🍺 Der neue Kirchenwirt Eduard Peregi

Sohn eines Fischhändlers wird Multi-Wirt

Eduard Peregi, Sohn eines Fischhändlers, der als Legende vom Schwendermarkt galt, übernahm vor einigen Jahren das Kult-Beisl Quell im früheren Vorort Rudolfsheim (Reindorf) und eröffnete wenig später im früheren Vorort Sechshaus das Lokal Eduard (beim Sparkassaplatz).

Jetzt hat er zusammen mit zwei weiteren Wirten Jakob Jensen und Andreas Döcler im früheren Vorort Fünfhaus die Lokalität Dingelstedt3 eröffnet. (Nach einer Auskunft im Gasthaus wurde das Lokal mit 3. September 2018 eröffnet und nicht schon am 3. August 2018, wie im Internet irrtümlicherweise zu finden ist.)

Der Name Dingelstedt3 ist von der Dingelstedtgasse abgeleitet (das Gasthaus liegt an der Ecke Dingelstedtgasse / Platz Maria vom Siege) und von den 3 Wirten, die es betreiben.

Tradition des einstigen Kirchenwirts

Jakob Jensen, Andreas Döcler und Eduard Peregi (v.li.n.re.)
Foto: Ulrike Kozeschnik-Schlick

Das Dingelstedt3 befindet sich in einem Haus, das am neu errichteten Kirchenplatz (später Platz Maria vom Siege) erbaut wurde, der um die um 1870 neu erbaute Fünfhauser Pfarrkirche „zur Hl. Maria vom Siege“, einem neugotischen Gründerzeitjuwel, angelegt worden war.

Bei den Kirchenbauten im 19. Jahrhundert, besonders in der Gründerzeit, wurde großer Wert auf eine entsprechende, repräsentative Gestaltung der Kirche gelegt, bei der aber auch das Umfeld einbezogen wurde. Ist auch die einstige Fünfhauser Pfarrkirche seit 2017 Geschichte und zurzeit als koptisch-orthodoxe Kirche im Umbau, so beabsichtigt das Trio an die Tradition des Kirchenwirtes anzuknüpfen.

Das Dingelstedt3, das nur während der Woche geöffnet ist, bietet modern inspirierte Wiener Küche, interessante Mittagmenüs mit dem einen oder anderen exotischen „Tupfer“ und eine gemütliche Nachmittagsjause mit den klassischen Kaffeespezialitäten.

Neue Kohlkreunze und On Sud

Über die früheren Kirchenwirte der Maria vom Siege ist leider kaum etwas bekannt und nur wenig belegt. Im Czapek-Häuserbuch aus dem Jahr 1873 – hier hat die jetzige Dingelstedtgasse noch den idyllischen Namen Blüthengasse – ist seine Adresse als Baustelle angeführt, was mit dem Zeitpunkt der Errichtung von Platz und Pfarrkirche schlüssig wirkt.

Nach dem Häuserkataster der Vororte gehörte dieses Haus um 1888 einem Herrn Johann Sturany. Spätestens um die Jahrhundertwende ist hier das erste Gasthaus nachgewiesen, das vermutlich bereits früher existiert haben wird. Dieses Gasthaus führte meistens den Namen Gasthaus zur Maria vom Siege.

Zu Beginn sind wenigstens von drei Wirten die Namen überliefert. Um 1903 war der Wirt ein Herrn Rudolf Fassy, später ein Herr Alois Holzer und dann bis ca. 1931 ein Herr Karl Kopp. Dieser war auch der Hausbesitzer, sein Gasthaus verfügte bereits über eine eigene Fernsprech-Einrichtung – im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nicht selbstverständlich und ein Merkmal von „besseren“ Gasthäusern.

Interessant ist, dass Kopp es unter dem Namen Zur Neuen Kohlkreunze führte. (Eine Kohlkreunze ist ein Trag-Korb für Kohlköpfe bzw. dem Kohl.) Im 19. Jahrhundert gab es ein legendäres Gasthaus Zur Kohlkreunze, das sich in der Nähe der Neuen Kohlkreunze befand.

Später dürfte sich für den Kirchenwirt aber der ursprüngliche Name zur Maria vom Siege wieder durchgesetzt haben. Noch um 1999 war dieser Kirchenwirt als Gasthaus und Restaurant Maria vom Siege in Betrieb. Erst im 21. Jahrhundert wurde er geschlossen.

Danach stand das Gebäude einige Jahre leer. Das Lokal On Sud führte ein chinesischer Kirchenwirt (Xie Hong) mit griechischem Koch (George Tsergoulas) und wurde im Juli 2017 eröffnet. Xie Hong versuchte mit einer mediterran-asiatischen Küche zu punkten, schlitterte aber bereits Anfang Februar 2017 in die Insolvenz.

Oase der Ruhe

Bleibt zu hoffen, dass dem Dingelstedt3 mehr Erfolg beschieden ist, nicht zuletzt wegen des durchaus idyllisch gelegenen Platz neben der Kirche, Der Platz, der sich an der Gürtelstraße befindet, ist für für seine Lage ein erstaunlich ruhiger Ort, der nun wieder die Möglichkeit hat, sich als Oase der Ruhe zu etablieren.

Schubertlinde inklusive

Die Schubertlinde neben der Kirche Maria vom Siege

Direkt vor dem Lokal befindet sich zudem eine Schubertlinde, die im Schubert-Gedenkjahr 1928 von Fünfhauser und Rudolfsheimer Gesangsvereinen gepflanzt wurde.

Inzwischen ist sie ein eindrucksvoller Baum mit mächtigem Laub und Geäst und lädt wie ehedem zur Entspannung und Meditation ein.


Weitere Infos finden Sie hier:

  • meinbezirk.at, eingesehen am 5. September 2018
  • Gastronews, eingesehen am 5. September 2018
  • Severin Corti: On Sud. Simon vom Siege. In: Der Standard online, 25. August 2017
  • Jahrbuch der Genossenschaft der Gastwirte 1903, 1919 und 1931
  • Sammlungen Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus (Wirte-Mappe, Katasterlisten etc.)
  • Website Dingelstedt3

Unsere nächste Veranstaltung

Die Stadtarchäologie Wien

7000 Jahre Geschichte – Unsichtbares sichtbar machen

Vortrag von
Mag. Karin Fischer-Ausserer am Fr, 15.3.2019, 17.30-19.00

Mag. Karin Fischer-Ausserer

Mag. Karin Fischer-Ausserer leitet seit 2008 die Stadtarchäologie Wien. In diesem Vortrag erläutert sie die Bedeutung und die Schwerpunkte der Archäologie im Stadtgebiet. Sie berichtet über die Ergebnisse der Stadtarchäologie und wie diese vermittelt werden. Danach steht die Expertin für Fragen zur Verfügung.

Zur Vortragenden:
Mag. Karin Fischer-Ausserer: Studium der Archäologie in Wien. Seit 1.7.2008 Leitung der „Stadtarchäologie Wien“ als eigenständige Institution bei den Museen der Stadt Wien. Seit 2003 Präsidentin der internationalen Konferenz „Cultural Heritage and New Technologies“ (CHNT).

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