Das Bild des Monats zeigt diesmal das Haus Herklotzgasse 35, in dem sich fast 100 Jahre lang eine Einrichtung für Kinder – genannt (Klein)Kinder-Bewahranstalt und eine „Arbeitsschule“ befanden. Gegründet wurde diese vom „Zentralverein zur Erhaltung von Kinderwahranstalten in Wien und Umgebung“, betrieben wurde die Einrichtung von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul.



Die Kinder-Bewahranstalt 1925
Diesmal geht es um eine Kinderbewahranstalt auf dem Gebiet des heutigen 15. Bezirks. Das Wort „Kinderbewahranstalt“ hört sich heutzutage etwas seltsam an. So nannte man das im 19. und auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute heißt so eine Institution Kindertagesstätte, Kindergarten oder Hort.
Am 13. Juni 1831 wurde die Kleinkinder-Bewahranstalt in der Oelweingasse 6 (damals Prinz Karl-Gasse 6 bzw. Braunhirschen 58) eröffnet. Die „Oesterreichisch=Kaiserliche privilegirte Wiener Zeitung“ vom 11. „Julius“ 1831 berichtete auf Ihrer Titelseite darüber.

Plan 1837 1. Standort der Kinder-Bewahranstalt (1831-1845)
Schirmherrin war Kaiserin Carolina Augusta (1792-1873). Sie war die 4. Ehefrau von Kaiser Franz I. (Heirat 1816). Sophie von Bayern, die Mutter von Kaiser Franz Joseph I., war ihre Halbschwester.
1846 übersiedelte die Kinder-Bewahranstalt in die Herklotzgasse 35 (vorher Schulgasse 1 bzw. Reindorf 58, Konskriptionsnummer 288 und 289).
In der Chronik der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul heißt es dazu:

Transkript
Im Jahre 1846 wurden 2 Baustellen im Ausmaße von 274 Quadratklaftern zu einem Hause und Garten, Ecke der Karolinengasse (=Geibelgasse) in der Schulgasse 1 (jetzt Herklotzgasse 35) um 1644 Gulden (etwa 32.000 Euro) angekauft. Das Haus wurde vom Baumeister Wenzel Krehon gebaut und kostete 10.750 Gulden (etwa 210.000 Euro). Die Kosten der inneren Einrichtung beliefen sich auf 200 Gulden (etwa 4.000 Euro).
Transkript Ende
Wenzel Krehon, Baumeister, wohnhaft in Sechshaus 124 (=Sechshauser Straße 33), wurde 1850 geboren und starb am 29.9.1855 an „Cholerathyphus“.





1885 Plan Kinder-Bewahranstalt beide Standorte: Prinz Karl-Gasse 6 (=Oelweingasse) und
Schulgasse 1 (=Herklotzgasse 35)

1898 Plan Herklotzgasse 35
Betrieben wurde die Einrichtung von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul.
1938 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Kinder-Bewahranstalt durch das NS-Regime geschlossen, die Einrichtung der „Aufbaufonds“ Vermögenverwaltungs-Gesellschaft einverleibt und das Gebäude schließlich „preiswert“ zum Verkauf angeboten.

1939-07-02 Neues Wiener Tagblatt
Die Kinderbewahr-Anstalt in der Herklotzgasse 35 zum Nachhören

Damit genug für heute:
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Ihre Brigitte Neichl
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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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Ein Kommentar zu „Die Kleinkinder-Bewahranstalt in der Herklotzgasse 35“