Das ehemalige Brauhaus in Fünfhaus Teil 2
Episode #037

In der 37. Folge von „Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ hören Sie den 2. Teil des fiktiven Interviews mit Anton Bosch (1784-1868). Bosch war Brauhausbesitzer und Realitätenbesitzer in Jedlesee bei Wien (heute Teil des 21. Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf). Seine Tochter Katharina heiratete Johann Dengler. Als Mitgift erhielt sie das Fünfhauser Brauhaus. 1839 ließ Dengler auch eine Bierhalle errichten.
In Teil 2 erfahren wir, wie es Johann und Katharina Dengler nach ihrer Heirat ergangen ist und wie Anton Bosch immer wieder in die Geschicke rund um Dengler und das Brauhaus eingegriffen hat.
Museumsmitarbeiterin Eva Müller, die sich seit einiger Zeit unter anderem mit der Geschichte des Brauhauses und der Bierhalle beschäftigt, berichtet über die weitere Geschichte dieser beiden Gebäude.
Mit dabei ist auch Grätzelkorrespondentin Karin Elise Sturm „Southy“, die Schmankerln aus dem Süden von Rudolfsheim-Fünfhaus vorstellt.
Mehr Infos auf www.museum15.at/podcast
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Teil 1 finden Sie hier:
Transkript der Podcast-Episode:
Intro
Brigitte
Hallo und herzlich willkommen zur 37. Folge von Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten. Mein Name ist Brigitte Neichl.
Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert vom Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Veranstaltungs-Museum im Herzen des 15. Bezirks.
Das Museum bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Events für Erwachsene und Kinder und diesen Podcast. Mehr dazu finden Sie auf www.museum15.at
Falls Sie erst in dieser Folge einsteigen, empfehle ich Ihnen, sich davor die Episode 36 anzuhören.
Dort finden Sie nämlich den ersten Teil des fiktiven Interviews mit Anton Bosch, den Besitzer der Jedeleseer Brauerei.
Wenn Sie Stammhörerin oder Stammhörer unseres Podcasts sind, warten Sie es sicher schon gespannt, wie es mit den Ausführungen von Anton Bosch – hervorragend gemimt von Maurizio Giorgi – weitergeht, darum will ich Sie auch gar nicht mehr lange aufhalten.
Nach dem heutigen Interview spreche ich noch mit meiner Museumskollegin Eva Müller, die uns über den weiteren Verlauf des Fünfhauser Brauhauses informiert.
Danach berichtet noch Grätzelkorrespondentin Karin Elise Sturm aus dem Süden von Rudolfsheim-Fünfhaus.
Und jetzt geht es auch schon los mit dem zweiten Teil unseres fiktiven Interviews mit Anton Bosch. [00:01:58]
(Fiktives) Interview mit Anton Bosch Teil 2

Anton Bosch
1836 wurde Katharina 20 Jahre und wir dachten über ihre Verheiratung nach. Ich gab ihr meinen Wunsch zu erkennen, einen Brauer zu heiraten, indem sie dadurch eine der ersten unter ihresgleichen werden könnte. Sie erklärte, dass sie keinen anderen Mann heiraten werde, als den ich ihr vorschlagen würde.
Brigitte Neichl
Und wie kamen Sie auf Johann Dengler?
Anton Bosch
Nun, der Brauereibesitzer Franz Dengler in Hütteldorf war mein Landsmann und gleich in der ersten Zeit meines Geschäftsantrittes mit mir bekannt geworden. Unsere Freundschaft war durch häufiges Zusammentreffen und gemeinsames Arbeiten eine innige geworden.
Er hatte keine Kinder und nahm deshalb zwei Söhne seines verstorbenen Bruders, Brauers und Wirtes in Untermässing bei Eichstädt in Bayern zu sich.

Er ließ sie in einem Institute erziehen und sandte sie hierauf auf Reisen nach Deutschland, Frankreich und England. Nach ihrer Rückkunft verwendete er sie im Geschäfte.
Der ältere namens Johann war ein hübscher gesunder, aber wortkarger und in sich verschlossener junger Mensch von 24 Jahren, der mir einen guten Eindruck machte. Freund Dengler sagte dann bei einem Besuche zu mir:
„Da du deine Tochter Kathi doch nur einem Brauer zur Frau gibst, so böte sich die beste Gelegenheit, wenn du das Brauhaus Fünfhaus, welches eben zum Verkaufe angeboten wird, kaufen möchtest. Mein Neffe Johann wäre ein passender Mann für deine Tochter.“
Brigitte Neichl
Vielleicht darf ich hier kurz etwas ergänzen?
Anton Bosch
Sprechen Sie ruhig!
Brigitte Neichl
Die Fünfhauser Brauerei in Fünfhaus Nummer 40 – heute etwa Gasgasse 6 – stand nach dem Tod von Heinrich Zwölfer 1836 zum Verkauf.


Brigitte Neichl
Zwölfer wurde 1776 geboren und leitete in den 1820er Jahren das von Nikolaus Christoph Oesterlein begründete Fünfhauser Brauhaus.
Er erweiterte es bis zur Bräuhausgasse (davor Ober-Rusten). 1864 wurde die Gasse dann in Zwölfergasse umbenannt.
Eine Oesterleingasse gibt es übrigens auch. Das Brauhaus befand sich etwa im Bereich des späteren Rathauses von Fünfhaus, dem heutigen Amtshaus, in dem wir uns gerade befinden. Genauer an der Stelle der Schule auf Gasgasse Nr. 6.

Brigitte Neichl
Wie ging es denn nun weiter mit ihrer Tochter und Johann Dengler? [00:04:35]
Anton Bosch
Ich antwortete meinem Freund Dengler, dass ich mir die Sache überlegen möchte. Mutter und Tochter überließen mir die Entscheidung in dieser wichtigen Angelegenheit.
Der junge Dengler kam einige Male hierher und ich bemerkte, dass meine Tochter gerade keine Abneigung gegen ihn habe.
Mein Freund Dengler und ich kamen in Betreff der Heiratsangelegenheiten überein und ich kaufte das Brauhaus Fünfhaus.
Außer dem Wohngebäude musste ich alles niederreißen und neu bauen lassen, weil keines von den alten Gebäuden verwendbar war.
Am 24. April 1837 war die Hochzeit in der Jedleseer Kirche. Der Prälat von Klosterneuburg feierte den Trauungsakt.




Die Hochzeit war lustig und versammelte eine große Anzahl Gäste. In den ersten zwei Jahren ging das Geschäft der junge Leute befriedigend.
Brigitte Neichl
Im Oktober 1839 hat ihr Schwiegersohn ja eine aufsehenerregende Bierhalle in „wahrhaft imposanten Style“ eröffnet.
In der Zeitung „Der Humorist“ vom 12.10.1839 hieß es damals:
Eine wegen ihrer Ausdehnung und ihres großen Betriebes Aufmerksamkeit verdienende Erwerbslokalität, ist das Bräuhaus vor der Mariahilfer Linie, dem der Eigentümer Herr Johann Dengler durch fortgesetzte Bauten von Tag zu Tag mehr Erweiterung zu geben bemüht ist.
Und weiter:
Man kann sich kaum einen Begriff machen von dem Zuspruch, den dieses Lokale findet. Um nun die gerstensaftdurstigen Kehlen auch im Winter genügen zu können, hat der Eigentümer eine Bierhalle erbauen lassen, die ihresgleichen nirgend weder in dem bierdurchflossenen Bayern, noch in dem Porter und allberühmten England, noch sonst irgendwo, finden dürfte. Man kann dieses große Lokale, in welchem 6 bis 700 Personen bequem sitzen können, einen Biertempel nennen. In so geschmackvollem und wahrhaft imposantem Style ist es von den Herrn Anton Mittendorfer Bau- und Herrn Josef Wieser Zimmermeister, Stadt Enzersdorf ausgeführt, und von dem Maler Herrn Paul Holzer auf die eleganteste Weise dekoriert worden. Eine zweifache Reihe hoher Säulen gibt dem Ganzen einen ungewöhnlich gefälligen Anblick.



Anton Bosch
Ja, das haben wir damals auch gelesen. Das waren noch die guten Zeiten.
Brigitte Neichl
Was ist dann passiert?
Anton Bosch
Mein Schwiegersohn wurde im Geschäfte lauer und gleichgiltiger. Seine Bierwirte wurden reiche Leute und mit ihm ging’s bergab.
Er hat von 1837 bis 1861 keinen Kreuzer Interessen, noch weniger einen Groschen Kapital gezahlt.
Brigitte Neichl
Und wie ging es ihrer Tochter Katharina damit?
Anton Bosch
Mein armes Kind! Meine Tochter musste nach fünf Kindern im Jahre 1845 ein heftiges Nervenfieber überstehen.
Brigitte Neichl
Darf ich nur kurz erklären, was „Nervenfieber“ genau bedeutet?
Anton Bosch
Nur zu! Ich kann mir gut vorstellen, dass heutzutage das anders benannt wird. Die Zeit bleibt ja nicht stehen und der medizinische Fortschritt auch nicht. Wie sagen Sie dazu?
Brigitte Neichl
Die Krankheit ihrer Tochter wird Fleckfieber oder auch Flecktyphus genannt.
Charakteristisch beim Fieberverlauf ist ein 2 bis 3 tägiger Temperaturanstieg, gefolgt von einem etwa 10tägigen kontinuierlichen Fieber und anschließender Entfieberung über mehrere Tage. Das Fleckfieber begünstigt weitere Infektionen z.b. eine Lungenentzündung.
Hat sich Katharina wieder erholt von der Krankheit? [00:08:45]
Anton Bosch
Meine Tochter hat leider eine Schwäche auf der Lunge zurückbehalten. Sie bekam noch zwei weitere Kinder und starb im Jahre 1853 im 36. Lebensjahr. Zu ihrem früheren Ende hat die Kränkung über den schlechten Fortgang des Geschäftes das Seinige beigetragen.

Brigitte Neichl
Das tut mir sehr sehr leid. Wie ging es denn weiter? Sie haben Ihrem Schwiegersohn Johann Dengler ja nochmals kräftig unter die Arme gegriffen, zum Wohle der Kinder ihrer Tochter.
Anton Bosch
Damit meine sieben Enkel nicht aus dem Haus hätten ziehen müssen, übernahm ich selbst das Brauhaus in Fünfhaus, überließ es abermals meine Schwiegersohne um einen jährlichen Pachtschilling von 4.000 Gulden (rd. 61.500 Eur). Welche Summe bei richtigem Geschäftsbetriebe das Bierhaus ganz allein hätte tragen können.
Den ältesten, Anton, nahm ich zu mir nach Jedlesee und er machte sich die Geschäftsführung unter meiner Anleitung zu eigen.
Brigitte Neichl
1861 wurde Johann Dengler sogar zum Bürgermeister von Fünfhaus gewählt. Davor hatte er bereits ab etwa 1856 den verstorbenen vorigen Bürgermeister Heinrich Herklotz vertreten. Und 1894 wurde auch eine Gasse nach ihm benannt, vormals hieß diese Sigmundgasse.



Anton Bosch
Wie das zugegangen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Denn trotz meiner Unterstützung, geriet mein Schwiegersohn noch tiefer in Schulden und Wucherhände. Welche Übelstände dadurch, dass er seine Lage so lange verschwieg, noch gefährlicher wurde. Schließlich wurde sogar der Konkurs über ihn eröffnet.

Die Kränkungen, welche ich bei der Befriedigung seiner Gläubiger 1861 und 1862 erduldete, habe ich in meiner Biografie aus Rücksicht auf meine Enkel mit Stillschweigen übergangen, und auch jetzt will ich lieber nicht darüber sprechen. [00:10:56]
Mein Schwiegersohn ging dann nach München, wo er 1866 (am 25.3.) starb. Meine Enkel nahm ich zu mir.
Brigitte Neichl
Wir müssen über diese betrüblichen Geschehnisse nicht weiter sprechen. Nur noch die Frage: Was geschah mit dem Brauhaus?

Anton Bosch
Anton hat den Betrieb noch einige Zeit geführt und dabei Gelegenheit gefunden, sich mein Vertrauen zur selbständigen Geschäftsführung zu erwerben. Im Mai 1862 habe ich schließlich das Brauhaus an Jacob Christian Schick und Josef Mautner verkauft.
Nur fünf Tage später starb meine liebe Frau Therese, welche durch ein unheilbares Leiden ein Jahr ans Krankenlager gefesselt war.

Anton Bosch
Im Mai 1866 habe ich meinem Enkel Anton sämtliche Realitäten in Jedlesee unter annehmbaren Zahlungsbedingungen übergeben.
Brigitte Neichl
Und wie erging es Ihren anderen sechs Enkeln?
Anton Bosch
Zwei meiner Enkelinnen, Christine und Ludovika (oder Louise) waren zu dieser Zeit bereits verheiratet, Helene, die übrigens auch meine Biografie niedergeschrieben hat, verlobt. Franz war an einer Weinstein-Fabrik in Baden bei Wien beteiligt und Johann, der jüngste studierte am Universitätsgymnasium in Wien,
Mein Enkel Ernst ist leider 1865 mit nur 22 Jahren an Typhus gestorben.

Anton Bosch
Ich machte mich nach der Übergabe an Anton (1866) von allen Geschäften los und bewohnte in einem der übergebenen Häuser den ersten Stock.
Ich hatte eine ältliche Person als Haushälterin, die schon bei meiner Frau war und mit einer Magd mein kleines Hauswesen zu meiner Zufriedenheit besorgte.
Sieben Monate nachdem ich meine Biografie verfasst hatte, starb ich schließlich mit 84 Jahren an Altersschwäche. [00:12:46]


Anton Bosch
Ich habe Ihnen nun so viele Fragen beantwortet. Jetzt möchte ich auch mal was von Ihnen wissen.
Brigitte Neichl
Natürlich, ich erzähle Ihnen gern alles, was ich weiß.
Anton Bosch
Wissen Sie, wie es meiner Brauerei weiter ergangen ist? Hat der Anton was draus gemacht?
Brigitte Neichl
Ja, auf jeden Fall! Sie selbst haben ja noch die Heirat mit Elise, der Tochter des Münchner Brauers Matthias Pschorr (Webseite Hacker-Pschorr) in die Wege geleitet.
Anton Bosch
Ja, ich erinnere mich, die beiden haben im Februar 1867 geheiratet. Sind sie glücklich geworden?
Brigitte Neichl
Das scheint tatsächlich so gewesen zu sein. Viele Zeitungen haben das berichtet. Sie hatten zwei Kinder. Tochter Elisabeth. Die hat den Sohn des ehemaligen Mitbesitzers der Brunner Brauerei Dr. Adolf Boesch geheiratet.
Anton Bosch
Sehr gut!
Brigitte Neichl
Und Sohn Rudolf.
Die Jedlerseer Brauerei hat sich unter der tüchtigen Leitung ihres Enkels von Jahr zu Jahr ausgebreitet. Anton gehörte zu den reichsten Bierbrauern Österreichs.
Er war auch ein großer Wohltäter der Armen und nichts konnte in den bessere Stimmung versetzen, als wenn er ein wohltätiges Werk ausgeübt hatte. An öffentlichen Sammlungen und Spenden beteiligt er sich stets mit großen Summen und stellte nur die eine Bedingung, dass sein Name nicht genannt werde.
Anton Bosch
Das klingt ganz nach meinem Anton. Wissen Sie noch mehr zu berichten?
Brigitte Neichl
Das Illustrierte Wiener Extrablatt schrieb, dass er eine an dass Brauhaus angebaute Villa bewohnt hat, dass die Wohnräume äußerst elegant und vornehm eingerichtet waren, dass Anton Dengler aber trotz seines großen Reichtums in bürgerlich bescheidener Weise gelebt hat.
Und, er liebte die Musik.
Sein Tod am 11. Juni 1900 war dann allerdings recht tragisch. Aber lassen wir das, ich will Sie nicht aufregen oder traurig machen.
Anton Bosch
Mich können Sie nicht mehr aufregen und traurig bin ich ganz gewiss nicht. Ich hatte ein erfülltes Leben, habe trotz meines unsäglichen Schwiegersohns und dem viel zu frühen Tod meiner geliebten Tochter Katharina, ihre Kinder mit allem ausgestattet, welches sie vor Mangel schützt und die Möglichkeit gab, noch mehr zu erwerben. Und das hat Anton ja auch getan, wie Sie mir berichtet haben.
Brigitte Neichl
Ja, das hat er.
Anton Bosch
Also, was war das Tragische an seinem Tod?
Brigitte Neichl
Nun, er hatte ein schweres Augenleiden, das sind immer kurzsichtiger werden ließ. Er musste befürchten, zu erblinden und hat sich, bevor dies eintreten konnte …
Anton Bosch
Was hat er getan?
Brigitte Neichl
Er hat sich am Fenster seines Kassenraum erhängt.



Anton Bosch
Der arme Bub!
Brigitte Neichl
Jetzt habe ich Sie doch traurig gemacht, das tut mir sehr leid.
Anton Bosch
Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich wollte es ja wissen. Ist schon gut. Das ist ja auch schon lange vorbei. Wie lange eigentlich genau? [00:15:55]
Brigitte Neichl
Heuer, also 2021, ist es 121 Jahre her. 1909 wurde übrigens auch nach ihrem Enkel eine Gasse benannt.

Anton Bosch
Ja? Das hat er sich sicher verdient. Und was war mit Antons Sohn? Rudolf hieß der er doch. Hat er die Brauerei weitergeführt?
Brigitte Neichl
Nach seinen Studien- und Wanderjahren war Rudolf an der Seite seines Vaters in der Jedeleseer Brauerei tätig. Die letzten beiden Jahre vor Antons Tod auch schon allein verantwortlich.
Anton Bosch
Ich danke Ihnen für diese Ergänzung meine Familiengeschichte, die ich nicht mehr erleben konnte. Aber jetzt bin ich müde und würde mich gern wieder zurückziehen.
Brigitte Neichl
Natürlich, gern, lieber Herr Bosch! Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Gespräch mit mir geführt haben, trotzdem Sie sich ja schon in anderen Sphären bewegen.
Anton Bosch
Trotzdem ich tot bin. Sprechen Sie ist ruhig aus.
Alles Gute jedenfalls für Sie! Bleiben Sie neugierig und tatendurstig. [00:16:52]
Brigitte Neichl
Danke, das werde ich.
Anton Bosch
Habe die Ehre und Adieu.
Ende Teil 2
Gespräch mit Eva Müller

Brigitte Neichl
Ja, ich bin jetzt hier mit Eva Müller am Friedrichsplatz und an dieser Stelle befand sich ja der Gastgarten der Bierhalle.
Und Eva Müller ist auch eine Mitarbeiterin im Bezirksmuseum und hat sich schon sehr lange beschäftigt, jetzt nicht nur mit Anton Dengler, sondern auch mit den Vorgängerbauten und auch mit mit Nikolaus Oesterlein.
Und von ihr würde ich jetzt gerne wissen, wie es mit dem Brauhaus und mit der Bierhalle weiter gegangen ist, nachdem es Anton Bosch verkauft hat.
Eva Müller
Johann Dengler war Anfang 1861 zum Bürgermeister von Fünfhaus gewählt worden. Da er sich aber jahrelang nicht um die Brauerei gekümmert hatte, wurde aufgrund seiner aussichtslosen finanziellen Lage mit Edikt vom 10. September 1861, die Eröffnung des Konkurses über das gesamte Vermögen des Braumeisters Johann Dengler bekannt gemacht.
Die Funktion als Bürgermeister von Fünfhaus musste Johann Dengler natürlich sofort wieder abgeben, und er ist laut einer Pressemeldung regelrecht entwichen.
Er verbrachte Anfang 1862 noch einige Zeit im Hotel „zur goldenen Krone“ in der Stadt Salzburg.

Ich denke, er ist wahrscheinlich nie mehr nach Wien zurückgekehrt und er ist 1866 in München gestorben.
Sein Schwiegervater Anton Bosch hatte ihm schon mehrmals finanziell ausgeholfen. So z.b. 1853. Da hat er den maroden Betrieb übernommen und alle Schulden bezahlt.
Nun investierte er nochmals viel Geld und somit konnte der Konkurs im Jahr 1863 vom Bezirksgericht aufgehoben werden.

Mittlerweile hatte Anton Bosch aber das Unternehmen an Jakob und August Schick sowie Josef und Max Mautner verkauft.
Im Zentralanzeiger der Wiener Zeitung ist der Gesellschaftsvertrag vom September 1862 veröffentlicht.
Im März 1869 wurde verlautbart, dass der Ankauf der Fünfhauser Brauerei durch die Generalbank für Handel, Gewerbe und Industrie perfekt geworden sein.
Der Kaufpreis für die gesamten Realitäten betrug 550. 000 Gulden (umgerechnet fast 7 Mio. Eur) – eine große Summe. Das Unternehmen wurde anschließend in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Jedoch schon ein paar Jahre später wurde bei der letzten Generalversammlung der Aktiengesellschaft im Jahr 1873 der Verkauf der Brauerei beschlossen und von der Versammlung auch genehmigt.
Im März 1875 meldete die Wiener Zeitung, dass die Firma Fünfhauser Brauerei Aktiengesellschaft nach der Beendigung des Liquidationsgeschäftes gelöscht sei.
Das betraf natürlich nur die Brauerei. In der von Franz Zobel gepachteten Bierhalle fanden nach wie vor Veranstaltungen statt.



Brigitte Neichl
Am 6. August 1882 fand die letzte Veranstaltung beim Zobel statt. Danach begann die Demolierung und an dieser Stelle entstand das Fünfhauser Rathaus, das spätere Amtshaus des 15. Bezirks.

Brigitte Neichl
Franz Zobel starb am 21.Juli 1895 mit 70 Jahren an „Marasmus senilis“ = Altersschwäche.

(1825-1895)





Eva Müller
Das Dengler’sche Bräuhaus, das nun seit Jahren nicht mehr in Betrieb stand, wurde anschließend parzelliert, um Platz zu machen für das Fünfhauser Gemeindehaus, eine Bürgerschule sowie mehrere andere Häuser.


Es blieb nur ein Teil in seinem vorigen Urzustand in der Zwölfergasse zurück. Und dieses letzte Gebäude der Brauerei in der Zwölfergasse wurde erst 1957 abgerissen.

So ist eine Ära zu Ende gegangen, aber 200 Jahre bewegte Geschichte eines Teils von Fünfhaus – das wird Sie vielleicht interessieren. Denn im nächsten Jahr 2022, wird meine Broschüre „Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier“ im Bezirksmuseum präsentiert. Und Sie sind jetzt schon herzlich dazu eingeladen.
Brigitte Neichl
Liebe Eva, vielen Dank für Deine Ausführungen. Wir haben da jetzt ein schönes rundes Bild geschaffen, mit dem Interview, mit dem fiktiven Interview mit dem Anton Bosch, und mit Deinen Erläuterungen, und wie Du schon gesagt hast, 2022 mit der Broschüre, wo Sie liebe Hörerin, lieber Hörer, das dann alles detailliert nachlesen können, mit vielen Bildern bzw. Ausschnitten historischer Zeitungen.
Danke schön, Eva.
Eva Müller
Gerne gerne. [00:21:42]
Grätzelkorrespondenzen
Brigitte
Und nun zu Dir, liebe Karin. Was ist los in Rudolfsheim-Fünfhaus-Süd?

Karin S.
Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, heute melde ich mich aus der äußeren Mariahilfer Straße, wo ich eine Dachterrasse mit wunderschönem Blick über den unteren Teil des Reindorf-Grätzels benützen darf.
Hier oben habe ich die nötige Ruhe, um Ihnen die aktuellsten Neuigkeiten aus dem schönen Rudolfsheim-Fünfhaus-Süd berichten zu können.
Und da ist einiges los, die nächste Zeit.
Am 3. und 4. September wird von 12 Uhr bis 23 Uhr die gesamte Reindorfgasse wieder zur Party-Zone und wir feiern gemeinsam das beliebte, bewährte, berühmte, bewunderte und größte Straßenfest des Bezirks, unser Dorffest in der Stadt, das Reindorfgassenfest.
Auf insgesamt vier Bühnen, die so auffallende Namen, wie „Kunterbunt“, „Holy mother“ und „WunderWandel“ tragen, werden an den beiden Tagen verschiedenste Musikerinnen und Musiker uns das Fest zum Fest werden lassen.
Neben dem Reindorfgassenfest gibt es noch einiges mehr zu berichten. So wird am 26. August 2021 auch das Ikea-Hus eröffnen. Es liegt mir natürlich fern, hier für einen Weltkonzern Werbung zu machen, aber das neue energietechnisch auf modernsten Stand entwickelte Gebäude, das am Anfang der äußeren Mariahilfer Straße gleich beim Westbahnhof liegt, wird am Dach einen großen Garten haben, der täglich geöffnet sein wird und den Menschen auch ohne Konsumzwang wie ein öffentlicher Park in luftigen Höhen zur Verfügung stehen wird.

Bis zwei Uhr nachts wird die Dachterrasse allgemein zugänglich sein. Hinauf kommt man ab 22 Uhr über den Zugang im Hotel Accor.


Und noch was Wichtiges: Das beliebte GOTA Café eröffnet wieder und zieht zurück an seinen allerersten Ursprungsort zwei Straßen Nummern stadtauswärts (Mariahilfer Straße 192). Dort in der nun vergrößerten Location zwischen der Post und der Apotheke werden uns die Leute des GOTA-Teams ab 1. September 2021 wieder mit ihren spannenden und ausgefallenen Kaffeekreationen, den guten Kuchen, den Frühstücksangeboten und allem, was wir im GOTA Café so lieb gewonnen hatten, verwöhnen. Am 12. September steigt dann als Eröffnungsfest von 8 Uhr bis 22 Uhr eine Ganztagsveranstaltung.

So zu guter Letzt noch ein kleiner Restaurant Tipp: Auf der Mariahilfer Straße 213 – das ist fast beim Schwendermarkt – vom Westbahnhof kommend links hat die Familie rund um Lucky Singh ein neues Restaurant aufgemacht. Unter dem Namen Lavendel gibt es indische und italienische Küche. Täglich ab 11 Uhr erwartet Sie dort die freundliche Familie.

So das war’s für heute aus dem schönen Reindorf-Grätzel und Ihre Grätzelkorrespondentin Süd, Karin Elise Sturm, verabschiedet sich damit aus der äußeren Mariahilfer Straße und gibt zurück in das Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten-Studio. [00:24:43]
Brigitte
Danke Karin, für deine Schmankerln aus dem Süden des 15. Bezirks. Da ist sicher für jede und jeden etwas dabei.
Mich z.b. werden Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, ab 26. August ganz sicher oft auf der Dachterrasse des neuen Ikea- Gebäudes antreffen.
Baba Karin und bis September.
Karin S.
Okay, dann bis zum nächsten Mal, tschüss!
Bericht von Grätzelkorrespondentin Karin Elise Sturm in voller Länge
GEWINNSPIEL

Wir sind nun wieder am Ende der heutigen Folge angelangt. Noch ein kurzer Hinweis auf unser Gewinnspiel, bei dem Sie einen Gutschein für einen Einkauf im ArbeitsRaum und zwei Karten des „Tschocherl“ für die Vorpremiere von Markus Bittner am 23.9. gewinnen können.

Einsendeschluss ist der 25.8.2021.
Die Gewinnfrage lautet:
Von wo stammt der Besitzer der Jedeleseer Brauerei Anton Bosch ursprünglich?
Mehr zum Gewinnspiel erfahren Sie in der Folge 36. Der Link ist in den Shownotes.
Schicken Sie die Lösung per Mail an podcast@bm15.at Aus allen richtigen Einsendungen werden zwei Gewinner bzw. Gewinnerinnen ausgelost und per Mail verständigt.
Bitte schreiben Sie neben der – hoffentlich richtigen – Antwort und Ihren Kontaktdaten auch, ob Sie lieber den Gutschein oder die Kabarett-Karten gewinnen möchten.
Wie geht es weiter?
In der September-Folge interviewe ich die Schauspielerin Franziska Singer, die im 15. Bezirk wohnt und seit 2019 den Podcast Darf’s ein bisserl Mord sein? betreibt.
Das Museum bietet ja in seiner Rubrik „History & Crime“ Kriminalfälle aus Rudolfsheim-Fünfhaus um 1900 an.
Da wird es sicher sehr viel Gesprächsstoff geben, wenn ich mich mit Franziska in der Wasserwelt bei der Rudolfsheimer Pfarrkirche am Kardinal-Rauscher-Platz zum Interview treffe.
Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
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Ja, liebe Hörerin, lieber Hörer, Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
Wenn Sie ihr Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks erweitern möchten.
Wenn Sie kulturelle und gesellschaftspolitische Themen schätzen.
Wenn Sie gespannt auf interessante Menschen und Themen aus Vergangenheit und Gegenwart im 15. Bezirk sind.
Dann sind Sie bei uns richtig!
Besuchen Sie unsere Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum, verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf unserer Webseite, unserem Blog, unserem YouTube-Kanal und auf Facebook, Instagram & Co. Infos und Links, finden Sie in den Shownotes.
Wir sind auch gespannt auf Ihre Kommentare und Anregungen.
Ich freue mich auf die nächsten spannenden 15 oder ein bisschen mehr Minuten bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten und verabschiede mich mit der anregende Musik von Nigora und der berauschenden Stimme von Michael Stark.
Auf Wiederhören!
Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag!
Ihre Brigitte Neichl.
Outro
8 Kommentare zu „🎧 Anton Bosch und Johann Dengler/2“