Was Sie schon immer über Rudolfsheim-Fünfhaus wissen wollten …
Hier erfahren Sie regelmäßig interessante Details aus Vergangenheit & Gegenwart von Rudolfsheim-Fünfhaus, dem 15. Wiener Gemeindebezirk.
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Fünfhaus ist der nördliche und östliche Bezirksteil des 15. Wiener Gemeindebezirkes Rudolfsheim-Fünfhaus und eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Chronologie
- seit 1957 heißt der 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (davor von 1938-1957 Fünfhaus)
- von 1892-1938 bildete Fünfhaus allein den 15. Bezirk Fünfhaus (Rudolfsheim und Sechshaus war zum 14. Bezirk zusammengefasst)
- von 1849-1890/1892 war Fünfhaus eine selbständige Vorortgemeinde südwestlich von Wien und lag außerhalb des Linienwalls der Vorstadt Mariahilf
Was davor geschah …
Im Zuge der beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683 wurden die damals bereits belegten Siedlungen (Meinhartsdorf und das alte Reindorf) vor dem heutigen Gürtel im Wesentlichen völlig zerstört. Nach 1683 verlagerte sich der Krieg allmählich von der Stadt Wien nach Osten und Süden und begünstigte die dauerhafte Entstehung von Dörfern.
Nach 1683 entstanden auf dem Areal des späteren 15. Bezirks allmählich vereinzelt Bauten, wie zum Beispiel um 1696 das Schloss Plankenau – auf der Höhe der heutigen Grimmgasse – und Wirtschaftsgebäude, wie etwa der Nentwichhof um 1701 – im Bereich zwischen Karmeliterhofgasse und Staglgasse. Um diese Gebäude entstanden mit weiteren Häusern und Wirtschaftsgebäuden erste Siedlungskerne, welche dann die späteren fünf Dörfer Sechshaus, Braunhirschen, Reindorf, Rustendorf und eben auch Fünfhaus bildeten.
Wo heute die Talgasse, die Dingelstedtgasse und die Clementinengasse zusammenlaufen befanden sich um 1700 Weinbaugründe, die zum Barnabitenkollegium St. Michael gehörten.
Man nannte diese Gegend „zu den hangenden Lüssen“. Der Begriff Luß (Mehrzahl Lüß, Lüssen) ist ein im Mittelalter häufig vorkommender Riedname. Unter Lüß verstand man einen durch Los zugeteilten Ackeranteil. Lange Lüssen waren schmale, langgestreckte Grundparzellen von Acker- oder Weingartengrundstücken. „Hangende Lüssen“ erstreckten sich auf abfallendem Gelände, wie es auch bei den gegen das Wiental abfallenden Hängen der Fall war. Heute erinnert uns noch die Hanglüßgasse daran.

In den Jahren 1708 bis 1711 erteilte das Barnabitenkollegium einigen Weingärten-Besitzern in den „hangenden Lüssen“ im Bereich der heutigen Clementinengasse (früher Schwanengasse) auf den jetzigen Hausarealen Nummer 9-17 die Erlaubnis, dort Häuser zu errichten. Gebaut wurden vorerst drei, dann weitere zwei Winzerhäuser. Diese fünf Häuser blieben lange Zeit die einzige Ansiedlung dieser Gegend.




Im Volksmunde nannte man diese Gegend bald „bei den fünf Häusern“ (oder Häuseln). Kurze Zeit darauf – im Jahre 1771 – finden wir schon die neuere Bezeichnung der kleinen Gemeinde „Fünfhäuser außer der Mariahilfer-Linie“, woraus schließlich der Name „Fünfhaus“ wurde. (vgl. Hahn 1853: 5, Franz-Ferron 1891: 142).
Fünfhaus entwickelte sich rasch nach dem System der Aufschließungsstraßen (Aufschließung = Gesamtheit von baulichen Maßnahmen und rechtlichen Regelungen zur Herstellung der Nutzungsmöglichkeiten eines oder mehrerer Grundstücke). Die Grundlage bildete das Straßenkreuz Fünfhausgasse-Herklotzgasse, dann kamen die Turner- und die Kranzgasse hinzu.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm der Ort einen raschen Aufschwung. 1795 gab es in Fünfhaus 55 Häuser, im Jahre 1822 waren es 119 und 1830 wurden bereits 130 Häuser mit 2566 Einwohner*innen gezählt (vgl. J. Franz-Ferron 1892: 142f).
Zu dieser Zeit umfasste Fünfhaus das Areal zwischen dem Linienwall (heute Mariahilfer Gürtel und Neubaugürtel), der späteren Sechshauserstraße und der Grenzgasse. Im Norden bildete ursprünglich die Linzer Poststraße (Mariahilfer Straße) die Grenze. Bald dehnte sie der Ort aber bis über die heutige Herbststraße hin aus.
Eine Verbauung befand sich allerdings nur um die Clementinengasse und die Mariahilfer Straße zwischen Zwölfergasse und Grenzgasse. Der Westbahnhof wird erst wenige Jahre später erbaut (1858) , das Gebiet jenseits der späteren Felberstraße in Richtung der späteren Gablenzgasse war noch nicht verbaut. Lediglich im Bereich des heutigen Märzparkes und der Stadthalle befand sich der Schmelzer Friedhof (1782 angelegt; 1874 gesperrt; nach 1918 aufgelassen).
1805 und 1809 erlitt Fünfhaus durch die Franzosen, 1848 durch Plünderungen beträchtliche Schäden.
Bis Mitte des 19. Jahrhundert kommt es zu einer Reihe von Industrieansiedlungen , wie der Oesterlein’schen Gewehrfabrik, dem Fünfhauser Brauhaus, und dem Fünfhauser Gaswerk.
Am 13. Juli 1849 – im Zuge der Aufhebung der Grundherrschaft – wurde Fünfhaus, das zuvor zu Reindorf gehört hatte, eine selbständige Gemeinde.

„Von dem Barbaniten-Collegium zum heiligen Michael
in Wien als Amtsverwaltung von Währing, Fünfhaus
und Sechshaus.
Das k. k. Kreisamt V. U. W. W. (*) hat mit Decret
vom 6. empf. 12. d. M., Z. 1121 J., in Würdigung
der von der Gemeinde Fünfhaus angeführten Motive, dem
Einschreiten derselben, eine abgesonderte Gemeinde bilden
zu dürfen, zu willfahren befunden und demgemäß die Ge=
meinde Fünfhaus ihrem Wunsche entsprechend, für
eine abgesonderte Ortsgemeinde erklärt.
Hievon wird der Herr Ortsvorsteher zur weiteren
Verständigung der Gemeindemitglieder andurch in Kenntnis
gesetzt,
Wien, 13. Juli 1849.
Stary, Oberamtmann.“
(*) V. U. W. W.: Das Industrieviertel, altertümlich Viertel unter dem Wienerwald, ist der südöstliche Teil Niederösterreichs (Wikipedia)
Infolge dieser Entschließung wurde die Autonomie erklärt und auf Grund des neuen Gemeindegesetzes die erste Fünfhauser Gemeinde-Vertretung konstituiert. Am 19. Juni 1850 wählte man Heinrich Herklotz (1788-1856) (*) zum ersten Bürgermeister von Fünfhaus (vgl. Franz-Ferron 1891: 145f)
(*) 1894 wurde die Herklotzgasse (früher Schulgasse und Johannesgasse) nach ihm benannt.
Die weiteren Bürgermeister bis zur Eingemeindung nach Wien 1892:
Johann Dengler (1861-1862; 1781-1862; Denglergasse) (?)
Georg Geyschläger (1864-1867; 1801-1876; Geyschlägergasse)
Anton Leydolt, Postmeister (1867-1873; Leydoltgasse; Gattin Rosina, Rosinagasse)
Adolf Friedrich, Apotheker (1873-1885; Friedrichsplatz)
Richard Witzelsberger (1885-1891; 1835-1900; Witzelsbergergasse)
Nach dem Bau der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn (1858) entstanden nördlich der Bahntrasse der Ortsteil „Neu-Fünfhaus“ und etliche Hotels, wie Holzwarth, Fuchs (1862) und Wimberger (1870/71).
Fünfhaus gehörte damals zu den vornehmsten Vororten Wiens und wurde – auch wegen seines Brauhauses (*) – bei Ausflügen mit dem Stellwagen oder der Pferdetramway gerne besucht.
(*) Das Fünfhauser Brauhaus befand sich in der Gasgasse 4-6 und wurde von folgenden (heutigen) Gassen umgrenzt: Sperrgasse, Mariahilfer Straße, Staglgasse, Friedrichsplatz und Viktoriagasse
1890/1892 wurde Fünfhaus als 15. Bezirk eingemeindet. 1938 wurden die bisherigen Bezirke Rudolfsheim (14) und Fünfhaus (15) zum (neuen) 15. Bezirk vereinigt. Dieser behielt den Namen „Fünfhaus“.
Am 15. Februar 1957 wurde der Bezirksname in Rudolfsheim-Fünfhaus abgeändert.
Am 21. September 2001 wurde am Ursprung von Fünfhaus – im Dingelstedt-Park, dort, wo die Clementinengasse, die Dingelstedtgasse und die Talgasse zusammentreffen – anlässlich von 300 Jahren Fünfhaus, ein Gedenkstein enthüllt.

Die Inschrift lautet:
„Im Verlauf
der heutigen
Clementinengasse
entstanden 1701 die ersten
fünf Häuser, die dem
späteren Vorort, Bezirk und
nunmehrigen Bezirksteil
Fünfhaus
den Namen gaben.
Gewidmet vom
Kulturverein Fünfhaus
im Jahre 2001″

Quellen
- GeschichteWiki Straßennamen
- GeschichteWiki Straßennamen historisch
- J. Fritz Zoder: Rudolfsheim und Fünfhaus. Ein Heimatbuch. Deutscher Verlag für Jugend und Volk, Wien – Leipzig – New York 1925
- J. Franz-Ferron: Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Kommune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden, Verlag von Julius Kühkopf’s Buchhandlung in Korneuburg 1892
- Michael Hahn: Der Bezirk Sechshaus. Eine Beschreibung der Ortschaften Braunhirschen, Fünfhaus, Gaudenzdorf, Ober- und Untermeidling mit Wilhelmsdorf, dann Reindorf, Rustendorf und Sechshaus in historischer, topographischer, statistischer, commerzieller und industrieller Beziehung, Ferdinand Ullrich, Wien 1853
- WienWiki Fünfhaus
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Jede Belehrung und Berichtigung, welche in Beziehung auf größere Vervollkommnung und Gemeinnutzmachung dieser Herausgabe beabsichtigt ist, wird mit dem ausgezeichnetsten Danke empfangen.
(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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12 Kommentare zu „#FAQ15/043 Wo befindet sich der Ursprung von Fünfhaus?“