Das ehemalige Brauhaus in Fünfhaus Teil 1
Episode #036

In der 36. Folge von „Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ spricht Brigitte Neichl in einem fiktiven Interview mit Anton Bosch (1784-1868).
Bosch war Brauhausbesitzer und Realitätenbesitzer in Jedlesee bei Wien (heute Teil des 21. Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf). Seine Tochter Katharina heiratet Johann Dengler. Als Mitgift gab es das Fünfhauser Brauhaus. 1839 ließ Dengler auch eine Bierhalle errichten.
In Teil 1 erfahren wir, woher Anton Bosch ursprünglich stammt und wie es ihn nach Wien bzw. Jedelsee verschlagen hat.
Mit dabei ist auch die Grätzelkorrespondentin Karin Martiny „Nordy“, die aus dem Norden von Rudolfsheim-Fünfhaus berichtet.
Weitere Inhalte:
- Was tut sich im Bezirksmuseum?
- Ausblick auf die nächste Folge
Mehr Infos auf www.museum15.at/podcast
Hier geht’s zu Teil 2.
Die Podcast-Episode zum Artikel
Podcast kostenlos abonnieren via iTunes (Apple), Google (Android), Spotify, YouTube, Soundcloud, Stitcher oder RSS Feed! Sie können auch in Ihrer bevorzugten Musik- bzw. Podcast-App einfach nach „Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ suchen.
Ebenso können Sie die Podcast-Folgen bequem (und ohne zusätzliche App) auf unserer Website anhören.
„Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten“ auf
Facebook
Twitter
Instagram
Newsletter
Links dieser Podcast-Folge
- Wiener Bezirksmuseen
- Website Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus
- Café Z
- Nachbarschaftszentrum 15
- Paint your style
- Antique Lounge
- Eissalon di Jimmy
- Franz Sartori: Wien’s Tage der Gefahr und die Retter aus der Noth
- Biographie Anton Bosch
YouTube
Transkript der Podcast-Episode:
Intro
Brigitte
Hallo und herzlich willkommen zur 36. Folge von Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten. Mein Name ist Brigitte Neichl.
Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert vom Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Veranstaltungs-Museum im Herzen des 15. Bezirks.
Das Museum bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Events für Erwachsene und Kinder und diesen Podcast. Mehr dazu finden Sie auf www.museum15.at
Falls Sie meinen Co-Moderator Maurizio Giorgi vermissen – Er ist schon da, aber heute in ganz andere Mission. Ich bin sicher, Sie werden ihn erkennen. Darum will ich jetzt gar nicht mehr verraten.
Wie in der vorigen Folge angekündigt, erwartet Sie heute wieder ein fiktives Interview.
Was ist das genau? Nun, es ist ein Interview mit einer Person, die eigentlich keine Interviews mehr geben kann, weil sie bereits gestorben ist. Bisher haben wir bereits den Arbeiterdichter Alfons Petzold – in Folge 11 -und den weltberühmten Arzt und Psychoanalytiker Alfred Adler – in Folge 25 – vors Mikrofon geholt.
Alles, was die fiktiven Interview-Gäste sagen, besteht – bis auf kleine Einschübe – aus Originalzitaten der jeweiligen Personen.
Zu unserem heutigen Gast erfahren Sie gleich mehr.
Da das Gespräch deutliche Überlänge hatte, bieten wir es ihnen in zwei Teilen an. Den zweiten Teil können Sie in Folge 37 ab Freitag, dem 20.08.2021 5 Uhr früh genießen.
Nach dem heutigen Interview nimmt sie Karin Martiny, die Grätzelkorrespondentin für den Norden des 15. Bezirk, noch auf einen sommerlichen Bezirk-Spaziergang mit.
Karin Elise Sturm ist dann am 20.8. dran mit ihren Infos zum Süden von Rudolfsheim-Fünfhaus.
Und am Ende der heutigen Sendung gibt es noch ein Gewinnspiel, bei dem Sie einen Gutschein von ArbeitsRaum und zwei Karten für eine Vorstellung im „Tschocherl“ gewinnen können. Also bleiben Sie dran!
Und jetzt geht es schon los mit unserem dritten fiktiven Interview. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und neue Erkenntnisse. [00:03:08]
(Fiktives) Interview mit Anton Bosch

Brigitte Neichl
Ich spreche heute mit Anton Bosch, Brauhaus- und Realitätenbesitzer zu Jedlesee bei Wien. Geboren am 17.1.1784, gestorben am 9.11 1868.
Bis 1905, also auch zur Zeit von Anton Bosch, gehörte Jedlesee noch zu Niederösterreich und war bis 1894 eine eigenständige Gemeinde. Danach kam es zur Großgemeinde Floridsdorf. 1905 wurde Floridsdorf nach Wien eingemeindet.
Heute ist Jedlesee gemeinsam mit Floridsdorf, Leopoldau, Stammersdorf, Strebersdorf und Großjedlersdorf ein Bezirksteil des 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf.


Das alte Dorf Jedlesee lag am Südwest-Ende des Marchfeldes. Es entstand an einem Seitenarm der Donau, der schwarzen Lacke, welche heute noch als Wiesenstreifen neben der Kirche erkennbar ist.

markiert das Jedleseer Brauhaus

Dieser Donauarm war öfter ein Grund für die Zerstörung Jedlesee, durch die Hochwasser führende Donau und Eisstöße.
Von so einer Überschwemmung wird in diesem Interview auch noch die Rede sein.
Mit der Donauregulierung ab 1870 wurde die schwarze Lacke vom Hauptstrom abgetrennt, und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Schutt der zerbombten Wiener Häuser sowie diversen Industrie- und Erdöl-Abfällen bis in den 1970er Jahre restlos aufgefüllt,
Jedlesee ist der älteste Bezirksteil und heute zur Gänze von anderen Floridsdorfer Bezirksteile umgeben, grenzt westlich an die Schwarzlackenau und im Norden an Strebersdorf, im Osten liegt Großjedlersdorf und im Südosten Floridsdorf.

Mehr zu Jedlesee und Floridsdorf.
Was Anton Bosch als Besitzer der Jedleseer Brauerei mit dem 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus, oder genauer mit dem Vorort Fünfhaus zu tun hat, werden wir gleich erfahren.
Herr Bosch, ich bedanke mich sehr, dass Sie hierher zu uns ins Bezirksmuseum gekommen sind. [00:05:42]
Anton Bosch
Ich war zugegeben, das gebe ich unumwunden zu, neugierig, was hier passieren wird. Ich will mich nicht beklagen, aber allzu ereignisreich ist mein Dortsein nicht.
Brigitte Neichl
Dann hoffe ich, dass ich sie nicht enttäusche. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?
Anton Bosch
Was ich weiß und was mir erinnerlich ist, werde ich Ihnen gern mitteilen.
Brigitte Neichl
Herr Bosch, wie man immer noch hört, sind Sie kein gebürtiger Wiener oder genauer gesagt Fünfhauser oder Jedleseer. Möchten Sie uns ein wenig von sich erzählen? Wo und wie Sie aufgewachsen sind, wie es Sie nach Wien verschlagen hat und wie sie schließlich Besitzer der Jedleseer Brauerei wurden.
Anton Bosch
Ja gern, wenn Sie das wirklich interessiert. Es ist doch schon so lange her.
Brigitte Neichl
Doch, doch, das interessiert mich sogar sehr. Sie hatten ja ein recht bewegtes Leben.
Anton Bosch
Das stimmt allerdings. Na gut, wo bin ich aufgewachsen? Geboren bin ich am 17. Januar 1784 im Markte Wallerstein, im sogenannten Rissgau. Das war einer der fruchtbarsten Landstriche Deutschlands.

Meine Mutter hieß Katharina, mein Vater Bernhard. Sie hatten 19 Kinder, wovon zwölf überlebten.
In den 1770er Jahren überließ der damalige Fürst meinem Vater die Brauerei und den großen Meierhof in Wallerstein zur Pacht. Später bekam er noch weitere Brauereien, Äcker, Gärten dazu, unter anderem auch den Karlshof, wo es auch eine Brauerei gab.
Diese bewirtschaftete mein älterer Bruder Johann. In meiner frühen Jugend verbrachte ich einige Zeit bei ihm und bekam erste Einblicke in die Kunst des Bierbrauens.
1801 übernahm mein Vater die Pachtung der herrschaftlichen Brauerei in Oettingen und ich unterstützte ihn dabei. Er forderte von allen Kindern die volle Verwendung der jungen Kräfte zum Geschäftserwerb.
Meine schulische Bildung kam dabei etwas zu kurz. Da ich habe sehr wissbegierig und ehrgeizig war, schloss ich mich gern an ältere Personen an, die mir ihre Erfahrungen und Kenntnisse mitteilten, so wir mir Bücher zur Verfügung stellten, welche mir ermöglichten, über Geschichte selbst und geschichtliche Personen Aufschluss zu erhalten, deren Kenntnis setzt von einem gebildeten Geschäftsmanne nicht als nötig vorausgesetzt werden kann.
Im Jahre 1806 da war ich 22 Jahre alt, war für mich die Zeit der Wanderschaft gekommen. Ich schnürte mein Felleisen.
Brigitte Neichl
Entschuldigung Sie! Darf ich Sie fragen, was ein Felleisen ist?
Anton Bosch
Das kennen Sie nicht? Na ja, ist ja auch schon so lange her. Bei einem Felleisen handelt es sich um ein Behältnis, um eine recht große sackartige Tasche könnte man sagen, und darin verstaut man z.b. so wie ich, Reiseutensilien.

Von Vincent de Groot – http://www.videgro.net – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=634037
Der Name leitet sich nicht von Fell, sondern von französisch valise (= Koffer) ab. Mehr dazu hier.
Brigitte Neichl
Danke schön!
Anton Bosch
Ich schnürte also meinen Felleisen und kam nach kurzen Reisen nach Wien, wo ich einen kinderlosen Vetter hatte, der wohlhabend war und das Gast- und Einkehrwirtshaus „zum weißen Ross“ in der Taborstraße besaß. Ich wurde von Philipp Bosch freundlich aufgenommen.
Die nächsten zwei Jahre nahm ich unterschiedliche Stellen als Hausknecht in einem Gasthofe und schließlich auch als Kellerknecht in der Jedleseer Brauerei an, damals das kleinste Brauhaus in Niederösterreich.
Der Platz und die Lage gefielen mir gleich. Ich konnte nicht ahnen, dass ich acht Jahre darauf als Besitzer mich auf diesem Anwesen befinden würde.
Im Oktober 1808 erhielt ich einen Brief von meinem Vater, der mich aufforderte zurückzukehren, da er neuerdings das Brauhaus in Wallerstein in Pacht genommen hatte. Er trug mir die Braumeister-Stelle an. Ich hatte das Glück, im ersten Jahre sehr gute Biere zu erzeugen, wodurch ich mir einen Ruf als Brauer erwarb.
Mein Vater starb 1812. Ich musste dann das Anwesen verkaufen, um meinen Geschwistern ihr Erbteil auszahlen zu können.
Brigitte Neichl
Wie sind Sie denn dann endgültig nach Wien gekommen?
Anton Bosch
Im Monat Februar 1815 erhielt ich von meinem Vetter Philipp Bosch einen Brief, in dem er mir mitteilte, dass sein Freund Jacob Wohl das Brauhaus in Jedlesee erworben hatte, aber keiner seine drei Söhne es übernehmen wolle.

Seiner ältesten Tochter wäre er Willens, das Brauhaus zu übergeben. Dazu wünsche er sich einen jungen intelligenten Brauer zu finden, der das Brauhaus übernehmen und die Tochter heiraten solle.
Mein Vetter hatte nun mich vorgeschlagen, da ich ja schon in diesem Brauhause gedient hatte. Er schrieb
„Komme nächstes Frühjahr herunter, und wenn dir das Mädchen gefällt, so wirst du eine Versorgung finden.“
Anfang April 1815 reiste ich dann also zum zweiten Mal nach Wien. Diesmal mit der Absicht, mich bleibend in diesem Land niederzulassen.
Ich ging vorerst unerkannt als vazierender Braugeselle nach Jedlesee, um zu sehen und zu hören, was man über die Tochter des Hauses spräche.
Die damaligen Braugesellen konnten ihres Lobes nicht müde werden. Sie führte nicht allein das Hauswesen, sondern auch alle Rechnungen, kassierte die Gelder ein und machte mir gleich anfangs den Eindruck eines sehr geschäftstüchtigen Mädchens.
Ich erklärte meinem Vetter, dass mir Therese, so hieß sie, gefalle, und dass er mich ihr vorstellen solle.
Die Beliebtheit bei der Familie stieg danach mit jedem Tage, und man sagte, dass ich der rechte Mann sei, das Geschäft zu heben und in Schwung zu bringen.
Nur das Töchterlein war gegen mich noch scheu und zurückhaltend. Sie erklärte, dass sie erst 19 Jahre alt sei, noch nicht willens, sich zu verehelichen und am wenigsten mit einem fremden Manne aus fremdem Land, den sie erst einige Tage kenne.
Die Eltern und alle Bekannten setzten Alles in Bewegung, damit die Tochter die Partie nicht ausschlage. Nach acht Tagen erklärte sie, dass sie dem Drängen nachgebe und mich heiraten wolle.
Am 28. Mai 1815 hat mir Hochzeit im „Sperl“ in der Leopoldstadt. Unsere Ehe währte 47 Jahre der glücklichsten Erinnerung.
Ich verwendete nun meine ganze Kraft und Tätigkeit auf die Erweiterung und Verbesserung meines Geschäfts.
Von meinem Schwiegervater hatte ich das Brauhaus in 130.000 Gulden (rd. 2,6 Mio Eur) übernommen und bereits nach vier Jahren war ich schuldenfrei.
Am 2. Juni 1816 wurde unsere Tochter Katharina geboren, die unser einziges Kind bleiben sollte. [00:12:54]
Brigitte Neichl
In ihrer Biografie habe ich gelesen, dass Sie sich während der großen Überschwemmung 1830 heldenhaft für ihre Mitmenschen eingesetzt haben und dafür sogar mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet wurden. Möchten Sie uns davon erzählen?
Einen zeitgenössischen Bericht zu dieser Flutkatastrophe 1830 (der ein Jahr später eine Choleraepidemie folgt) hat 1832 Franz Sartori (1782-1832) verfasst. Der Titel: Wien’s Tage der Gefahr und die Retter aus der Noth.
Anton Bosch
Na ja, heldenhaft möchte ich das nicht nennen. Ich hab getan, was nötig war. Ich hatte am Schwarzlacken-Arm zwei Wächter mit dem Auftrage aufgestellt, bei dem Bersten der klafterdicken Eismassen mir sogleich Meldung zu machen. Durch die Verlegung des sogenannten Mühlschüttels (*) durch die Eismassen, fing das Wasser in der 9. Stunde des 28. Februar gewaltig zu steigen an.
(*) Mühlschüttel: Vom Mühlschüttelarm der Donau umflossene Insel östlich von Floridsdorf. Mehr
Um ein Uhr Nachts durchbrach das Hochwasser den Schutzdamm bei der Einmündung des Schwarzlacken-Armes und kam zehn Schuhe über dem gewöhnlichen Stromniveau ins Dorf herein.
Wird dieses Maß heutzutage noch verwendet?
Brigitte Neichl
Nein, Schuh oder Fuß wird nur noch in England und Amerika verwendet. Wir messen inzwischen in Millimeter, Zentimeter und Metern.
Anton Bosch
Und wie viel misst da ein Schuh?
Brigitte Neichl
Ca. 32 cm. 10 Schuh wären dann also in heutigem Maße etwa 3 m.
Anton Bosch
Aha! Auf jeden Fall hatte ich schon um 10 Uhr zwei schwere Bierwagen einspannen lassen, und meine Braugesellen mit Laternen versehen, in die niedergelegenen Gassen geschickt, sämtliche Einwohner von der drohenden Gefahr unterrichtet und zugleich angeordnet, mit Weib und Kinder in die Höhe gelegenen Häuser, also Pfarrhof, Gemeinde-Wirtshaus und größtenteils zu mir zu mir zu flüchten. Die Leute nahmen dies Anerbieten gern an und trieben namentlich ihr Vieh in mein Brauhaus.
Schon um 2 Uhr waren 72 kleinere Häuser im Dorf niedergerissen und die übrigen von den Wasserfluten unbewohnbar gemacht.
Glücklicherweise verlor in Jedlesee kein einzig lebendes Wesen sein Leben.
Brigitte Neichl
Das war zu einem großen Teil Ihnen zu verdanken, Herr Bosch. Nach einigen Tagen erhielten sie ja damals hohen Besuch.
Ja in der Tat! Erzherzog Franz Karl und Kronprinz Ferdinand (späterer Kaiser Ferdinand I.) kamen zu mir, welche beide ich auf einem „Steirerwagel“ mit nicht geringer Gefahr, bei abgerissenen Straßen in die benachbarten Orte führte, um den Greuel der Verwüstung mit anzusehen.
Einige Tage später kam auch ihre Majestät, die Kaiserin Caroline Auguste, die sich bei mir angelegentlich um alles erkundigte.

Wikipedia, gemeinfrei
Ihre Majestät hing meiner Tochter eine goldene Kette mit den Worten um
„Trage das Bildnis deines Vaters an dieser Kette und werde brav wie er.“
Der Kronprinz Ferdinand speiste mit seinem Adjutanten bei mir, beschenkte meine Leute als Helfer in der Not mit 50 Gulden (etwa 1.000 Euro).
Ich selbst wurde von seiner Majestät, dem Kaiser Franz mit der mittleren goldenen Civil-Verdienstmedaille ausgezeichnet.
Meiner Tochter übersandte Kronprinz Ferdinand einen goldenen Schmuck.

Brigitte Neichl
Das waren aufregende Zeiten. Und die Auszeichnung hat Sie sicher sehr gefreut.
Anton Bosch
Ja, das geb ich unumwunden zu. Ich fühlte mich sehr geehrt. [00:16:18]
Brigitte Neichl
1909 würde übrigens auch nach Ihnen eine Gasse im heutigen 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf in Anton-Bosch-Gasse benannt, davor hieß sie schon ab 1901 Boschgasse. Und Sie kennen Sie vielleicht noch als Theresien- oder Herrengasse.
Anton Bosch
Ja, ich erinnere mich und das freut mich ebenfalls sehr, dass man sich noch im Jahr 2021 an meine Familie und mich erinnert.
Brigitte Neichl
Ich würde jetzt gern über Ihre Tochter Katharina sprechen, denn durch sie haben wir ja eine Verbindung in den damaligen Vorort Fünfhaus. 1837 war ein wichtiges Jahr in Katharinas Leben.
Anton Bosch
Meine Katharina! Das Kind war mein Stolz. Es galt Alles bei allen Bekannten, Freunden und Genossen. Nicht, weil es mein einziges Kind und ich als wohlhabender Brauer bekannt war, sondern, weil meine Tochter durch Leutseligkeit und ungezwungenes Benehmen bei niederen und höheren Ständen ungemein beliebt war und von allen geschätzt wurde.
1836 wurde Katarina 20 Jahre und wir dachten über ihre Verheiratung nach.
Ich gab ihr meinen Wunsch zu erkennen, einen Brauer zu heiraten, indem sie dadurch eine der ersten unter Ihresgleichen werden könnte.
Sie erklärte, dass sie keinen anderen Mann heiraten werde, als den ich ihr vorschlagen würde. [00:17:48]
Brigitte Neichl
Und wie kamen Sie auf Johann Dengler?
Ende Teil 1
Und? Haben Sie Maurizio erkannt? Finden Sie auch, dass er den Brauereibesitzer Anton Bosch sehr authentisch und kurzweilig gegeben hat.

Im ersten Teil geht es ja hauptsächlich um den Werdegang von Bosch und wie es ihn nach Wien verschlagen hat.
Im zweiten Teil erfahren Sie dann mehr über dessen Bezüge zum damaligen Vorort Fünfhaus und wie es seiner Tochter Katharina mit Johann Dengler ergangen ist.
Versäumen Sie also nicht die Fortsetzung dieses spannenden fiktiven Interviews.
Wie bereits angekündigt, berichtet jetzt „Nordy“, also Karin Martiny, aus dem Norden von Rudolfsheim-Fünfhaus.
Grätzelkorrespondenzen
Brigitte
Karin, wo bist Du diesmal unterwegs?

Karin M.
Ciao Brigitte und Maurizio, liebe Hörerinnen und Hörer. Ich bin heute in Urlaubsstimmung und genieße das Dolce Vita auf einer italienisch anmutenden Piazza.
Zu diesem lebendigen Platz bin ich mit leichtem Gepäck mit dem 49er angereist, der mich an der Station Huglgasse direkt zu Gelateria di Jimmy führt, die sich am Eck – ihr ahnt es schon – des Kardinal-Rauscher-Platzes befindet.


Mit zwei Kugeln Eis im Stanitzel setze ich mich auf eine der vielen Bänke, die den Platz säumen, und beobachte das bunte Treiben.
Die Kinder, die am Spielplatz herumtollen und das kühle Brunnenbecken für Wasserball-Spiele nutzen.

Als Teil der Wiener Wasserwelt befinden sich nämlich gleich zwei Wasserinstallationen auf diesem Platz. Sie verleihen ihm nicht nur durch ihr regelmäßiges Plätschern eine besondere Atmosphäre, sondern auch durch ihre skulpturale Gestaltung.
Zwischen dem Lebensbaum von Hans Muhr (geb. 1934) und dem Denkzeichen von Osamu Nakajima (1937-2013), sind einige Bänke mit Tischen unter schattenspendenden Bäumen aufgestellt, auf denen in größeren Gruppen gepicknickt, zu zweit geplaudert oder allein gelesen wird.

Geprägt wird der Platz von der Rudolfsheimer Pfarrkirche. Ein neogotischer Backsteinbau aus dem späten 19. Jahrhundert, der mit finanzieller Unterstützung des Fürsterzbischof Kardinal Joseph Othmar von Rauscher gebaut wurde.

Auf ihren Stufen sitzen heute einige Jugendliche, die von ihrem Platz aus nicht nur die Wasserinstallationen, sondern auch das Café Antique sehen, unter dessen weitläufigem Sonnenschutz man mitten am Platz einen Cappuccino genießen kann.

Nach Eis und Kaffee schlendere ich noch ein wenig am Platz entlang und blicke durch die Auslagen von „Paint your style“, ein gemütliches Lokal, in dem man Keramik selbst bemalen und jeden Donnerstag Nachmittag auch Töpfern kann.
Nach der Urlaubssperre ist es ab 17. August wieder von 12 Uhr bis 19 Uhr und am Samstag von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

Gleich daneben bietet das Nachbarschaftszentrum 15 – Rudolfsheim-Fünfhaus auch im Sommer „Unterhaltung, Gesundheit, Kultur und Wissen für Alt und Jung“.

Wie etwa auch einen Italienischkurs oder Angelspaß und Bastelstationen für Kinder im Rahmen des Bezirks- Ferienspiels.
Fotos Karin Martiny 2021
Eines meiner Lieblings-Café, das Café Z, das sich seit einigen Jahren in den Räumlichkeiten der ehemaligen Café-Konditorei Angelmayer am Eck zur Holochergasse befindet, hat leider Betriebsurlaub.

Ich freue mich schon sehr darauf, wenn es um 24. August wieder aufsperrt, und besonders, wenn vor dem Café am 3. September ab 18 Uhr die Plakat-Aufhängung im Rahmen von Daniel Böswirths Projekt „seven poems/seven days“ mit musikalischer Begleitung und Gedichtslesungen stattfinden wird.
Mit Gedichten, die mit einer eigens aufgestellten Linoldruckpresse vor Ort in den Erstdruck gehen und an die Zuschauer*innen verteilt werden, wird die Frage danach gestellt, wem der öffentliche Raum gehört und was wir daraus machen.
Rege Beteiligung mit selbstgeschriebenen Gedichten ist dabei erwünscht.
Und auch sonst ist einiges los am Kardinal-Rauscher-Platz und in der Wasserwelt.
Am 5. September hält der Tourbus des Donauinselfestes am Kardinal-Rauscher-Platz und bringt die Bands „Gentle 5“ und „Fritsch & The Jims“ mit, die ab 20:30 Uhr zu hören sein werden.

Und am 10. September findet zwischen 10 Uhr und 22 Uhr das jährliche Wasserweltfest – diesmal unter dem Motto „Gemeinsam Gesund“ – statt. Bei freiem Eintritt gibt es sicherlich wieder ein abwechslungsreiches Programm auf der Bühne der Kulturen, kulinarische Köstlichkeiten und interessante Initiativen zu entdecken.
Mit diesem schönen Aussichten verabschiede ich mich von meinem Kurzurlaub und gebe zurück ans Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten-Studio.
Brigitte
Das war eine sehr inspirierende Grätzel-Reportage, die Lust auf den Kardinal-Rauscher-Platz und dessen vielfältige Angebote macht.
Baba Karin, und bis zum nächsten Mal!
Karin M.
Baba und noch einen schönen Sommer! [00:23:31]
Wie geht es im Museum weiter?
Wir sind noch bis Ende August auf Sommerpause und freuen uns schon, Sie ab Montag, dem 6.9.2021 wieder zu den Öffnungszeiten begrüßen zu können.
Ganz verzichten müssen Sie aber bis dahin dennoch nicht auf uns. Sie finden uns auf Facebook, Instagram & Co. und auf YouTube.
Alle Links finden Sie in den Shownotes.
Die nächste Podcast-Folge können Sie – wie erwähnt – bereits am 20. August hören. Es ist kein 15. des Monats, aber der fünfte Tag der Woche.
VERLOSUNG

Und nun zum angekündigten Gewinnspiel. Wir verlosen einen 15 € Gutschein für einen Einkauf im ArbeitsRaum. Man kann ihn auch für Dienstleistung von ArbeitsRaum verwenden.

Das Projekt ArbeitsRaum ist ein Beschäftigungsprojekt für junge arbeitssuchende Menschen. Die Werkstatt samt Verkaufsraum befindet sich seit Anfang 2021 in der Mariahilfer Straße 217. Wenn Sie mehr über ArbeitsRaum erfahren möchten, hören Sie doch in Folge 35 hinein. Der Link ist in den Shownotes.
Marcus Bittner, der Betreiber der Kleinkunstbühne „Tschocherl“ in der Wurmsergasse 42 und selbst Kabarettist, hat uns zwei Karten für seine Vorpremiere am 23.9. zur Verfügung gestellt.
Wenn Sie den Gutschein oder die Kabarett-Karten gewinnen möchten, beantworten Sie folgende Frage:
Von wo stammt der Besitzer der Jedleseer Brauerei Anton Bosch ursprünglich?
Schicken Sie die Lösung per Mail an podcast@bm15.at Aus allen richtigen Einsendungen werden zwei Gewinner bzw. Gewinnerinnen ausgelost und per Mail verständigt.
Bitte schreiben Sie neben der – hoffentlich richtigen – Antwort und Ihren Kontaktdaten auch, ob Sie lieber den Gutschein oder die Kabarett-Karten gewinnen möchten.
Einsendeschluss ist der 25. August 2021.
Wir sind nun schon am Ende der heutigen Folge angelangt. Wenn Sie Ihnen gefallen hat, empfehlen Sie uns gerne weiter.
Wenn Sie Wünsche, Ideen und Anregungen haben, schreiben Sie uns unter podcast@bm15.at
Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
Tweet
Ja, liebe Hörerin, lieber Hörer, Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus – gemeinsam!
Wenn Sie ihr Wissen über die Geschichte des 15. Bezirks erweitern möchten.
Wenn Sie kulturelle und gesellschaftspolitische Themen schätzen.
Wenn Sie gespannt auf interessante Menschen und Themen aus Vergangenheit und Gegenwart im 15. Bezirk sind.
Dann sind Sie bei uns richtig!
Besuchen Sie unsere Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum, verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf unserer Webseite, unserem Blog, unserem YouTube-Kanal und auf Facebook, Instagram & Co. Infos und Links, finden Sie in den Shownotes.
Wir sind auch gespannt auf Ihre Kommentare und Anregungen.
Ich freue mich auf die nächsten spannenden 15 oder ein bisschen mehr Minuten bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten und verabschiede mich mit der anregende Musik von Nigora und der berauschenden Stimme von Michael Stark.
Auf Wiederhören!
Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag!
Ihre Brigitte Neichl.
Outro
11 Kommentare zu „🎧 Anton Bosch und Johann Dengler/1“