Unser Bild des Monats zeigt diesmal den Schmelzer Friedhof, der sich von 1784 bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (für Bestattung gesperrt ab 1874) auf dem Gebiet des heutigen Märzparks und der Stadthalle befand.

Schmelzer Friedhof – Märzpark – Stadthalle
Der Schmelzer Friedhof wurde als Ersatz für die unter Kaiser Joseph II. geschlossenen Vorstadt-Friedhöfe von Wien außerhalb des Linienwalls angelegt. Er wurde 1874 für weitere Bestattungen gesperrt. Seit 1892 befand er sich im Stadtgebiet Wiens. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Friedhof aufgelassen. Heute befinden sich auf dem Gelände unter anderem der Märzpark und die Wiener Stadthalle.

Der Schmelzer Friedhof gilt als einer der größten der sechs Josephinischen Friedhöfe, die am Ende des 18. Jahrhunderts nahe des Linienwalls entstanden.
Einige Prominente, die dort bestattet worden waren:
- Johann Lukas Boer (1751-1835), deutscher Arzt und Geburtshelfer
- Ignaz Semmelweis (1818-1865), der ungarische Chirurg und Geburtshelfer, der als „Retter der Mütter“ in die Geschichte eingegangen ist.

Auf dem Schmelzer Friedhof durften seit 1874 (Eröffnung des Wiener Zentralfriedhofes) keine neuen Bestattungen mehr vorgenommen werden.
Für Alfons Petzold (1882-1923) war der Schmelzer Friedhof mit seiner „dschungelartigen Vegetation“ das „Dorado“ seiner Kindheit.
„Er bildete mit seiner Dschungelvegetation das Dorado aller abenteuersüchtigen und vom Jagdfieber befallenen Knaben der umliegenden Vororte.
Alfons Petzold
Da gab es Eidechsen, Blindschleichen, Ringelnattern, verwilderte Kaninchen, viele Arten von Schmetterlingen und Käfern, manchmal eine pfeifende Ratte und dann den Jaguar dieser Wildnis, eine fauchende, verwilderte Katze; zermorschte, halb umgestürzte Grabkreuze, verwitterte Monumente ragten phantastisch aus der Schlingpflanzenwirrnis.
Da und dort bildete das wuchernde Laub interessante Höhlen, die im Verein mit leeren Grüften prächtige Verstecke für verfolgte Räuber- oder Indianerhäuptlinge abgaben. Und rätselhafte, von der Zeit halb verwischte Inschriften ließen die junge Seele seltsame, fremde Schicksale ahnen.“
Die Fläche des Schmelzer Friedhofs lag schräg zum entstehenden neuen Straßenraster. Zunächst kam es zu Grundstücksabtretungen an den Randgebieten und später zur Errichtung von Straßen quer durch das Friedhofsgelände.
Komplett aufgelassen wurde der Schmelzer Friedhof aber erst nach dem Ersten Weltkrieg. Heute befinden sich auf dem Gelände unter anderem der Märzpark und die Wiener Stadthalle.
Der Märzpark wurde 1928 eröffnet und erhielt seinen Namen auf Grund der hier 1848 begrabenen 35 Toten der Märzrevolution.
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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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12 Kommentare zu „Der Schmelzer Friedhof (Bild des Monats)“