Franz Zobel: „innigsten Dank abstatten“

Wie gewohnt finden Sie hier am 4. Montag des Monats das „Zitat des Monats“. Es stammt von Franz Zobel, dem Betreiber der äußerst populären Zobel’schen Bierhalle, die sich von den 1860er bis in die 1880er Jahre etwa auf dem Gebiet des heutigen Amtshauses (Gasgasse 8-10) und dem Friedrichsplatz befand.

Zitat des Monats

Unser Zitat des Monats stammt diesmal von Franz Zobel.

Zitat des Monats August 2021 von Franz Zobel

Für den außerordentlichen Zuspruch, dessen sich der ergebenst Gefertigte in seiner Restauration erfreut, fühlt sich derselbe dringend verpflichtet, seinen innigsten Dank abzustatten. (Franz Zobel)

1863-11-15 Fremden-Bl_Zobel dankt, ANNO

Franz Zobel (1825-1895)

Wien Museum Online Sammlung W 7344 1-2 Franz Zobel

Franz Zobel wurde 1825 in Wiener Neustadt geboren. Sein Vater Georg Zobel war Fleischhauer und auch Sohn Franz erlernte dieses Gewerbe.

1849 eröffnete Franz Zobel das Gasthaus „Fortuna“ am Magdalenengrund 26.

Der Magdalenengrund war in den Jahren 1848 bis 1850 eine eigenständige Gemeinde und eine der kleinsten Vorstädte Wiens. Er befand sich zwischen dem Wienfluss und der heutigen Kaunitzgasse. Im Westen grenzte er an die Ortschaft Gumpendorf, im Osten an die Laimgrube. Heute ist der Magdalenengrund ein Stadtteil Wiens im 6. Wiener Gemeindebezirk, Mariahilf. Mehr dazu hier.

Als der Garten seines Wirtshauses verbaut wurde, suchte er nach einer anderen Lokalität und fand diese in Fünfhaus, wo er die Denglersche Bierhalle übernahm.

Die 1839 errichtete Bierhalle samt dem um 1790 von Nikolaus Oesterlein gegründeten Brauhaus (das in den 1820er Jahren von Heinrich Zwölfer geführt wurde) wurde von Johann Denglers Schwiegervater Anton Bosch vor dem Konkurs gerettete und dann 1862 verkauft.

Zu Anton Bosch und Johann Dengler empfehle ich Ihnen die folgenden beiden Blogartikel (samt Podcast-Folge):

Anton Bosch und Johann Dengler – Das ehemalige Brauhaus in Fünfhaus Teil 1

Anton Bosch und Johann Dengler – Das ehemalige Brauhaus in Fünfhaus Teil 2

Die Bierhalle samt Garten übernahm nun – wie bereits erwähnt Franz Zobel und ließ den Garten umgestalten. Die Lokalität befand sich im Bereich des heutigen Amtshauses des 15 Bezirks (Gasgasse 8-10). Der Gastgarten reichte bis zur heutigen Volksschule am Friedrichsplatz.

Beim Zobel fanden neben beliebten und stark frequentierten Bällen und Maskenbällen auch Konzerte, Auftritte von Militärkapellen, statt.

Viele populäre Volkssänger*innen traten ebenfalls in Zobels Bierhalle auf, etwa Fanny Hornischer und Antonie Mansfeld.

Ebenso fanden dort politische und gewerkschaftliche Großveranstaltungen und Kundgebungen – insbesonders der Arbeiterbewegung- statt.

Bei einer Versammlung des (1867 gegründeten) Arbeiterbildungsvereins wurde hier am 29. August 1868 erstmals von einem Arbeiterchor das „Lied der Arbeit“ (Text von Joseph Zapf, Musik von Josef Scheu) vorgetragen. siehe WienWiki

1872-07-17 Fremden-Blatt_Zobels Bierhalle, ANNO
1878-03-07 Illustrirtes Wiener Extrablatt, ANNO
1876-09-14 Fremden-Blatt_Zobels Volks-Bierhalle, ANNO

1882-1884 wurde das heutige Amtshaus des 15. Bezirks (damals Fünfhauser Rathaus) erbaut, danach die heutige Volksschule Friedrichsplatz (damals Bürgerschule). siehe dazu WienWiki und dasrotewien

Das bedeutete das Ende von Zobels äußerst populärer Bierhalle – im Volksmund Zobeläum genannt.

1882-08-06 Morgen-Post_Letzte Veranstaltung beim Zobel, ANNO

Franz Zobel zog zu seinem gleichnamigen Sohn auf den Lerchenfelder Gürtel 55, wo dieser (wenig erfolgreich) ein Gasthaus betrieb, das ebenfalls „Zobels Bierhalle“ hieß.

1895-05-03 Neues Wiener Journal_Franz Zobel Lerchenfelder G 55

Am 21. Juli 1895 starb Franz Zobel 70jährig an  „Marasmus senilis“ = Altersschwäche.

1895 Zobel Franz Matriken Neulerchenfeld, Matricula Online, gest. am 21.7.1895, Neulerchenfeld Gürtel 55 an Altersschwäche

Über Franz Zobel sen. und jun. gibt es noch viele Geschichten zu erzählen. Sobald dies fertig recherchiert ist, finden Sie hier selbstverständlich den Link zum Blogartikel.

Hier als kleiner Vorgeschmack ein zeitgenössischer Nachruf im Neuen Wiener Journal vom 23.7.1895 (Audiotranskript folgt).

1895-07-23 Neues Wiener Journal_Franz Zobel Nachruf, ANNO

Damit genug für heute:
Gehaben Sie sich wohl!
Ihre Brigitte Neichl

Verstand, Herz und gute Laune

Der Untertitel unseres Blogs lautet „DER KulturBlog aus Wien Rudolfsheim-Fünfhaus für Verstand, Herz und gute Laune, bei dem es um Menschen & Themen aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart geht.“

Den Zusatz „für Verstand, Herz und gute Laune“ gibt es seit 27.6.2021. Er ist eine Hommage an die Zeitschrift „Oesterreichisches Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune“, die von 1819-1857 (vom 6.1.1819-1819-29.7.1835 unter diesem Titel, dann in Variationen) im Verlag Friedrich Eurich erschien.

Wir identifizieren uns nicht mit der Ausrichtung dieser Zeitschrift. Diese drei Worte haben uns aber angesprochen, weil sie sehr anschaulich das ausdrücken, wofür wir stehen und weil die Kombination einfach genial ist 😉

Wir sind ständig bestrebt, unser Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks zu erweitern und möchten diese Erkenntnisse auch an Sie als Leserinnen und Leser dieses Blogs weitergeben (Verstand) und wir berichten hauptsächlich über jene Menschen, die sonst keine Stimme hatten, wir möchten sie und ihr Leben sichtbar machen (Herz). Aber selbstverständlich soll auch der Humor nicht kurz kommen, denn er erleichtert das Leben und auf diesem Wege lässt sich auch sehr viel an Wissen transportieren (gute Laune).

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ihnen fehlt etwas? Sie haben weiterführende Informationen?
Dann schreiben Sie doch einfach einen Kommentar. Nützliche Inhalte mit Quellenangabe bauen wir – mit Verweis auf Ihren Kommentar – gerne noch in den Text ein. Alternativ können Sie uns auch ein Mail an office@bm15.at schicken!

Oder wie es Anton Ziegler 1828 (*) so schön ausgedrückt hat:

Jede Belehrung und Berichtigung, welche in Beziehung auf größere Vervollkommnung und Gemeinnutzmachung dieser Herausgabe beabsichtigt ist, wird mit dem ausgezeichnetsten Danke empfangen.

(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828

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Schau mal, ich hab was Interessantes auf WIENfünfzehn gefunden!

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