Vom Victoriabad zur Stadthalle – Bäder in Rudolfsheim-Fünfhaus – einst & jetzt
Wussten Sie, dass es im 15. Bezirk im 19. und bis Mitte des 20. Jahrhunderts einige Wannen- und Douchebäder, Voll- und Wannenbäder und ein Tröpferlbad gab?
Lesen Sie mehr im folgenden Artikel von Eva Anna Welles & Waltraud Zuleger.
Sauberes Wasser
Genügend Wasser zu haben, war seit urdenklichen Zeiten wichtig, noch wichtiger war, genügend sauberes Wasser schöpfen und trinken zu können. Sogar in römischer Zeit im alten Vindobona gab es bereits eine Wasserleitung, natürlich nur für einen relativ kleinen Bereich der Stadt.
Die in den größer werdenden Städten immer wieder auftretenden Cholera- und Typhus-Epidemien waren auf die schlechten hygienischen Lebensbedingungen, aber vor allem auf das verunreinigte Trinkwasser zurückzuführen.
Es gab ja am Anfang des 19. Jhdt. noch keine Kanalisation und keine Wasserleitungen. Das Wasser wurde aus Hausbrunnen geschöpft oder fließenden Gewässern entnommen.
Im heutigen 15. Bezirk – bis Ende des 19. Jhdts. noch ein Vorort von Wien – wurde zum Beispiel das Wasser des Wienflusses oder des Mühlbaches verwendet, beide im 18. und 19. Jhdt. durch die anliegenden Fabriken stark verunreinigte Gewässer.

Erst im Zuge der Eingemeindung der Vororte in Wien in den Jahren 1890/1891 waren fast alle Haushalte in (Groß-)Wien mit einwandfreiem Trinkwasser versorgt.
Sauberkeit und Hygiene
Die Wichtigkeit der Hygiene wurde Anfang bis Mitte des 19. Jhd. entdeckt. Auch die Volksbäder wurden in dieser Zeit eingeführt, so dass auch die ärmere Bevölkerung eine Möglichkeit erhielt, sich gründlich zu reinigen. In manchen Volksbädern konnte man auch seine Wäsche waschen.
Bäder in Rudolfsheim-Fünfhaus
Nachfolgend eine Auflistung der Bäder in den Vororten Fünfhaus, Rudolfsheim und Sechshaus, später 14. und 15. Bezirk, heute 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus, ergänzt durch Einträge im Lehmann‘schen Adressbuch:
Theresienbad
Schon in der Römerzeit waren Schwefelquellen in dieser Gegend bekannt gewesen.
Ab 1859 ist dieses Bad auch im Lehmann genannt. Es könnte das Älteste von Wien sein.
Der Vorort Unter-Meidling gehörte eine Zeit lang zum Gerichtsbezirk Sechshaus, deshalb wird das Bad hier erwähnt.
Der Eintrag lautete zuerst: Unter-Meidling 105; ab 1861: Theresienbad, Maria Freiin von Ehrenfels’sche Intestat-Erben, Unter-Meidling, Hauptstraße 57 und 58; und ab 1886: Theresienbad, Wannenbäder, Hauptstraße 4 – 6, Eigenthum der Gemeinde Unter-Meidling.
Unter- und Ober-Meidling wurden später zusammengelegt und bilden heute den 12. Wiener Gemeindebezirk.

1861-1870
Victoriabad
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Quergasse 207
Gfrorner’s Bad
Eigentümer: J. Gfrorner (bis 1871 ohne Namensnennung)
Sechshaus, Hauptstraße 1
1871-1875
Victoriabad
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Grenzgasse 8 (Neue Adresse ab 1875!)
Gfrorner’s Bad
Eigentümer: J. Gfrorner (Ab1874: Neues Marienbad)
Sechshaus, Hauptstraße 1
1876
Victoriabad
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Grenzgasse 8
Neues Marienbad
Eigentümer: J. Gfrorner
Sechshaus, Hauptstraße 1
Kaltwasserbadeanstalt am Neubaugürtel
Ohne Hausnummer
Der Eintrag der Kaltwasserbadeanstalt findet sich im Lehmann nur im Jahr 1876 und lautet: „Betrieben von der Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft“. Das Bad könnte von Johann Marschner ab 1882 übernommen bzw. betrieben worden sein.
1877/78
Würffels’s Victoriabad
(Wannenbäder) – In der Sommerszeit
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14 (Neue Adresse!)
Die Victoriagasse (früher: Mittelrustengasse bzw. Feldgasse, heute: Viktoriagasse) ist nach den „Victoriasälen“ benannt. So nannte Franz Zobel seine Bierhalle. Der Name setzte sich bei seinen Kund*innen aber nicht durch, sie sagten „beim Zobel“ oder „Zobeläum“. Im Gastgarten hatten bis zu 3000 Menschen Platz, er war Anfang der 1860er Jahre der größte von Wien.
Quelle: Czeike, Historisches Lexikon Wien
Neues Marienbad
Voll- und Wannenbäder
Eigentümer: J. Gfrorner
Sechshaus, Hauptstraße 1
1879-1881
Gfrorner’s Bad, Voll- und Wannenbäder
Eigentümer: J. Gfrorner
Sechshaus, Hauptstraße 1
Josef Gfrorner ist von 1882 bis 1886 als Badhaus-Inhaber im „Namensregister“ angeführt, nicht mehr unter „Badeanstalten“.Ab 1887 gibt es keinen Eintrag mehr.
Würffels’s Victoriabad
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
1882-1884
Würffels’s Victoriabad
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
Johann Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Johann Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Möglicherweise das Tramway-Bad.
Johann Marschner, Brennholzverkleinerer (sic!), Anstalt- und Badhausbesitzer (sic!), Fünfhaus, Neubau-Gürtel 25 (um 1870 wohnhaft in der Zinkgasse 22); Hauptmann der Freiwillligen Feuerwehr des Gerichtsbezirks Sechshaus von ca. 1878 bis 1890.
1885
Würffels’s Victoriabad
Wannen- und Douchebäder
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
Johann Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Johann Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Voll- und Schwimmbad; derzeit (Anm.: zur Zeit der Herstellung des Adressbuches) noch nicht eröffnet
Eigentümer: Heinrich Mayer
Fünfhaus, Schönbrunner Straße 12,
später Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1

Ein Andreas Fuchs scheint im Jahr 1853 im Häuserkataster für Fünfhaus als Hausbesitzer und Wirth in Fünfhaus Nr. 23 und 25 auf. Das Hotel wurde 1862 erbaut.
Im Häuser-Schema der Gemeinde Fünfhaus (nächst Wien) von 1880 sind unter „Fuchsgasse“ die Conskriptions-Nummern 257 – 259 als Andreas Fuchs‘ Erben (Heinrich und Magdalena Mayer) gehörig angeführt.
Es ist nicht geklärt, ob die Fuchsgasse nach dem Hotelbesitzer Andreas Fuchs oder nach einem Gemeinderat und Wirth Karl Fuchs benannt worden ist.

1886-1894
Würffels’s Victoriabad
Wannen- und Douchebäder
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
Johann Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Johann Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Heinrich Mayer
Fünfhaus, Schönbrunner Straße 12, später Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1
1895-1897
Würffels’s Victoriabad
Wannen- und Douchebäder
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
Johann Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Johann Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Heinrich Mayer
Fünfhaus, Schönbrunner Straße 12,
später Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1
Städtisches Volksbad
nur Douchebad
XIV, Heinickegasse 3 (Ende 1894 eröffnet)
Die Heinickegasse ist nach dem deutschen Pädagogen Samuel Heinicke benannt, der im 18. Jhdt. die „deutsche Methode“ der Gehörlosenpädagogik entwickelte. Die Gasse war früher ein Teil der Braunhirschengasse.
Die Städtischen Volksbäder des 15. Bezirks
Das Tröpferlbad
Die Volksbäder wurden von der Bevölkerung bald Tröpferlbad genannt, weil der Wasserdruck oftmals nicht ausreichte und das Wasser aus den Duschköpfen nur tröpfelte. In einigen dieser Volksbäder gab es auch Wannenbäder.
Der Eintrittspreis beinhaltete meist die Bereitstellung von Wäsche, wie der Badeschürze (aus Anstandsgründen!) und dem Trockentuch. Ursprünglich hatten die Volksbäder zwei Abteilungen, jeweils eine für Frauen und eine für Männer.
Später wurde auch zwischen Erwachsenen und Kindern getrennt. Für die Arbeiter*innen waren die Volksbäder jahrzehntelang die einzige Möglichkeit zur gründlichen Körperreinigung.
Einige dieser Volksbäder werden heute noch von der Stadt Wien als Saunen (ohne eigenes Schwimm- und Hallenbad) geführt, so z. B. das Penzinger Bad in Wien 14 oder das Hermannbad in Wien 7.
Zwei Tröpferlbäder im 15.
Im 15. Bezirk gab es zwei Städtische Volksbäder, sogenannte „Douche- (Dusche-)bäder“, die inzwischen geschlossen wurden.
1894 wurde das Volksbad Heinickegasse 3 eröffnet (im jenem Bezirksteil, der vor der Eingemeindung zur Ortsgemeinde Sechshaus gehört hatte).
1900 wurde das Volksbad Reithofferplatz 4 als Teil einer Gemeindebauanlage[?] eröffnet. Dieses Volksbad wurde im Dezember 1997 geschlossen.
Das Tröpferlbad (Pirron & Knapp)
Robert Cuny de Pierron (Pseudonym: Pirron, später: Bobby Pirron), geb. in Zürich, und Josef Gnapp (Pseudonym: Knapp), geb. in Wien, sind die Schöpfer und Interpreten des in den 1950er Jahren oft gespielten Liedes „Das Tröpferlbad“:
1.
Das Tröpferlbad
Am vergangnen Freitag warn wir zwa im Tröpferlbod,
Dass Sie net dabei warn, des is schod, schod, schod, schod.
Drunten beim Kassier da macht a Frau grad an Bahö,
„Was, Sie sogn, I bin a alte Fee, Fee, Fee, Fee?
Was san dann Sie dann, Sie zrupfter Bisan (Anm.: eine Art Hahn)
Warn Sie ka Amtsperson, höratns an andern Ton!
Doch weil ich fein bin und net gemein bin,
Stell I mi nimmer mehr mit Ihnen her.
Sie glaubn, weil Sie da in an Vogelhäuserl sitzen,
Könnens a schwoche Frau tyrannisiern!
Jetzt halt’s mi zruck, sonst komm I no in d’Hitzn
Und tua dem Kartenbändiger, Kartenbändiger, Kartenbändiger no ane schmiern!“
2.
Endlich samma drinnen in der Umkleidekabin‘
Die Nackerten, die rennen her und hin, und her und hin, und her und hin.
Aner von die Nackerten, der is unhamlich gfüllt,
Sei Freind schaut aus als wie a Röntgenbüld, büld, büld, büld.
‚S ist ein Gedränge in dera Menge
Und kaner waß mehr gwiss, welcher Fuß sein eigener is
‚S ist wia ’n an Narrnhaus, wir ziagn uns d’Schuach aus,
Doch unser Nebenmann ziagts uns wieder an.
So, jetzt probiern ma’s halt amol mit unsrer Hosen,
Kaum hamma draußt, hilft uns der Nachbar wieder rein.
Wir kriegn an Zorn, und zwar an Mordstrumm großen
Und gengan samt dem Gwand, samt dem Gwand, samt dem Gwand ins Bod hinein.
3.
Der Gfüllte, der kommt eine, steigt mitten auf a Saf‘
Der Längs noch hauts eahm hin und er is baff, baff, baff, baff.
Wie er wieder aufsteht, will er zur Brause hin,
Er passt net eine in die Duschkabin‘, bin, bin, bin.
In der nächsten Klause unter der Brause
Da hupft des Röntgenbüld grad hin und her wie wüld
‚S is a Verhängnis, dass der so dünn is,
Wann der zum Abfluss rutscht, dann is er pfutsch!
Da macht’s an Pumperer, wir zwa san furchtbar zsamm’zuckt,
Weil den Gfüllten hauts grad wieder amol hin,
Die Brausen san verbogn, die Wänd hats eindruckt,
Des gaunze Tröpferlbad, Tröpferlbad, Tröpferlbad, des ist jetzt hin!
Au weh!
1898-1900
Würffels’s Victoriabad
Wannen- und Douchebäder
Eigentümer: Carl Würffel
Fünfhaus, Victoriagasse 14
Karl Würffel ist ab 1900 als Badhaus-Inhaber im Namensregister eingetragen. Ab 1901 kein Eintrag mehr unter „Badeanstalten“.
Johann Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Johann Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Möglicherweise das Tramway-Bad.
Johann Marschner, Brennholzverkleinerer (sic!), Anstalt- und Badhausbesitzer (sic!), Fünfhaus, Neubau-Gürtel 25 (um 1870 wohnhaft in der Zinkgasse 22); Hauptmann der Freiwillligen Feuerwehr des Gerichtsbezirks Sechshaus sowie Gründer und Mitglied des Feuerwehr-Bezirks-Verbands in Sechshaus im Rudolfsheimer Gemeindehause, Fischergasse 36 (seit 1894 Grimmgasse), von ca. 1877 bis 1900.
Johann Marschner ist am 20. August 1900 verstorben.
Zu diesem Zeitpunkt war Marschner nach wie vor Feuerwehrhauptmann, wodurch nach seinem Ableben eine Neubesetzung dieser Funktion erforderlich war. Sein Nachfolger Heinrich Pfau (Rauchfangkehrermeister) wurde am 18.09.1900 dem Stadtrat zur Kenntnis gebracht.

Die Grundstücke, auf welchem sich das Bad befunden haben, wurden der Witwe verpachtet und nach Anlage des Urban-Loritz-Platzes die Nummer kassiert. Heute befindet sich dort eine Straßenbahnhaltestelle.
Vielen Dank an Andreas Lenzmann für den Hinweis und die Ergänzung zu Johann Marschners Todestag und seine Funktion bei der Freiwilligen Feuerwehr!
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Heinrich Mayer
Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1 (1900 steht der Eintrag irrtümlich unter „VI. Bezirk“!)
Städtisches Volksbad
nur Douchebad
XIV, Heinickegasse 3 (Ende 1894 eröffnet)
1901-1904
Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Paula bzw. Pauline Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
Wasserheilanstalt Magdalenenbad
Inhaber Heinrich Mayer, Voll-, Schwimm-, Dampf- und Wannenbad;
Aerztlicher Leiter Dr. L. Popovici
Städtisches Volksbad
XIV, Heinickegasse 3
Städtisches Volksbad
Reithofferplatz 4
Die Baugründe Reithofferplatz 2, 3 und 4 wurden nach Salzberg 1896 von der Gemeinde Wien angekauft und 1899 bebaut. Ab 1901 befand sich auf Nr. 4 das Volksbad, das 1997 geschlossen worden ist.
Johann Nepomuk Reithoffer war ein österreichischer Unternehmer und Gründer der Niederösterreichischen k. k. landesbefugten Gummielasticum- und Guttaperchawarenfabrik in Wimpassing, aus der nach Zusammenschluss mit anderen Unternehmen 1912 die Firma Semperit entstand. 1895 wurde nach ihm der Reithoffer-Platz benannt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nepomuk_Reithoffer
1905
Städtisches Volksbad
XIV, Heinickegasse 3
Städtisches Volksbad
Reithofferplatz 4
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Heinrich Mayer
Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1
Marschner, Voll- und Schwimmbad
Eigentümer: Paula bzw. Pauline Marschner
Fünfhaus, Neubaugürtel 25
„Derzeit nicht im Betriebe!“ Scheint danach nicht mehr auf.
1906-1922
Städtisches Volksbad
XIV, Heinickegasse 3
Städtisches Volksbad
Reithofferplatz 4
„ … Die Städtischen Volksbäder (nur Duschbäder): Bad s. Wäsche 10 Uhr. Badezeit im Sommer vom 1. Mai bis 30. September (1910) von 7 – 9 Uhr und von 2 – 8 Uhr, im Winter von 2 – 8 Uhr, an Samstagen (während des ganzen Jahres) von 7 – 12 Uhr und von 2 – 8 Uhr, an Sonn- und Feiertagen im Sommer von 6 – 12 Uhr, im Winter von 7 – 12 Uhr.“
Magdalenenbad im Hotel Fuchs
Eigentümer: Heinrich Mayer
Mariahilferstraße 12 bzw. 138 / Fuchsgasse 1
Ab 1913: Ärztlicher Leiter Dr. Leopold Knopf
Inserat im „Deutschen Bezirksboten“ im Jahre 1914:
„Magdalenen-Bad, 15., Mariahilferstraße 138 – Schwimm- und Wannenbäder, Schwimmunterricht, Wasserkuren, Dampfbäder, Herren von 6 – 9 Uhr früh und von 2 Uhr bis abends, Damen von 9 Uhr früh bis 2 Uhr nachmittags.“
Im Salzberg wird Karl Mayer als Besitzer genannt (Sohn von Heinrich? Erbe?)
Städtisches Kinderfreibad „Hietzing“
Ab 1919 XIII., Schönbrunner Vorpark
Das Kinderfreibad befand sich bis 1990 in der Mitte des Auer Welsbach-Parks, heute 15. Bezirk. Der Park ist 1890 auf dem Areal eines ehemaligen Küchengartens angelegt worden und hieß damals „Schönbrunner Vorpark“. An der Stelle eines Zierteiches wurde 1919 ein Kinderfreibad errichtet, das 1990 geschlossen und abgerissen worden ist.
Der Park trägt den Namen des Erfinders des Glühstrumpfs für das Gaslicht, Carl Freiherr Auer von Welsbach. Er gründete die Treibacher Industrie AG, die Auer-Gesellschaft in Berlin und ist Schöpfer der Marke Osram.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Auer-Welsbach-Park
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Auer_von_Welsbach
Die Kinderfreibäder des 15. Bezirks
Die Kinderfreibäder waren, wie auch die Wiener Gemeindebauten, eine Erfindung des Roten Wien (1919-1934). Als erstes Kinderfreibad gilt das Hütteldorfer Staubecken im Wienfluss, das allerdings bereits 1917, also noch in der Christlichsozialen Ära, als Bademöglichkeit für Kinder eröffnet wurde.
Der große Andrang hatte seit 1919 die Errichtung weiterer Kinderfreibäder zur Folge, in Parks (wie z. B. dem Schönbrunner Vorpark, später Auer-Welsbach-Park), später auch in Gemeindebau-Anlagen (Planschbeckenbau, Loeschenkohlgasse).
Grundgedanke dieser Einrichtung war, der Großstadtjugend im Alter von 6 bis 14 Jahren eine kostenlose Bademöglichkeit zu schaffen, die ohne gesellschaftliche Unterschiede genutzt werden konnte. Eine Rolle spielten dabei auch hygienische und gesundheitliche Überlegungen, so z. B. der Kampf gegen Rachitis und Tuberkulose.
Die Bauentwürfe für die Kinderfreibäder wurden vom Stadtbauamt ausgearbeitet, die Einrichtung war im Wesentlichen einheitlich: Umkleideräume für ca. 500 Kinder (nur mit Bänken ausgestattet), Becken von höchstens 60 cm Tiefe (es waren ursprünglich keine Schwimmbäder, sondern Planschbecken) und fast ausschließlich mit Hochquellenwasser gefüllt, Brausen, Filtrier- und Sterilisierungsanlagen.
Die Kleiderabgabe erfolgte wie bei der Theatergarderobe an einem Pult. Jedes Kind bekam nach Abgabe seiner Kleider ein Metall-Nummernplättchen, das es mit einer Schnurschlinge um den Hals hängen konnte. Wenn möglich, wurden Grünanlagen angeschlossen. Später wurden in einigen Kinderfreibädern auch Schwimmbecken für Jugendliche zusätzlich zum Planschbecken gebaut.
Die meisten Kinderfreibäder wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, aber nach 1945 wieder hergestellt.
Mit Beginn der 1970er Jahre verloren die Kinderfreibäder ihre ursprüngliche Attraktivität, teils durch die Errichtung von familienfreundlichen Schwimm- und Hallenbädern, teils aufgrund veränderter Gewohnheiten.
In der Folge wurden die meisten Kinderfreibäder aufgelassen oder umgebaut, so z. B. das Petzlbad im 17. Bezirk, das heute Teil des Jörgerbades ist, oder zu „Familienbädern“ mit kleinem Erlebnisbereich umgebaut, wie z. B. das Kinderfreibad am Hofferplatz im 16. Bezirk.
Kinderfreibäder im 15.Bezirk
Im 15. Bezirk gab es im 20. Jhdt. sicher drei Kinderfreibäder, von denen keines erhalten ist: das Kinderfreibad im Auer-Welsbach-Park, das Kinderfreibad am Vogelweidplatz und das Kinderfreibad Loeschenkohlgasse 8a.

Ein weiteres Bad war das Planschbecken, das dem legendären Planschbeckenbau (Possingergasse 25 / Ecke Gablenzgasse) den Namen gegeben hat. Dieser entstand zwischen 1921 und 1924 als Teil der Siedlung Schmelz (2. Bauphase, zwischen Wickhoffgasse, Gablenzgasse und Possingergasse).
Die Stelle im Auer-Welsbach-Park, wo sich einmal das Kinderfreibad befunden hat, ist heute unverbaut und wird als sogenannte Wildnisfläche bezeichnet. Dort wurde 2003 ein Denkmal für den Umweltschutz aufgestellt: die Tonskulpturen „Sarah“ und „Johanna“, genannt „Die Flammenfrauen“.
Sie stehen als Symbol für den Menschen, der in den Prozess der Natur eingebunden ist und stellen die zentrale Frage im Stadt-Naturschutz: Wie viel Raum geben wir der Natur? Geschaffen wurden sie von der niederösterreichischen Bildhauerin und Biobäuerin Charlotte Seidl.
1923-1938
Städtisches Volksbad
XIV, Heinickegasse 3
Städtisches Volksbad
Reithofferplatz 4
Städtisches Kinderfreibad „Hietzing“
XIII., Schönbrunner Vorpark
Das Magdalenenbad scheint ab 1923 unter „Badeanstalten“ nicht mehr auf.
Städtisches Kinderfreibad
Vogelweidplatz

Das Kinderfreibad am Vogelweidplatz wurde 1927 eröffnet und um 1969 vermutlich wegen der inzwischen fertiggestellten Stadthalle aufgelassen.
1939 bis 1942
Volksbad – Brausebad
XV., Heinickegasse 3
Volksbad – Brausebad
XV., Reithofferplatz 4
Städtisches Kinderfreibad
Schönbrunner Vorpark
Städtisches Kinderfreibad
Vogelweidplatz
Die Wiener Stadthalle
Die Wiener Stadthalle ist das größte Veranstaltungszentrum Österreichs. Erbaut von 1953 bis 1956 auf dem Gebiet des ehemaligen Schmelzer Friedhofs wurde sie in den darauffolgenden Jahren mehrfach erweitert.

Die Stadthalle ist eine der drei größten Veranstaltungskomplexe und eine der führenden Event-Locations in Europa. Der Komplex umfasst insgesamt sechs Veranstaltungsstätten und ein angeschlossenes Schwimmbad; zwei Sporthallen, eine Eishalle, eine kleine und eine große Mehrzweckhalle und eine Halle mit Showbühne.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Stadthalle

Eine der beliebtesten Sportattraktionen des 15. Bezirks ist heute das Schwimmbad in der Wiener Stadthalle. Seine drei Schwimm- und Sportbecken gehören zu den tiefsten der öffentlichen Badeanlagen in Wien.
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Literatur/Quellen
- Handels- und Gewerbe-Adressbuch Wien und dessen nächster Umgebung für 1845
- Häuserkataster Fünfhaus aus dem Jahre 1853
- Häuserkataster Sechshaus aus dem Jahre 1853
- Lehmann’sches Adressbuch ab dem Jahr 1859
- Häuserschema der k.k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien mit den zehn Bezirken und den Vororten, 1875
- Häuserkataster der k.k. Reichs- und Residenzstadt Wien aus dem Jahre 1905
- Häuserkataster der Bundeshauptstadt Wien 1928 „Salzberg“
- Czeike, Felix, Historisches Lexikon von Wien in Bänden
- Welles/Zuleger, Feuer! – Es brennt – es brennt!, Edition BM15, Wien 2015
- Feichtenberger, Claudia, Wiener Bäderkultur- einst und jetzt, Compress Verlag, Wien 1994.
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2 Kommentare zu „#FAQ15/051 Kennen Sie das Victoriabad und das Magdalenenbad?“