Was Sie schon immer über Rudolfsheim-Fünfhaus wissen wollten …
Hier erfahren Sie regelmäßig interessante Details aus Vergangenheit & Gegenwart von Rudolfsheim-Fünfhaus, dem 15. Wiener Gemeindebezirk.
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FAQ=Frequently Asked Questions (häufig gestellte Fragen)
Am 7.11.2018 wurde der Platz Turnergasse 22 Ecke Dingelstedtgasse in Moshe Jahoda-Platz benannt.
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Moshe Jahoda

Moshe Jahoda (1926-2016) wurde 1926 in der Geibelgasse 13 als Hans Jahoda geboren. Seine Eltern Hermine und Robert betrieben in der Schottenfeldgasse eine kleine Druckerei.
Als Kind wurde Moshe Jahoda Zeuge der Gewaltmaßnahmen gegen JüdInnen und Zeuge der Vernichtung des Turnertempels während des Novemberpogroms.
1939 konnte er als einziges Familienmitglied mit einem Kindertransport nach Palästina der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entkommen. Seine Eltern und seine jüngere Schwester Gertrude (geb. 1931) wurden 1943 im KZ Auschwitz ermordet. Mehr dazu hier.
Am 7.11.2018 wurde der Platz Turnergasse 22 Ecke Dingelstedtgasse in Moshe Jahoda-Platz benannt.


Die Synagoge wurde von der jüdischen Gemeinde 1871-1872 errichtet und von den Nationalsozialisten während der Novemberpogrome zerstört.
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Der Turnertempel
An dieser Stelle befand sich eine Synagoge, der Turnertempel.
„Wir haben im Turnertempel ein großes Zuhause gehabt, mit einem Kinder- und einem Jugendchor, wo ich auch gesungen habe. Und wo man sich immer zu den Feiertagen oder Freitagabend vor Sabbath getroffen hat. Es war ein höchst angenehmes Zusammentreffen, und in diesen Jahren mit einer gewissen Illusion verbunden, dass man sich hier sicher fühlen kann und dass man von der österreichischen Regierung irgendwie verteidigt wird. Aber es war nur eine Illusion, hat sich später herausgestellt.“
Interview mit Moshe Jahoda im Standard vom 17.3.2013
Das Interview mit Moshe Jahaoda im Standard vom 17.3.2013 finden Sie hier.
Der Großvater von Moshe Jahoda Simon Brück war Ehrendiener im Turnertempel, Moshe selbst sang dort im Chor.
Maria Altmann, Klimt & der Turnertempel
Am 9. Dezember 1937 heiratete Maria Altmann (* 18. Februar 1916 in Wien, Österreich-Ungarn als Maria Victoria Bloch; † 7. Februar 2011 in Cheviot Hills, Los Angeles) in der Synagoge Turnergasse 22 (Turnertempel) Fritz Altmann, einen Bruder des Textilfabrikanten Bernhard Altmann.
Maria Altmanns Name ist durch die Restituierung der enteigneten Kunstschätze, die ehemals im Besitz der Familie waren und 1938 auf der Flucht zurückgelassen werden mussten, in den Medien präsent. Mehr dazu hier.

Die frei stehende Synagoge wurde von der jüdischen Gemeinde des Bezirkes 1871 bis 1872 errichtet und von den Nationalsozialisten während der Novemberpogrome (von den Nationalsozialisten als Reichskristallnacht bezeichnet) zerstört.

Architekt Karl König
Das Bauwerk war von Karl König im Stil der italienischen Renaissance mit 496 Sitzen für Männer und 333 Sitzplätzen für Frauen entworfen worden.

Im Jahre 1923 erfolgte eine totale Außen-und Innenrenovierung mit einem Kostenaufwand von 170 Millionen Kronen, der zur Gänze durch Spenden der Gemeindemitglieder aufgebracht wurde. Außerdem wurde der zu klein gewordene Betsaal durch einen größeren Anbau ersetzt.



Am 10. November 2011 konnte der Erinnerungsort Turnergasse seiner Bestimmung übergeben werden.
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Erinnerungsort Turnergasse – Denkmalpark
Im Rahmen des Projekts Herklotzgasse 21 wurde gemeinsam mit der Stadt Wien und dem Kuratorium für Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) ein Wettbewerb zur Gestaltung eines Denkmals durchgeführt.
Gewinnerinnen des Wettbewerbs, der kein Holocaust-Denkmal im herkömmlichen Sinn zum Ziel hatte, sondern Erinnerung an die Geschichte des Ortes und Begegnung der heutigen Bevölkerung vereinbaren sollte, waren das Team Iris Andraschek & Hubert Lobnig / Auböck + Kárász.
Ihr Entwurf wurde umgesetzt. Am 10. November 2011 konnte der Erinnerungsort Turnergasse schließlich seiner Bestimmung übergeben werden.

Benennung des Platzes nach Moshe Jahoda
Moshe Jahoda war Kuratoriumsmitglied des Österreichischen Zukunftsfonds und Ehrenkurator beim Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus.
Jahoda warmaßgeblich an der Errichtung eines Mahnmals für den niedergebrannten Turnertempel beteiligt und gab als erster Interview-Partner des Projekts Herklotzgasse 21 deren Ausstellung den Titel: Dreieck meiner Kindheit.
Die deutschsprachige Ausgabe seines Buches Hier, da und andere Welten erschien 2013 in Edition Steinbauer.
Moshe Jahoda starb am 19. Oktober 2016 in Israel.
Als Zeichen der Anerkennung seines Wirkens für die jüdische Gemeinde in Rudolfsheim-Fünfhaus und für die Sichtbarmachung des Turnertempels erhielt der Platz beim Gedenkort Turnertempel den Namen Moshe-Jahoda-Platz.
Bei der feierlichen Benennung am 7.11.2018 waren neben Politprominenz die IKG-Vizepräsidentin Claudia Prutscher und Jahodas Familie aus Israel sowie zahlreiche Weggefährten und Anrainer dabei. Gleichzeitig wurde den Ereignissen des Novemberpogroms 1938 gedacht.

Foto: Anja Gaugl
Quellen
Wiener Zeitung
IKG Wien
DerStandard
Herklotzgasse 21
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(*) Wiens nächste Umgebungen an den Linien, herausgegeben von Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez, Wien 1827-1828
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5 Kommentare zu „#FAQ15/007 Seit wann gibt es den Moshe Jahoda-Platz?“