und ich entscheide dann wirklich jede Woche, was interessiert mich jetzt gerade am allermeisten und womit komme ich auch gerade besonders gut klar. Also ich sage einmal, ein Banküberfall ohne Tote – weil ich mach nicht nur Morde – das ist meistens etwas nicht ganz so Tragisches, nicht ganz so Dramatisches. Und wenn’s mir persönlich jetzt nicht so gut geht – es geht einem ja nicht immer 100% super – dann mache ich vielleicht lieber sowas, als dass ich mich mit einem Serienmörder beschäftige, der 100 Kinder abgeschlachtet hat.
Brigitte
Das geht schon ein bisschen ans Gemüt, auch?
Franziska
Ja, das kann ich nicht leugnen, ja.
Brigitte
Und wie und wo recherchierst Du?
Franziska
Ich recherchiere sehr viel im Internet, da gibt’s auch ganz viele Zeitungsartikel online, die man finden kann. Und ich mache ja auch alte Fälle, also ich sage einmal um 1900 oder sogar früher und da gibt’s auch von der Österreichischen Nationalbibliothek ein ganz tolles Archiv, wo man sehr viel finden kann, auch eben ältere Zeitungsartikel.
Brigitte
Du meinst ANNO, nehme ich an?
Franziska
ANNO, genau.
Brigitte
Ah, das liebe ich!
Franziska
Ja und dann kann man in dieser Frakturschrift durch diese Zeitungsartikel durchlesen, durchschmökern. Aber sonst, ja, ich habe auch natürlich einige Bücher, die ich dann als Quellen hernehme.
Also, bei mir ist basiert alles wirklich auf Fakten und ich erfinde nichts dazu. [00:07:04]
Brigitte
Du weißt ja vielleicht, dass wir uns im Bezirksmuseum auch mit Kriminalgeschichte beschäftigen. Meine Kollegin Barbara Büchner verfasst einmal pro Monat einen Blogartikel in der Rubrik History & Crime. Dabei geht es um Kriminalfälle um 1900, so wie bei Dir auch manchmal. Aber wir bleiben so in dem Bereich um 1900, die sich eben auf dem Gebiet des heutigen 15. Bezirks zugetragen haben.
Beispielsweise hatte der Dienstmädchenmörder Hugo Schenk – Ich weiß nicht, ob Du von dem schon gehört hast?
Franziska
Ja, über den hab ich auch schon eine Folge gemacht [Folge 34].
Brigitte
Oh, dann beantwortest Du schon eine Frage vor. Weil der hatte nämlich eine Wohnung im 15. und wurde auch hier im 15. verhaftet, deshalb haben wir ihn uns quasi auch geschnappt, weil der war sehr umtriebig im ganzen Habsburgerreich. Und ebenso trieb der legendäre Einbrecher-König Johann Breitwieser hier sein Unwesen, und wurde auch auf der Schmelz verhaftet einmal.
Franziska
Ja schau, über den habe ich noch nichts gemacht- Den sollte ich mir gleich einmal anschauen.
Brigitte
Ja, der wurde ja der „Robin Hood von Wien“ genannt. Also da waren tausende Leute bei seinem Begräbnis, weil er von den kleinen Leuten gar nicht so negativ gesehen wurde, weil er Geld auch verteilt hat.
FRAGE 2
Brigitte
Ja, meine zweite Frage an Dich wäre – und da hast Du einen Teil schon beantwortet. Was waren die spektakulärsten, skurrilsten oder auch unfreiwillig komischten Fälle, die Dir untergekommen sind? Und als kleine Zusatzfrage: Hat sich einer der Fälle, die in „Darf’s ein bisserl Mord sein“ vorkommen, in Rudolfsheim-Fünfhaus abgespielt? Also vielleicht zusätzlich noch zu dem, den wir schon genannt haben.
Franziska
Ich glaub, der Hugo Schenk war der einzige bislang aus dem 15. Bezirk. Ich mach nicht so viele Fälle aus Österreich, weil ich schau, dass es wirklich auch aus der ganzen Welt kommt. Also nicht nur Österreich, Deutschland und USA, sondern ich habe auch Fälle aus, Costa Rica, aus Japan z.b. und der Jack Unterweger, der hat – glaub ich – nichts mit dem 15. Bezirk zu tun.
Brigitte
Ich hoffe! Den möcht ich nicht so gern bei uns verortet wissen.
Franziska
Aber ja Hugo Schenk, ein großartiger Fall, den habe ich auch letztes Jahr beim Wiener Kultursommer gemacht – live auf der Bühne. Allerdings nicht im 15., sondern im 4. Bezirk am Naschmarkt.
Also ich suche mir generell Fälle aus, die für mich besonders spannend sind, und das sind oft welche, die eben etwas skurril aussehen. Und einer meiner absoluten Lieblingsfälle bis heute ist Episode Nummer 8, glaube ich war das, die Galapagos-Affäre.
Brigitte
Sind das die, die ausgewandert sind?
Franziska
Ja genau!
Brigitte
Ja, das war wirklich sehr seltsam, das Ganze. Wo man auch nicht ganz genau weiß dann, wie es dann gelaufen ist, weil ja so abgeschieden dort waren, und jeder erzählt etwas anderes.
Franziska
Genau, und das war auch eine Österreicherin dabei auf den Galapagos Inseln. Die hat sich als Baroness ausgegeben. Aber woher die genau stammt, das weiß man auch nicht.
FRAGE 3
Brigitte
Ja, die dritte Frage an meine Interview-Gäste hat immer ganz konkret mit dem 15. Bezirk zu tun. Seit wann wohnst Du in Rudolfsheim-Fünfhaus? Was gefällt Dir am 15. Bezirk und magst Du uns auch Deine Lieblingsplätze verraten oder zumindest einen.
Franziska
Ich muss jetzt überlegen, seit wann ich hier wohne. Noch gar nicht so lange nämlich, also seit letzten Winter eigentlich, glaube ich. Und ich habe davor aber auch schon mal den 15. Bezirk gewohnt und ja, mir gefällt es hier ganz gut. Es ist einfach.
Ein Lieblingsplatz. Das ist so schwierig. Ich mag zum Beispiel die Kirche, vor der wir sitzen sehr gerne. Ich finde die sehr schön von außen. Ich war allerdings auch noch nie drinnen. [Rudolfsheimer Pfarrkirche]

Brigitte
Was gefällt Dir besonders am 15.?
Franziska
Was mir bzw. meinem Co-Produzenten, meinem Hund, besonders gut gefällt, ist auch dieser Brunnen vor dieser Kirche. Und da geht er sehr gern drin Planschen. Ja, da freut er sich dann. Und es ist ein sibirischer Hund, dem ist immer viel zu heiß. Auch bei 10 Grad ist es ihm noch viel zu heiß. Und dann geht er gerne da drin Planschen und dann springt er raus und schüttelt sich und ist wieder ganz frisch und munter.
Brigitte
Ja, liebe Franziska, vielen Dank für das Gespräch! Ich wünsche Dir alles Gute für Deine Schauspielkarriere und auch für Deinem Podcast.
Franziska
Danke.
Brigitte
Und vielleicht können wir ja sogar mal etwas gemeinsam machen, so eine Rudolfsheim-Fünfhauser True Crime Crossover.
Franziska
Ja, wenn ich mich dieses Robin Hood dann mal annehme vielleicht.
Brigitte
Ja, vielleicht kannst Du Dich da mit mit der Kollegin zusammen reden. Spannend.
Ja, ein Hinweis noch an Sie, lieber Hörer, liebe Hörerin, in den Shownotes bzw. dem Blogartikel zur Podcast-Folge verlinken wir natürlich alle Infos zu Franziska Singer und den Podcast „Darf’s ein bisserl Mord sein?“. Hören Sie doch mal rein, es lohnt sich!
Franziska
Ja unbedingt.
Brigitte
Baba Franziska und alles Gute!
Franziska
Baba und vielen herzlichen Dank! [00:12:10]
Ende Interview
Maurizio
Das war ja ein sehr interessantes und – wie man gehört hat – sehr entspanntes Gespräch. Wenn ich wieder mal bei der Wasserwelt unterwegs bin, werde ich genau darauf achten, ob ich da einen fröhlich sibirischen Hund beim Planschen sehe. Reizvoll könnte auch die Zusammenarbeit beim Fall Breitwieser, dem „Robin Hood aus Wien“ werden, da hat unsere Kollegin Barbara Büchner ja schon einiges dazu recherchiert.
Brigitte
Ja, das wäre sicher sehr spannend, so ein Rudolfsheim-Fünfhauser True Crime Crossover.
Maurizio
Wie sieht es denn diesmal mit unserem Grätzelberichten aus, liebe Brigitte?
Brigitte
Sehr gut, lieber Maurizio, sehr gut! Diesmal sind wieder beide Karins am Start. Karin Martiny „Nordy“, aus dem Norden von Rudolfsheim-Fünfhaus und Karin Elise Sturm „Southy“, aus dem Süden.
Ein Hinweis an Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer: Die Interviews und Berichte unserer Grätzelkorrespondentinnen sind erfreulicherweise sehr inhaltsreich und ausführlich. Wir bringen daher im Podcast nur einige Ausschnitte, um unsere „Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ nicht allzu sehr zu überziehen. In voller Länge können Sie die Grätzelkorrespondenzen aber auf unserem YouTube-Kanal, dem BM15-Channel, anhören. Die Links gibt es – wie gewohnt – in den Shownotes.
Grätzelkorrespondenzen
Brigitte
Wir beginnen mit Karin Nord „Nordy“. Karin, wo bist Du diesmal unterwegs und wen hast Du vors Mikrofon geholt?

Karin Martiny
Hallo Brigitte und Maurizio, liebe Hörerinnen und Hörer, heute melde ich mich von Burjanplatz, der bis 1984 ein Teil des Kriemhildplatzes war, wo übrigens am 18. September von 15 Uhr bis 22 Uhr ein Grätzelfest stattfinden wird.
Der Burjanplatz wird heute durch die Markgraf-Rüdiger-Straße vom Kriemhildplatz getrennt und erhielt seinen Namen von Hildegard Burjan (1883-1933), die vor allem für die Gründung der Caritas Socialis im Jahr 1918 bekannt ist.

Heute ist der Burjanplatz auch ein Teil des vom Verein spaceandplace ausgerufenen Erstes Wiener Wohnstraßen Grätzels, das drei Straßen zu jeder Seite des Burjanplatzes umfasst, die durch die Markgraf-Rüdiger-Straße entlang des Burjanplatzes verbunden sind.
Fotos: Karin Martiny 2021

Ich freue mich daher sehr darüber, dass ich hier gleich Brigitte Vettori, die Initiatorin von spaceandplace treffen werde, um mehr über spaceandplace und seine spannenden Projekte zu erfahren.
Brigitte Vettori ist Kultur- und Sozialanthropologin und erforscht seit 2018 das Potenzial der Wiener Wohnstraßen und engagiert sich – gemeinsam mit Anwohner*innen sowie Partner*innen und Expert*innen aus anderen Disziplinen für die Öffnung von Wohnstraßen für Menschen.
Hallo Brigitte, kannst Du uns ein bisschen mehr erzählen, mit welchen Anliegen Du spaceandplace gegründet oder initiiert hast, von welchen Ideen die Arbeit von spaceandplace getragen ist und wie Stadt neu gedacht werden kann.

Brigitte Vettori
Ich hab 2009 begonnen mit einer Reihe, die heißt „Wien lebt“ damals noch initiiert mit der Barbara Götsch zusammen und Unterstützung Verein Stadtimpuls jahrelang. Es ist darum gegangen, Plätze zu beleben. Da haben wir zuerst den Urban Loritz Platz belebt. Es ging darum, Begegnungen zu schaffen im öffentlichen Raum.
Mich hat es dann bewegt, weiterzumachen und habe den Verein 2011 spaceandplace gegründet und das ist eben so eine Stadtinitiative, die sich auf die Fahnen schreibt, das Potenzial zu nutzen. Also mal überhaupt auszuloten, was es gibt auf verschiedenen Plätzen und Orten der Stadt, und dann auch zu nutzen und weiterhin eben diese Begegnungen zu schaffen im öffentlichen Raum.
Am Meiselmarkt und rund um den Meiselmarkt im 15. Bezirk, da tun wir zur Stunde Sprachen sammeln und interessanterweise verstehen das die Menschen sofort, wenn wir das sagen. Wir gehen in unterschiedliche Lokale, auch in der Berufsschule waren wir gestern oder bei den Marktstandlern und sagen, wir möchten gern wissen, welche Muttersprachen oder Fremdsprachen die Leute sprechen, die dort arbeiten.
Und die schreiben wir dann auf ein vorgefertigtes Plakat und hängen es entweder in der Scheibe auf, sodass alle das sehen können außen oder beim Marktstand. Und das wird dann so eine Plakatausstellung, wo man eben unterschiedlichste Sprachen sieht.

Wir finden, die Wohnstraße ist nicht nur für Kinder da, sondern eben für alle Gruppen, auch für Geschäftsleute und Vereine, die ihre Lokale direkt an Wohnstraßen haben. Die können einfach rausgehen und gerade in Zeiten von Corona mal ihre Sitzung außen machen. Oder mal zeigen, was sie denn so tun, also alles konsumfrei.

Wir haben auch Kleidertausch gemacht. Es geht schon drum, dass man da nicht anfängt, irgend etwas zu verkaufen oder so, sondern es ist konsumfrei.
Auch wenn wir jetzt Musik machen, wir sammeln kein Geld, sondern das sind Musikproben von Künstlern, die gehen raus aus ihren Proberäumen und Wohnungen und auf die Wohnstraße und proben dort Musik.

Karin Martiny
Das finde ich ganz spannend, und besonders gefeiert wird sie jetzt dann am 24. September, die Wohnstraße.
Brigitte Vettori
Genau, das ist der 4. Tag der Wohnstraße und die Leute rufen uns schon an und melden sich und fragen: „Kann ich mitmachen?“. Graz wird heuer auch mitmachen. Also es geht jetzt schon überregional raus.
Karin Martiny
Vielen Dank. Erstens Mal für die tolle Arbeit und Initiative und für das Gespräch.
Brigitte Vettori
Danke!
Karin Martiny
Nach unserem interessanten Interview am 3. September, konnte ich im 1. Wiener Wohnstraßen-Grätzel auch noch einer musikalischen Probe von Musser & Schwamberger für ihr Konzert im Rahmen des von Birdie 15 initiierten Kulturprogramms im Vogelweidpark lauschen, das noch bis 2. Oktober bei freiem Eintritt stattfinden wird.

Dabei hat mir Brigitte auch noch von ihrem Projekt „Stoff fürs Grätzel“ erzählt, das ich Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer nicht vorenthalten möchte. Dabei wird mit dem textilen Stoff auch Stoff für Geschichten aus dem Grätzel gesammelt. Der voraussichtlich am 29. September gemeinsam im öffentlichen Raum zu einem Grätzel-Teppich verwebt wird. Nähere Infos zu allen Projekten finden Sie auch auf der Website www.spaceandplace.at.

Bis zum nächsten Mal und Baba vom Burjanplatz.
Brigitte
Baba Karin und danke für Deine interessanten Infos und Eindrücke vom Burjanplatz und das spannende Interview mit Brigitte Vettori von spaceandplace. Bis demnächst! [00:19:39]
Bericht von Grätzelkorrespondentin Karin Martiny in voller Länge
Burjanplatz, Erstes Wiener Wohnstraßengrätzel und ein Interview mit der Initiatorin von spaceandplace Brigitte Vettori
Und jetzt ist Karin Elise Sturm „Southy“ dran. Sie lässt uns akustisch am diesjährigen Reindorfgassenfest teilhaben, das ja am 3. und 4. September stattgefunden hat.

Karin Elise Sturm
Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, heute melde ich mich aus dem Epizentrum meiner Grätzelkorrespondentinnen- Tätigkeit. Nämlich aus der Holy Reindorfgasse höchstselbst.


Mariahilfer Straße, Plan: wien.gv.at
Ich bin im wunderbaren Rudolfsheim-Fünfhaus Süd und nicht nur das, es ist auch das Reindorfgassenfest und das gesamte Grätzel steht dieses Wochenende natürlich Kopf.
Die Möglichkeit, das Fest zu erleben, möchte ich für diese Folge unseres Podcasts nutzen, und Sie mitnehmen auf eine kleine Reise durch das lustige Bezirksleben, wie es sich eben präsentiert, wenn die Menschen hier gemeinsam feiern. Ich werde die nächsten Stunden gemütlich durch die gesamte Gasse spazieren und beschreibe Ihnen, was ich erlebe, wen ich treffe, was ich sehe und höre und nehme auch die Tonkulisse auf, dass Sie gemeinsam mit mir eintauchen können in der schönste Dorffest der ganzen großen Stadt.
Also legen wir los, ich freue mich darauf. Ich stehe am untersten Ende der Reindorfgasse, direkt dort, wo das Gitter ist zur Sechshauser Straße, also ganz am Anfang. Es ist Freitag Nachmittag dreiviertel 3, und ich bin überrascht, wie viel Menschen schon hier sind. Es ist da die ganze Gasse eigentlich gut gefüllt und ich steh da direkt – man kann es wahrscheinlich hören – vor einer kleinen Bühne auf Höhe Reindorfgasse Nummer 6, wo ein Kinderprogramm grad stattfindet. Die Kleinen sitzen auf bunten Teppichen vor dem Künstler, der mit ihnen in Kontakt tritt und sind ganz aufmerksam und happy.

Und ja, also ich freue mich über meinen Einstieg in unser Fest. Die Reise wird lustig offensichtlich. Wir müssen übers Wetter reden. Das Wetter ist perfekt heute. Im Moment stehe ich genau vor der Pizzeria Mafiosi.

Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es ist ein wunderschöner Spätsommer, aber nicht zu heiß und auch nicht zu kalt. Es ist einfach ein total perfekter Tag.
Wir sind auf der Höhe vom Urban Tool und da seh ich ihr gerade ein Schild durch einen Durchgang. „Flohmarkt“ steht da in bunten Farben auf einer gebastelten Schnur und das schauen wir uns jetzt genauer an.

Da geht’s jetzt hinein. Viel Gewand wird hier verkauft, ein schöner Spiegel steht da, die Location ist sehr schön, es ist ein Hinterhof und die Sonne brennt da rein. Am beeindruckendsten finde ich da gerade diese Wand von Efeu bis in den höchsten Stock rauf gibt es eine ganz dicht bewachsene Efeuwand und dazwischen sind hier die Güter vom Flohmarkt.

So das war unsere aufregende kleine Reise durch das Reindorfgassenfest. Wir haben viel erlebt gemeinsam und vielleicht konnte ich Sie auch davon überzeugen, dass Sie uns bald besuchen kommen. Das Reindorf-Grätzel und das Bezirksmuseum 15 freuen sich immer über Ihren Besuch.
Damit verabschiede ich mich für heute und gebe zurück in das Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten-Studio.
Fotos: Karin Elise Sturm 2021
Brigitte
Vielen Dank, liebe Karin, Du hast uns das Reindorfgassenfest wirklich sehr anschaulich näher gebracht. Ich konnte ja dieses Mal leider erstmals nicht teilnehmen, aber durch Deine Reportage habe ich mich wie mittendrin und dabei gefühlt. Tschüss und bis zum nächsten Mal.
Karin Elise Sturm
Ciao Brigitte. [00:24:01]
Bericht von Grätzelkorrespondentin Karin Elise Sturm in voller Länge
Eindrücke vom Reindorfgassenfest 2021 + ein Interview mit Romana Ledl vom Buchcafé Melange
Maurizio
Das waren ja wieder ganz tolle Infos, sehr unterschiedlich und sehr spannend. Über den Burjanplatz wusste ich bisher nicht so genau Bescheid und das Projekt spaceandplace gefällt mir sehr gut.
Aus dem Epizentrum von Karin Süds Grätzelkorrespondentinnen-Tätigkeit der Reindorfgasse habe ich auch noch viel Spannendes mitgenommen, obwohl ich ja auch selbst beim Reindorfgassenfest dabei war.
Brigitte
Ja, unsere Grätzelkorrespondentinnen steigern sich von Mal zu Mal und dokumentieren die Gegenwart von Rudolfsheim-Fünfhaus, die ja – so schnell kann man gar nicht schauen – zur Vergangenheit werden wird. Und wir, aber auch viele andere Forscher*innen und Interessierte werden dann in diesen Dokumentationen gerne stöbern.
Maurizio, wie geht es im Museum weiter? Da gibt es ja Erfreuliches zu berichten.
Wie geht es weiter?
Maurizio
Ja, das stimmt allerdings. Wir haben seit 6. September wieder geöffnet und konnten auch schon einige Besucher*innen bei uns begrüßen. Wir hoffen, dass das auch so bleiben kann.
Aktuell können Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer unsere Dauerausstellung zur Bezirksgeschichte und die Sonderausstellung Kino, Theater, Varieté besichtigen.
Brigitte
Veranstaltungen wird es ja auch wieder geben, stimmt’s?
Maurizio
Genau! Am Mittwoch, den 15. September ab 19 Uhr gibt es wieder unsere beliebte Podcast-Party – wieder im Bezirksmuseum.
Am 24. September, das ist ein Freitag, bieten wir Ihnen einen MuseumsTalk zum Thema Grundeinkommen. Robert Reischner hält einen Vortrag und Franz Linsbauer moderiert, und die Teilnehmer*innen sind eingeladen Fragen zu stellen und mitzudiskutieren.
MuseumsTalk am 24.9.2021, 17.30-19.00:
Sozialstaat braucht Grundeinkommen
EINTRITT FREI!
Am 1. Oktober spricht Gerhard Urbanek über die Österreichische Gedächtniskultur im Fußballsport und speziell den Umgang des SK Rapid mit der NS-Zeit.
Vortrag am 1.10.2021, 17.30-19.00:
Österreichische Gedächtniskultur im Fußballsport
EINTRITT FREI!
Das Bezirksmuseum nimmt wieder bei der Langen Nacht der Museen teil. Am 2. Oktober ab 17:30 erwartet Sie ein vielfältiges Programm, unter anderem ein Kultur-Spaziergang mit Thomas Reithmayer im Bereich der sogenannten Westbahngeländes, ein Vortrag ebenfalls von Thomas Reithmayer über Kinos,Theater und Varietés, eine Rätsel-Rallye für Kinder und ein virtuelles Quiz um Mitternacht.
Für die Teilnahme an den Veranstaltungen und den Eintritt ins Museum am 2. Oktober benötigen Sie ein Ticket der Lange Nacht der Museen, das sie auch bei uns erwerben können.
Für alle unsere Veranstaltungen gelten selbstverständlich die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Corona-Bestimmungen.
Liebe Brigitte, worum wird es denn in der nächsten Folge von Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten gehen?
Brigitte
Im Oktober stelle ich wieder eine Museumskollegin vor. Selin Altan Huber ist seit 2013 ehrenamtlich im Museum tätig. Sie wird über ihre Arbeit im Bezirksmuseum sprechen, aber auch über ihre Aktivitäten als Fremdenführerin bei Austria Guides For Future.
Maurizio
Das klingt ja sehr interessant. Ich freue mich schon auf die nächste Folge, die wie gewohnt am 15. des Monats um 5 Uhr früh erscheinen wird.
Brigitte
Wir sind nun am Ende dieser Podcast-Folge. Wir haben uns wieder der 2x Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten-Linie angenähert. Es gab so viel zu berichten, und ich hoffe, Sie sehen uns die Überlänge nach, liebe Hörerin, lieber Hörer.
Es war wieder sehr schön, diese Episode mit Dir zu moderieren, lieber Maurizio!
Maurizio
Ganz meinerseits! Ciao und bis zum nächsten Mal, liebe Brigitte.
Brigitte
Baba Maurizio!
Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
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Ja, liebe Hörerin, lieber Hörer, Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
Wenn Sie ihr Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks erweitern möchten.
Wenn Sie kulturelle und gesellschaftspolitische Themen schätzen.
Wenn Sie gespannt auf interessante Menschen und Themen aus Vergangenheit und Gegenwart im 15. Bezirk sind.
Dann sind Sie bei uns richtig!
Besuchen Sie unsere Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum, verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf unserer Webseite, unserem Blog, unserem YouTube-Kanal und auf Facebook, Instagram & Co. Infos und Links, finden Sie in den Shownotes.
Wir sind auch gespannt auf Ihre Kommentare und Anregungen.
Ich freue mich auf die nächsten spannenden 15 oder ein bisschen mehr Minuten bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten und verabschiede mich mit der anregende Musik von Nigora und der berauschenden Stimme von Michael Stark.
Auf Wiederhören!
Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag!
Ihre Brigitte Neichl.
Outro
3 Kommentare zu „🎧 Darf’s ein bisserl Crime sein?“