Unser Bild des Monats zeigt diesmal Kinder in der Dreihausgasse um 1900. Noch bis in die 1950er Jahre verbrachten Kinder (v.a. Buben, denen mehr Freiheiten zugestanden wurden) einen großen Teil ihrer freien Zeit auf den damals noch spärlich befahrenen Straßen oder auf der „Gstettn“ (verwilderter Platz).



Alfons Petzold (1882-1923) berichtet in seinem autobiographischen Roman „Das rauhe Leben“ vom Spielen auf den Gstetten der damals noch nicht vollständig verbauten Schmelz:
„Oh, welch zahlreiche Freuden sind aus diesem Grasboden in meine Adern geströmt! (…) Was geschah nicht alles auf dieser für das Kinderherz so unendlichen Heide (…) mit Baumgruppen und phantastischem Schanzwerk als Inseln, durchzogen von geheimnisvollen Gräben, in denen seltsames Unkraut wucherte und in üppiger Fülle Eidechsen, Kröten, (…) und Wildhasen hausten. Diese Heide war für uns Kinder die unermeßliche Prärie, die gelbe Wüste Afrikas (…). Auf ihrer Einsamkeit gründeten wir die Republik der Kindheit (…). Alle Gestalten unserer Märchen bevölkerten ihre Erdhügel, Bäume und Gräben.“
Alfons Petzold „Das rauhe Leben“
Heute beherbergt die Schmelz noch den ASKÖ-Freizeitpark und das Universitätssportinstitut Wien.
Mit der zunehmenden Verbauung der freien Flächen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung von Kinderspielplätzen notwendig. Ebenso wurden (oft parteipolitisch initiierte) Gruppen, wie die Roten Falken, die Pfadfinder, diverse Turnvereine, etc. gegründet, um einerseits die Kinder von der Straße wegzubekommen, und andererseits sportliche und soziale Aktivitäten zu fördern. Hier zeigt sich auch der Trend, das Spielverhalten der Kinder auf gewisse Räume zu beschränken und zu kontrollieren.

Nach wie vor zählen auch verschiedene Feste und Feiern zu den kleinen und großen Vergnügungen von Kindern.

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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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Ein Kommentar zu „„Oh, welch zahlreiche Freuden“ – Kinder & Freizeit um 1900 (Bild des Monats)“