Der Gattenmord beim Westbahnhof

Diesmal geht es in „History & Crime“ um die Tötung der Therese Waczek. War es eine Affekttat, wie der Täter – der geschiedene Ehemann des Opfers – behauptet oder ein geplanter Mord? Lesen Sie mehr …

Barbara Büchner recherchiert unermüdlich in Archiven, durchforstet dutzende Zeitungsartikel und trägt für Sie die spektakulärsten Fälle zusammen, die sich auf dem Gebiet des heutigen 15. Bezirks zugetragen haben oder von Personen handeln, die im heutigen Rudolfsheim-Fünfhaus wohnhaft oder beruflich (oder sonst wie) tätig waren.

History & Crime

Wir kennen die Geschichte: Ein braver, etwas einfältiger Mann verliebt sich in eine Prostituierte, will sie aus dem Sumpf des Lasters retten, heiratet sie, tut alles, um ihr ein bürgerliches Leben zu ermöglichen – aber das Weib säuft, randaliert, treibt sich nächtelang herum, geht dann ganz offen auf den Strich … Als er ein letztes Mal verzweifelt bittet, verhöhnt sie ihn: „Hab keine Zeit, der nächste Freier wartet schon!“ Da verliert der zutiefst gedemütigte Mann die Fassung – es fließt Blut …

So war es im Jahre 1924 beim 26jährigen Monteur  Johann Waczek (auch Vaczek oder Watzek geschrieben) und seiner geschiedenen Gattin Therese, 20 Jahre alt. Oder war es vielleicht ganz anders?

Unbestritten ist: Ein letztes Treffen des Paares endete damit, dass „Risa“ Waczek tot in einer Blutlache auf dem Gehsteig vor ihrer „Arbeitsstätte“, dem Gürtel-Café Morawetz, Ecke Löhrgasse 2, lag.

Am Abend des 22. März 1924 tat der Oberwachmann Eduard Schlosser an der Ecke Felberstraße und Lerchenfelder Gürtel Dienst, als er vom Café Morawetz her laute Hilferufe hörte. Er eilte zur Stelle und fand eine junge Frau blutüberströmt dort liegen. Sie wies eine tiefe Stichwunde im Halse auf. Die Verletzte konnte noch sprechen, mit letzter Kraft, halb erstickt vom eigenen Blut, stieß sie hervor, den Stich habe ihr der geschiedene Gatte versetzt. Sie habe sich mit ihm im Café Morawetz getroffen, wo es zu einem heftigen Streit gekommen sei, bei dem er sie auch körperlich  misshandelt hätte. Als sie fortgehen wollte, habe er sie niedergestochen. Unmittelbar darauf erlag sie ihrer schweren Verletzung. Der Oberwachmann identifizierte sie als die 20jährige, unter sittenpolizeilicher Aufsicht stehende Therese „Risa“ Waczek, die im Café Morawetz der Prostitution nachging.

Illustrierte Kronen-Zeitung 25. März 1924, ANNO

Transkript

Vom Gatten auf der Straße erstochen

Risa Watzek, die in der Samstagnacht von ihrem von ihr geschiedenen Gatten, dem Monteur Johann Watzek, erstochen wurde. Watzek hat sich am Sonntagvormittag im Polizeigefangenenhaus auf der Elisabethpromenade selbst gestellt.

Zusatz-Informationen aus „Tatort Wien“ (Auszug)

15, Löhrgasse 1: Das lockere Messer. Der Fall Johann Watzek

(…)

Passanten hatten am Abend des 22. März beobachtet, wie aus dem an der Ecke Löhrgasse – Felberstraße liegenden Café Morawetz ein junges Paar auf die Straße trat und in eine heftige Debatte verstrickt war. Wenig später fand man an dieser Stelle die junge Frau am Straßenpflaster in ihrem Blut liegend. Der Mann war verschwunden.

Bald kannten die Kriminalbeamten die Hintergründe des blutigen Geschehens und auch der Täter war bekannt. Johann Watzek, ein Monteur, war Stammgast in dem kleinen Lokal gewesen, wo auch seine Frau Theresia seit der Trennung von ihm verkehrte – als Prostituierte. Watzek traf sie fast jeden Abend im Kaffeehaus und versuchte sie immer zu bewegen, doch wieder in die gemeinsame Wohnung zurückzukehren, was die Frau jedes Mal zurückgewiesen hatte. An jenem 22. März löste der Mann das Problem auf seine Art – er versetzte seiner Frau die tödlichen Messerstiche.

(…)

Quelle: „Tatort Wien – der neue Wiener Pitaval“

Eine Tat im Affekt schien auf den ersten Blick auch durchaus wahrscheinlich. Johann Waczek war ein körperlich grobschlächtiger und geistig recht einfacher Mann: Er hatte nur die Volksschule besucht, später im Grünzeuggeschäft seiner Eltern ausgeholfen und dann als Hilfsarbeiter sein Geld verdient.

Er lebte in geordneten Verhältnissen, hatte eine Wohnung in der Rotenmühlgasse 21 in Meidling und war bei der Gaswerk-, Bau- und Maschinenfabrik  Manoschek in der Linzerstraße 160 als Hausarbeiter in Stellung. Er bezog einen Wochenlohn von 350.000 Kronen, so dass er, wie er angab, imstande gewesen wäre, für seine Frau und sich zu sorgen.

Das war ziemlich optimistisch gedacht, denn 1924 war eine Zeit der galoppierenden Geldentwertung (Hyperinflation) und 350.000 Kronen entsprechen laut dem Historischen Währungsrechner in etwa der heutigen Kaufkraft von 147 Euro. Die Frau verdiente beträchtlich mehr, und ihr war der reichliche Schandlohn wichtiger als das kleinbürgerliche Glück.

Historischer Währungsrechner

Als Johann Waczek dieses Glück endgültig in Trümmern liegen sah, riss ihn die Leidenschaft zu einer blutigen Tat hin.

„Maßlos erregt“, so die  Illustrierte Kronen-Zeitung, „sei er ihr nachgegangen, und als sie ihn noch auf der Straße verhöhnte, indem sie ihm sagte, “sie müsse fort, da ihr Verehrer auf sie warte”, habe er im Zorn das offene Taschenmesser aus dem Sack gerissen und ihr blindlings einen Stich versetzt, so dass sie wenige Minuten darauf verschied. Johann Waczek sah nur, dass seine rechte Hand blutbefleckt war, und erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, was er angerichtet hatte. Da ergriff er die Flucht gegen Hietzing zu, auf der er angeblich sein Messer verloren hat. Er irrte bis in die frühen Morgenstunden durch die verschiedenen Straßen herum, bis er sich endlich selbst im polizeilichen Gefangenenhaus auf der Roßauerlände stellte.”

“Liesl”, Polizeigefangenenhaus an der Roßauer Lände, ehemals Elisabethpromenade, Bild: Wikipedia, gemeinfrei

Eine proletarische Liebes-Tragödie, die selbst der an Herz-Schmerz-Geschichten sonst völlig uninteressierten, radikal politischen Zeitung  „Die Rote Fahne“ einen Beitrag wert war? (Die Rote Fahne 25. März 1924).

Es sah ganz so aus. Waczek verhielt sich dann ja auch, wie man es von einem reuigen Affekttäter erwartet. Was geschehen war, begriff er seinen Angaben nach erst, als er Blut an seinem Ärmel bemerkte, danach irrte er stundenlang herum und stellte sich schließlich um vier Uhr morgens der Polizei mit den Worten: „Ich bin der Mann, der seine Frau erstochen hat“.

Was werden die Leser*innen der Zeitungsberichte wohl gesagt haben? “Tragisch, so aa Mord, aber gelln’S, die Frau war schon selber auch schuld – was muaß des Luder den armen Mann so provoziern!”

1924-03-24 Illustrierte Kronen-Zeitung, ANNO

 Die Illustrierte Kronen-Zeitung vom 24. März 1924 berichtete ausführlich:

Transkript

Der Gattenmord beim Westbahnhof.

Selbststellung des Mörders. – Die Tragödie einer unglücklichen Ehe.

 Wie berichtet, hat am Samstags abends der Monteur Johann Waczek, Rotemühlgasse 21 wohnhaft, seine geschiedene Gattin, die 26jährige Prostituierte Therese Waczek, geborene Wehl, in der Löhrgasse, in der Nähe des Westbahnhofs, durch einen Messerstich, der die Hauptschlagader am Hals durchtrennt hatte, getötet. Waczek hatte die Tat verübt, weil sich seine Gattin geweigert hatte, den gemeinsamen Haushalt mit ihm wieder aufzunehmen. Nach der Tat war Waczek geflüchtet.

 „Ich bin der Mann”…

Während man nun nach dem Totschläger forschte, erschien dieser selbst gegen 4 Uhr früh im Polizeigefangenenhaus auf der Roßauerlände mit der Erklärung, »er sei der Mann, der seine Frau erstochen habe“. Johann Waczek, ein mittelgroßer, robuster Mann, wurde sofort dem Hauskommissariat überstellt. Er gab zu, seine Frau erstochen zu haben, behauptete jedoch, die Tat aus Eifersucht und in augenblicklicher Erregung verübt zu haben. Er schilderte im Laufe des Verhörs, dass er mit seiner Frau früher in bestem Einvernehmen gelebt habe, dass es aber dann zu Zwistigkeiten gekommen sei, die zur gerichtlichen Scheidung geführt haben. Trotzdem hatte er immerzu Sehnsucht nach seiner Frau, die aber nichts von ihm wissen wollte und sich nach der Scheidung unter sittenpolizeiliche Kontrolle gestellt hatte. Wiederholt hätte er versucht, die Frau davon abzubringen und sie gelegentlich ihrer Besuche bei ihm zur Wiederaufnahme des gemeinsamen Haushaltes zu bewegen versucht. Stets versicherte sie ihm, das sie einverstanden sei, doch hielt sie nie das Versprechen. So hatte er seine Frau auch am 21. d. in dem Cafe Morawetz in der Löhrgasse getroffen. Man hatte vereinbart, dass sie ihn am nächsten Tag in seiner Wohnung in der Rotenmühlgasse aufsuchen werde. Vergeblich wartete Johann Waczek am nächsten Tage auf seine Frau. Sie kam wieder nicht. Er geriet in große Aufregung, und gegen dreiviertel sechs Uhr abends begab er sich dann wieder in das Café Morawetz, wo er seine Frau auch antraf. Es entspann sich sofort ein heftiger Wortwechsel.

Der Verehrer wartet auf sie.

Er behauptet nun, entgegen den Aussagen der Zeugen im Kaffeehaus, dass die Frau freiwillig aufgestanden und aus dem Kaffeehaus getreten sei. Maßlos erregt sei er ihr nachgegangen, und als sie ihn noch auf der Straße verhöhnte, indem sie ihm sagte, “sie müsse fort, da ihr Verehrer auf sie warte”, habe er im Zorn das offene Taschenmesser aus dem Sack gerissen und ihr blindlings einen Stich versetzt, so dass sie wenige Minuten darauf verschied. Johann Waczek sah nur, dass seine rechte Hand blutbefleckt war, und erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, was er angerichtet hatte. Da ergriff er die Flucht gegen Hietzing zu, auf der er angeblich sein Messer verloren hat. Er irrte bis in die frühen Morgenstunden durch die verschiedenen Straßen herum, bis er sich endlich selbst im polizeilichen Gefangenenhaus auf der Roßauerlände stellte.

Er habe nur die Absicht gehabt, die Frau einzuschüchtern, damit sie zu ihm ziehe und ihr Gewerbe aufgebe. Der Totschläger, der bereits im Jahr 1918 wegen Betruges mit drei Monaten Kerker vorbestraft ist, wurde gestern Vormittag dem Kommissariat Schmelz überstellt.

Transkript Ende

Also doch kein braver Mann? Nun, ein Betrüger muss noch lange kein Mörder sein, aber das Misstrauen der Beamten war geweckt. Erste Sprünge bekam das Bild des aus moralischem Zorn zum Totschläger gewordenen, betrogenen Ehemannes, als sich bei der Untersuchung der Leiche von Risa Waczek herausstellte, dass der Stich sie genau in die Halsschlagader getroffen hatte, sodass die kräftige junge Frau innerhalb weniger Minuten verblutete. Sie starb ja buchstäblich vor den Augen des Oberwachmannes Eduard Schlosser und zahlreicher Zeug*innen, die aus dem Café auf die Straße gerannt waren.

Die Aorta (Halsschlagader).
Bild: Wikipedia.

Einiges an Waczeks Darstellung wollte nicht so recht zu den Tatsachen passen:

  • Er behauptet, er habe das Messer, ein Taschenmesser, bereits offen im Hosensack getragen – was doch wohl nicht allgemein üblich ist,
  • Er habe die Frau nur einschüchtern wollen, damit sie zu ihm zurückkehre – indem er ihr das Messer in den Hals stößt?
  • Er habe  sein Taschenmesser gezogen und in höchster Aufregung, „blindlings“, ohne zu wissen, wohin er sie treffe, zugestochen – welch ein Zufall, dass er so gut getroffen hat!
  • Er will erst „durch einen Blutfleck am Ärmel“ bemerkt haben, was geschehen  war. Das ist unmöglich. Eine Schlagaderblutung ist ein ziemlich dramatisches Schauspiel: Verletzungen an großen Arterien erkennt man an der typischen pulsierenden, spritzenden Pulsader-Blutung, das Blut ist hellrot und die Blutung besonders stark.
  • Er sei davongelaufen, ohne zu merken, dass die Frau starb. Aber der Oberwachmann Schlosser war ja bereits bei der Schwerverletzten, als diese noch qualvoll sprechen konnte, und sie starb dann binnen weniger Minuten. Sehr weit kann Waczek also nicht vom Tatort entfernt gewesen sein.

Das Bild des Herrn Waczek wurde aber noch viel dunkler. Auf der Polizei fand man schnell heraus, dass der angeblich so brave, treuherzige Hausarbeiter ein guter Bekannter der Justiz war: Er war nicht nur bereits wegen Betruges vorbestraft, wofür er drei Monate Kerker abgesessen hatte, zur Zeit der Tat liefen auch Untersuchungen wegen Notzucht und Erpressung gegen ihn.

Vor allem aber: Er hatte schon zwei Frauen mit dem Messer angegriffen, als diese sich ihm widersetzten. Als 18jähriger Bursche hatte er mit einem Mädchen unter 14 Jahren ein Verhältnis gehabt, und als sie von ihm  nichts mehr wissen wollte, hatte er ihr einen Messerstich versetzt. Eine weitere Frau, mit der er Beziehungen unterhalten hatte, hatte er mit dem Erstechen bedroht, als sie das Verhältnis mit ihm nicht fortsetzen wollte. (Siehe untenstehenden Bericht der Kronen-Zeitung von der Verhandlung gegen Johann Waczek).

Als der Fall dann vor Gericht kam, blieb nicht viel übrig vom guten Ruf des Ex-Ehemannes, und die vermeintliche morbide Liebestragödie entpuppte sich als die Rache eines Zuhälters, dem sein „Pferdchen“ davonlaufen wollte!

Die Stunde 27.September 1924

Transkript des kompletten Artikels

Aus dem dunklen Wien: Die Frau zur Dirne gemacht. Ein Ehedrama mit tödlichem Ausgang und einem sehr düsteren Hintergrund bildet den Gegenstand einer Verhandlung, die heute vor dem Schwurgerichte des Landesgerichtes II unter Vorsitz des OLGR. Dr. Vockner beginnt. Angeklagt ist der Monteur Johann Vaczek, der am 22. März d. J. seine Frau Therese durch Messerstiche getötet hat. In der Anklage, vertreten von Staatsanwalt Dr. Milski, wird ausgeführt, dass am Abend des 3. März

(Dieses falsche Datum steht auch im Original, ist aber offensichtlich ein Druckfehler, es muss heißen: am 22. März)

der Oberwachmann Eduard Schlosser an der Ecke der Felberstraße und Lerchenfelder-Gürtel laute Hilferufe hörte. Er eilte zur Stelle und fand eine Frau blutüberströmt dort liegen. Sie wies eine tiefe Stichwunde im Halse auf. Die Verletzte war die unter sittenpolizeilicher Aufsicht stehende Therese Vaczek und sie konnte noch angeben, dass ihr den Stich ihr Gatte versetzt habe, Sie hatte sich kurz vorher mit ihm in einem Kaffeehaus aufgehalten, wo er sie bereits misshandelt hatte. Therese Vaczek starb unmittelbar darauf an Verblutung. Vaczek stellte sich am nächsten Morgen selbst der Polizei und gab an, er habe die Tat in höchster Erregung verübt. Er sei seit einem Jahre von seiner Frau geschieden, die sich nachher unter sittenpolizeiliche Kontrolle stellen ließ. Wiederholt habe er versucht, sie einem besseren Lebenswandel zuzuführen, sie habe jedoch seinem Bitten kein Gehör geschenkt. Er habe sie kurz vor der Tat im Café Morawetz aufgesucht und sie gebeten, zu ihm zurückzukehren. Sie verließ das Lokal, er folgte ihr auf die Gasse und sie sagte dann, er müsse jetzt fortgehen, weil ihr Verehrer auf sie wartet. Da habe er sein Taschenmesser gezogen und in höchster Aufregung, ohne zu wissen, wohin er sie treffe, zugestochen. Diese Verantwortung, sagt die Anklage, sei jedoch durch die Ergebnisse der Untersuchung widerlegt worden.

Transkript Ende

Zugegeben, bei einem Wochenlohn von 147 Euro ist die Versuchung groß, nach einem Körberlgeld Ausschau zu halten, und Risa war eine fesche und offenbar auch lebenslustige Person. Jedenfalls hatte sie schon während der Ehe diverse Hausfreunde. Gemeinsam heckte also das Ehepaar den Plan aus, sie auf den Strich zu schicken. Da ein Ehemann aber von Gesetzes wegen nicht der Zuhälter seiner Angetrauten sein durfte, ließ man sich pro forma scheiden. Was anfangs auch ganz gut klappte, bis …

Transkript Fortsetzung

Er selbst veranlasste seine Frau, sich einem unsittlichen Lebenswandel hinzugeben. Er brachte es so weit, dass die Ehe im Mai 1922 einverständlich geschieden wurde, nur zu dem Zwecke, damit sich seine Frau unter sittenpolizeiliche Kontrolle stellen könne. Ihm war es hauptsächlich darum zu tun, von ihrem Verdienst sich erhalten zu lassen. Vaczek ist wegen Betruges bereits verurteilt und befand sich wegen Notzucht und Erpressung in Untersuchung. Die Verhandlung dauert fort.   

Transkript Ende

Eines hatte Johann Waczek nämlich nicht bedacht. Risa, die jetzt häufig gut situierte Männerbekanntschaften machte, sah nicht ein, warum sie all dieses schöne Geld ihrem Ehemann abliefern sollte – und sie stellte weiterhin fest, dass es weitaus aufregendere Männer gab als Johann. Zum Beispiel einen Kellner namens Josef Redl, der nur darauf wartete, dessen Stelle als Zuhälter der schönen Risa einzunehmen. Wie die Kronen-Zeitung berichtet:

Transkript

1924-09-27 Illustrierte Kronen-Zeitung, ANNO

Wie die Kronen-Zeitung berichtet: „Ihm war es hauptsächlich darum zu tun, sich von ihrem Verdienst erhalten zu lassen. Er ließ auch wiederholt Drohungen gegen sie fallen, wenn sie nicht zu ihm zurückkehre. Besonders aufgeregt war Vaczek, als seine geschiedene Frau mit dem Kellner Josef Redl ein Verhältnis anknüpfte und er jede Aussicht verlor, dass sie mit ihm weiter verkehren werde. Zu Zeugen äußerte er sich einmal, seine Frau und Redl würden hin werden, wenn er einmal mit ihnen zusammenträfe.

Transkript Ende

Über das Urteil ist leider weder in den Tageszeitungen noch im “Wiener Pitaval” Näheres zu finden, es dürfte aber angesichts der Umstände recht hart ausgefallen sein.

Quellen:

meine meinung

Eine schmutzige Geschichte, die ein blutiges Ende fand. Weder Opfer noch Täter erwecken Sympathie. Was mir freilich nicht aus dem Kopf geht: Wie sollte ein Ehepaar eigentlich von 147 Euro Wochenlohn leben? Wie schafften es die Menschen überhaupt, in dieser Zeit der galoppierenden Geldentwertung, die 1929 in die Weltwirtschaftskrise überging, über die Runden zu kommen? Dass da so manchem jedes Mittel recht war, ist keine Entschuldigung – aber auch kein Wunder.

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